1. Bonuskapitel ↠ 200k

7.3K 401 71
                                    

{Kein wirklicher Zeitsprung seit dem Epilog || Lilo (37); Louis (33); Caleb (14); Zoe (11); Eli & Maze (9)}

„Und dann hat sie noch gesagt: Sie können ihr Kind doch nicht in dem Alter Lippenstift tragen lassen. Das wirkt sich negativ auf ihr Wachstum aus, bla bla bla. Ich meine, hallo? Weiß diese Frau eigentlich, in welchem Zeitalter wir leben? Wenn andere Mädchen sich für den Beruf ihrer Mutter interessieren ist das okay, aber bei uns nicht? Tut mir Leid, dass ich nicht Immobilienmaklerin bin oder so einen Scheiß", schnaubte Lottie aufgebracht und warf ein paar Socken, das sie gerade zusammen gestülpt hatte, aggressiv in einen Wäschekorb. Ihr hellblaues Haar war zu einem Dutt nach oben gebunden und ihr Make Up war natürlich wie immer perfekt aufgetragen. Es verging immer noch nicht ein Tag, an dem ich nicht neidisch auf ihre Schmink-Fähigkeiten war. Allerdings war es ja auch das, was ihr den Job als Stylistin besorgt hatte. Louis – und auch ich – waren seit ihrem Karrierebeginn so stolz auf sie gewesen und das hatte bis heute noch nicht aufgehört. Obwohl sie bereits 27 Jahre alt war. Und Mutter. „Ich bin doch im Recht, oder? Ich bin keine schlechte Mutter?"

„Ach was", winkte ich eilig ab, damit sie diese Gedanken ja nicht zu lange hatte. Lottie war eine großartige Mutter. Als große Schwester und Tante hatte sie schon genug Erfahrung mit Kindern gehabt, dass sie nicht ausgetickt war, als sie herausgefunden hatte, dass sie ungeplant schwanger geworden war. „Du machst nichts falsch. Dann trägt sie halt mal Lippenstift. Wenn ich mich richtig erinnere, haben bei Lux auch alle so einen Anstand gemacht. Und jetzt? Lux ist ein ganz normales Mädchen. Vielleicht ein bisschen hübscher als alle anderen." Lachend schüttelte ich meinen Kopf.

„Ja, das hat Tommy auch gesagt", schmunzelte Lottie. „Außerdem lasse ich ja nicht alles durchgehen. Lippenstift und Lidschatten ist noch okay, aber ihre Haare färben wir nicht."

„Effie hat sich letztens eine rosa Strähne machen lassen und jetzt jammern mich Zoe und Maisie deswegen voll", seufzte ich und trank einen Schluck aus meiner Teetasse. Ich konnte sehen, wie sich Lottie ein Lachen verkneifen musste.

„Wirst du nachgeben?"

„Niemals, Louis würde mich umbringen." Kichern räumte Lottie den Wäschekorb weg und versuchte dabei kein Sockenpaar zu verlieren. Kaum hatte sie sich wieder auf dem Sofa niedergelassen, ging die Tür zum Kinderzimmer auf und Lotties Tochter betrat das Wohnzimmer. Ihre kleinen Finger rieben sich noch den Schlafsand aus den Augen, während sie zum Sofa torkelte.

„Mummy, ich hab kein Bauchweh mehr", murmelte sie und als sie dann zum ersten Mal die Augen öffnete, fing sie zu strahlen an. „Tante Lilo!"

„Greta!", lachte ich und schloss das Mädchen in meine Arme, nachdem sie aufs Sofa geklettert war. Ihr braunes Haar sah zwar ziemlich verknotet aus, jedoch strahlten ihre blauen Augen umso mehr. „Ich hab gehört, du bist krank?"

Schmollend nickte die 5-jährige. „Ja, aber ich hab kein Bauchweh mehr."

„Na, das ist doch schon mal was." Lächelnd beobachtete ich, wie meine Nichte es sich auf meinem Schoß bequem machte.

„Greta, ist dein Zimmer aufgeräumt? Du weißt, dass Papa bald nach Hause kommt", sagte Lottie streng. Greta stieß ein Schnauben aus und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Es war klar, dass sie natürlich nicht aufgeräumt hatte. „Margarethe Tomlinson Napolitano." Kaum hörte Greta ihren vollen Namen sprang sie von meinem Schoß auf und rannte in ihr Zimmer. Dies war ein Trick, den ich sogar meinen Kindern antrainiert hatte. Wenn auf einmal der Zweit und Nachname dazu kam, dann war Polen offen und jeder musste sich retten. Um ehrlich zu sein klappte das sogar manchmal bei Louis.

„Hast du eigentlich mal wieder was von deiner Mum gehört?", fragte ich Louis' Schwester neugierig (A/N: Bitte keine traurigen Kommentare, ich glaube, wir sind alle schon traurig genug, Jay kann zumindest hier ein bisschen weiterleben <3). Wir hatten lange nicht mehr in Doncaster angerufen – obwohl es eigentlich auf unserer To-Do-Liste stand – und umso gespannt war ich darauf, was wohl gerade in dem nicht mehr ganz so vollen Haus passierte.

Blueberry Blue » l.t.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt