71. Feelings

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Go forth and have no fear

Come close the end is near

- X Ambassadors, >Renegades<

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Ich quetschte mein Auto in die letzte freie Parklücke und stellte den Motor ab. Zum bestimmt zehnten Mal sah ich nach, ob mein Vater mir geschrieben hatte. Er hatte es nicht. Dann würde wohl alles in Ordnung sein. Ich meine, wie schwer war es schon auf vier Kinder aufzupassen? Wenn es sich um meine Kinder handelte konnte es zwar ziemlich chaotisch werden, aber Dad lebte schließlich in einem Haus mit ihnen. Bevor ich mir noch mehr unnötige Gedanken machte, stieg ich aus dem Auto und lief auf ein kleines Restaurant zu. Kaum hatte ich die Glastür aufgedrückt, blies mir ein warmer Wind, verursacht von der Lüftung, entgegen. Ich öffnete meinen Wintermantel und lockerte den Schal um meinen Hals.

„ Guten Mittag. Haben Sie reserviert, Miss? Wir sind gerade ziemlich voll." begrüßte mich ein junger Mann, der vor einem aufgeschlagenen Terminkalender stand. Ich nickte kaum merklich.

„ Calder, meine Begleitung müsste schon da sein." erwiderte ich und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Er kam mir sehr gestresst vor, wie er immer wieder nach hinten zu seinen Kollegen und den vielen Gästen sah. Ich ließ meine Augen durch den Raum gleiten und entdeckte ziemlich schnelle Eleanor, die mitten im Raum saß. Ich ging auf ihren Tisch zu, nicht ohne dem Kellner zu zu zwinkern. Vielleicht würde ihn das ja aufmuntern.

„ Lilo, hach, wie schön." Eleanor sprang von ihrem Stuhl auf und schlang ihre schlanken Arme um mich. Ihr Haar duftete wunderbar und sie hatte ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht. „ Wir haben uns ja schon seit Weihnachten nicht gesehen."

„ Die Zeit fliegt." stimmte ich ihr zu und schlüpfte aus meinem Mantel, um diesen über meinen Stuhl zu hängen. Ich ließ mich nieder, als Eleanor mir gerade Wasser in ein Glas goss.

„ Ich hab gleich eine ganze Flasche bestellt. Ist das in Ordnung oder möchtest du etwas anderes trinken?" Ich winkte ab und wickelte mir den Schal vom Hals. Ich trug einen Schal nur, damit mir nicht kalt wurde. Als Accessoire konnte ich ihn nicht verwenden, er nervte mich nur. Im Gegensatz zu Eleanor unserer Fashion Ikone. „ Jetzt erzähl mal. Wie geht es dir? Was passiert gerade in deinem Leben?" Nachdenklich atmete ich tief ein und aus.

„ Mir geht's ganz gut. Nicht perfekt, aber es passt. Zoe hatte vor einer Woche und ein paar Tagen einen Unfall und es geht ihr langsam immer besser. Caleb war auch dabei und sein Bein ist gebrochen, deswegen kommandieren die beiden mich viel rum. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Elliott und Maisie kommandieren zwar nicht, aber ich glaube sie merken, dass Louis wahnsinnig weit weg ist. Sie haben noch keine Nacht durchgeschlafen und deswegen haben wir alle leichten Schlafmangel." Ich seufzte schwer und sah zu meinen Fingern, welche sich um mein Wasserglas gewickelt hatten. Dann hob ich abrupt den Kopf. „ Oh, tut mir Leid, ich hab schon wieder nur von meinen Kindern geredet." Eleanor schenkte mir ein sanftes Lächeln.

„ Keine Sorge, rede so viel über die Kleinen, wie du willst. Ich hab einfach nur überreagiert an Weihnachten."

„ Zu Recht." räumte ich ein. „ Deswegen wollte ich mich auch nochmal entschuldigen."

„ Brauchst du nicht. Wirklich nicht. Mittlerweile hab ich mich so gut es geht mit der Tatsache angefreundet und ... naja vielleicht nicht angefreundet, aber abgefunden." Eleanor nippte an ihrem Glas, bevor sie fortfuhr. „ Harry und ich haben uns informiert, schließlich gibt es ja viele andere Wege Kinder zu bekommen."

„ Ihr könntet eins von meinen haben." scherzte ich. Der Kellner von vorhin kam an unseren Tisch und reichte uns die Speisekarten. Ich lächelte ihn dankend an.

Blueberry Blue » l.t.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt