Ich lief durch die alten Gemäuer der Burg, die wie ein Zuhause für mich waren. Ich kannte jeden Winkel. Hier an diesem Ort fühlte ich mich sicher, geborgen und war mir selbst am nächsten. Wenn ich innerhalb dieser Burg war und mich die Aura von Jahrhunderten umgab konnte ich meine Gedanken am besten nachvollziehen und konnte mein Handeln der vergangenen Stunden am Objektivsten sehen. An diesem Ort war ich ein anderer Mensch. Nicht ein anderer Mensch als der, der ich war, sondern der Mensch der ich war und die meiste Zeit seines Lebens vorgab ein anderer zu sein, um in der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Hier war Ich ICH.
Keiner wusste wo ich immer hinging wenn ich im Unterholz des Waldes verschwand. Ich war mir noch nicht einmal sicher ob jemand diese Burg, außer mir, kannte. Denn noch nie hatte ich hier einen anderen Menschen außer mir getroffen oder im Internet irgendwas über eine alte, mehr oder weniger zerfallene Burg, gelesen. Und auf Google Maps war ich eben so erfolglos gewesen. Am Anfang dachte ich mir, ich würde mir die hellen mit Efeu bewachsenen Steine, die eine Meter lange Mauer bildeten, nur vorstellen. Und der alte modrig feuchte Geruch würde meiner Fantasie entspringen. Doch dann hatte ich ein Stück der Mauer, ein abgebröselten Steinbrocken, mit nach Hause genommen und meine Mutter hatte mich sofort drauf angesprochen. Seitdem habe ich mir keine Fragen mehr über diesen Ort gestellt sondern mich damit abgefunden, dass ich die einzige war die von seiner Existenz wusste. Es war mein Offizieller Inoffizieller Platz. Meine Burg. Hier war ich Herrscherin.
Im Sommer verbrachte ich hier von früh bis spät und stellte mir vor wie es hier wohl vor Hunderten von Jahren ausgesehen haben muss. Mit Menschen die ihren täglichen Aufgaben nachgingen und Pferdekarren die alles Mögliche von Ware bis Menschen von A nach B brachten und es das ganz normalste der Welt war, weil es zu jener Zeit ebenso war. Soldaten die auf den Wällen Patrouille liefen um nach möglichen Feinden Ausschau zu halten, um rechtzeitig die Bewohner der Stadt zu warnen und nötige Maßnahmen zu ergreifen. Ein König der über sein Volk herrschte wie ein Schäfer über seine Schafe. Schweren Herzens entsinne ich mich daran, dass ich noch nach Hause musste, was leider nicht diese Burg war. Also trat ich mein Rückweg nach Hause an.
Als ich zu Hause ankam, kam ich gerade noch pünktlich zum Abendessen. Ich wusch mir noch schnell die Hände und setzte mich dann an den bereits gedeckten Tisch wo auch schon mein Vater saß, der kurz vor mir von der Arbeit gekommen war und nun von seinem Arbeitstag sprach. Dann setzte meine Mutter mir und meinem Vater einen Teller mit Kartoffeln, Fischstäbchen und Spinat vor die Nase. Da ich mich auf meiner Tour heute, wie üblich, nur von Beeren ernährt hatte war mein Hunger dementsprechend groß. Wie ein wildes Tier viel ich förmlich über das Gericht, vergaß meine Manieren jedoch nicht. Nach dem Essen half ich meinem Vater wie jeden Abend beim Tisch abräumen und ging anschließend zu Bett.
Am nächsten Morgen stand ich schon um 7 Uhr auf, reichlich früh für in den Ferien, und packte mir einen Rucksack mit etwas zu essen einem kleinen Notizblock, einem Seil und einer Taschenlampe ein. Ich hatte mich Gestern spontan dazu entschlossen die unterirdischen Gänge der alten Burg zu erkunden aber hatte nicht das nötige Zeugs dabei gehabt. Nach einem einstündigen Sparziergang im Wald kam ich wieder an meiner Burg an. "Ich habe dich vermisst" nuschelte ich leise vor mich hin. Es stimmte immer wenn ich nicht bei der Burg war dachte ich unermüdlich an sie, wie schön sie war und was sie hier erlebt hatte. Heute war einer dieser Tage wo sich die Burg in der Sonne zu wälzen schien. Mit Wolken freien Himmel und dem Gezwitscher der Vögel konnte ich mir keinen schöneren Tag vorstellen hier zu sein. Wie jeden Morgen den ich hier verbrachte setzte ich mich in die Lieblings Ecke meines Lieblings Ortes. Es war ein Raum mitten in dem was wohl mal das Schloss gewesen sein muss. Der Aufstieg über die mehr oder weniger vorhandenen Treppen war schwierig aber von Oben hatte man einen hervorragenden Ausblick auf ein Drittel der Burganlage. Ich setzte mich an die Kante des halb zerstörten Gemaches und holte mein Notizblock raus. Eine kleine Windböe wehte mir durch die braunen Harre als ich mit meinem Füller einige Wörter auf das Papier schrieb und mir eine Geschichte ausmalte wie sie hier in diesem Zimmer und im Rest der Burg geschehen sein konnte.
Bis in die frühen Mittagsstunden schrieb ich meine Geschichte und entschloss mich dann die Kerker und andere unterirdischen Räume zu erkunden. Es war nicht leicht in der weitläufigen Anlage eine Treppe zu finden die noch intakt war und die ich ihr wirklich zutraute hinab zu gehen/klettern. Aber nach einer guten halben Stunde fand ich dann eine Treppe die mein Gewicht, nach all den Jahren, schien tragen zu können. Ich suchte eine Stelle wo ich das Seil aus meiner Tasche befestigen konnte um, falls die Treppe doch nicht so stabil war wie sie aussah, wieder hinauf ans Tages Licht zu kommen. Ich entschied mich für einen Baum der nur drei Meter von der Treppe entfernt stand. Als ich das Seil um den Stamm des Baumes gewickelt hatte kontrollierte ich ob mein Knoten auch wirklich hielt. Beim Seil machte ich mir weniger sorgen. Das war erst wenige Wochen alt. Zufrieden lächelte ich als der Knoten sich nicht löste als ich wild dran rum zog und machte mich an den Abstieg. Zwischendurch stoppte ich kurz um eine besonders instabil aussehende Stufe nach ihrer Stabilität zu prüfen. Ich hatte nur noch drei Stufen vor mir als das Seil nach gab und ich nach unten viel, weil ich mich nach hinten gelehnt hatte und so das Seil auf Spannung hielt, die mit einen mal weg war. Krachend kullerte ich gegen die Wand und staub rieselte mir ins Gesicht. Ich holte meine Taschenlampe aus dem inneren der Jackentasche und sah mich um. Zu meiner rechten und linken führten lange Gänge, dessen Enden ich von meinem Standpunkt nicht sehen konnte. Ich löste das Seil um meine Hüfte und rollte es auf. Ich besah das Ende des Seils genauer und erkannt, dass drei sauberere Schnitte es Stufen artig versetzt zu 3/4 getrennt hatten. Das letzte Viertel war gerissen und wies keinen sauberen Schnitt auf sondern einzelne Fäden die wild durcheinander rum baumelten und unterschiedlich lang und kurz waren. "Hallo ist da jemand?" Rief ich die Treppe hinauf. Wohl wissend das hier sonst niemand war. Mies gelaunt steckte ich das Seil weg und wollte mich wieder dran machen die Treppe hoch zu gehen als ich dort eine Weiße Wölfin sah die mich mit ihren eisblau grauen Augen fixiert hatte Langsam wich ich zur rechten Gang Seite zurück. Die Wölfin folgte mir hielt jedoch stets den gleichen Abstand. Ich ließ sie nicht aus den Augen, und sie mich nicht. Rückwärts bahnte ich mir einen Weg durch die Katakomben der Burg und leuchtete mit meiner Taschenlampe neben mir die Wände ab um Abzweigungen und ähnliches erkennen zu können nach gut zwei Minuten eröffneten sich zu meiner Linken und Rechten Flure. Ich wollte den Rechts von mir nehmen doch die Wölfin knurrte und deutete mit ihren Augen auf den Linken Flur.
"Willst du, dass ich da lang gehe?" fragte ich die Wölfin ohne zu wissen ob sie mich verstand. Ich ging davon aus, dass sie es nicht konnte. Mein Gott, das war ein Wolf und kein Hund. Doch zu meiner Überraschung gab sie ein Geräusch von sich, was für mich wie eine Bestätigung klang. Ich ging also widerwillig den linken Gang entlang und als wir die nächste "Kreuzung" erreichten sah ich die Wölfin fragend an. "Wo lang soll ich gehen?" fragte ich sie und wartete auf eine Antwort doch sie "antwortete" nicht. Also lag die Entscheidung bei mir. Ich entschied mich diesmal weiter zu gehen doch dies schien der Wölfin nicht zu gefallen den wieder knurrte sie leise. "Willst du mir was zeigen?" fragte ich sie, denn das war für mich die einzige Erklärung warum sie wohl wollen könnte, dass ich einen ganz bestimmten weg ging. Wieder knurrte sie, diesmal aber leiser. "Zeigst du mir den Weg?" fragte ich sie und macht eine Handbewegung die I hr signalisieren sollte, dass sie vorgehen und ich Ihr folgen würde. Und Tatsächlich sie kam zu mir und verringerte den Abstand, den sie die ganze Zeit so penibel beachtet hatte und bog nach links ab.
Ich folgte ihr. Mal bogen wir rechts ab und mal links mal aber auch gar nicht. Nach einer Guten viertel Stunde verschwand sie in einem Tür losen Raum. Ich folgte Ihr doch sie war weg. Irritiert drehte ich mich um. Die Wölfin war nirgends im Raum zu sehen. Ich hatte mir das doch nicht etwa eingebildet? Oder etwa doch?
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Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Was glaubt ihr hat sich die Protagonistin sich das wirklich nur eingebildet oder steckt da mehr hinter? Schreibt es in die Kommentare. Ich würde mich auch sehr über Kommentare freuen wie es euch bis jetzt gefallen hat und hoffe ihr lasst ein Vote da.
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Die Erwählten Krieger (BEENDET)
FantasyWerwölfe, Vampire und Drachen. Alles Wesen die es in unserer Welt nicht gibt. Doch in der Welt in der Estelle Winterfeld landet gibt es sie, und als sei dies noch nicht genug muss sie noch erfahren aus welchem Grund sie in dieser Fremden Welt, in ei...