alte Version - 1. Chapter

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Gemütlich schlafe ich in meinem Bett, als mir ein heller Lichtstrahl von meinem Fenster direkt in mein Auge trifft. Genervt zische ich auf und drehe mich auf die andere Seite und mache gerade meine Augen zu, als mein Handy anfängt zu klingeln.

Wer will so früh schon etwas von mir und dann auch noch samstags? Genervt strecke ich mein Arm aus der kuschligen Decke und ziehe das Handy vom Nachtisch runter zu mir ins Bett.
Schließlich drücke ich auf den grünen Hörer.

„Omg! Layla! Wir müssen unbedingt shoppen gehen! Ich brauche dringend ein Kleid für meinen Tanzball! Nähere Infos gibt es gleich, wenn ich hier bin!", sagt eine helle quietschende Stimme, was nur Madison meine BF sein kann.

Lust auf Shoppen habe ich schon aber doch nicht jetzt! Genervt fahre ich mit meiner Hand durch meine Haare. „Aber nicht sofort oder?", frage ich nochmal nach. „Also ich sitze ich schon im Bus!".
Meine Augen weiten sich, denn ich bin noch nicht fertiggemacht, oder sonstiges. Schnell lege ich auf und springe, wie von einer Tarantel gestochen aus meinem Bett.

Als ich an meinem Spiegel vorbei gehe zucke ich erst einmal auf, weil meine Haare so zerzaust sind, dass es schon ein wenig gruselig aussieht. Mit einer Bürste kämme ich meine Haare durch, doch es geht ziemlich schwer und schmerzvoll, weil sie ziemlich aneinanderkleben. Erleichtert bin ich, als ich meine Haare endlich durchhabe.

Doch dann war nur der halbe Kampf erledigt, denn mein Gesicht sieht wie ein Trümmerfeld aus, das mit Pickel gezeichnet ist. Meine Abdecktube ist also meine letzte Rettung. Fest drücke ich auf sie, bis ein wenig hautfarbende Masse aus der Tube kommt. Schließlich klatsche ich tonnenweise von ihr auf mein Gesicht, bis es perfekt verdeckt ist.

Danach noch hell rosa farbenen Lippenstift, Wimperntusche und fertig bin ich.

Mein Herz bleibt kurz stehen als ich bemerke, dass Madison schon hinter mir steht.

Von Anklopfen hat sie noch nichts gehört?„Hi", lächelte sie, worauf ich sie auch begrüße und sie umarme. Heute hat sie ihre blonden langen Haare gelockt und es steht ihr super, wie immer eigentlich.

Ein wenig schäme ich mich , denn meine Haare sind zwar durchgekämmt, doch sie stehen noch ein wenig in verschiedene Richtungen.

Ich schnappe also schon wieder meine Bürste und wollte sie gerade zu einem Zopf zusammen machen, bis ich merkte, dass sich in meiner Schublade kein Haargummi und keine Bobby Pins befanden.

Na toll! Etwas genervt durchsuche ich mein Zimmer, bis ich unter meinem Bett ein Haargummi und zwei Bobby Pins finde. So wickele ich das Haargummi um mein Haar und stecke die kleinen Metallteile an Stellen, an denen das Haar besonders absteht. „Wir müssen gleich los!", meint Madison.

„Ich muss nur noch meinen Rucksack und meinen Geldbeutel holen, dann können wir los. Du warst ja so schnell da", meine ich und mache mich auf die Suche von meinem Rucksack. ,,Ich saß beim Telefonat schon im Bus", erklärt Madison. Als ich mein Schrank öffnete, um dort meinen Rucksack rauszuholen, fällt erstmal die ganze Wäsche, die ich einmal darein gestopft habe, auf mich herab.

Mühselig fische ich meinen Rucksack heraus, denn ich will ja nicht, dass noch mehr Kleidung auf mich herabregnet. Mein Schrank ist einfach viel zu klein, aber ich bekomme erst an meinem Geburtstag einen neuen Schrank. So lange muss ich es wohl mit dem zwei Meter hohen und ein Meter breiten Schrank aushalten.

Als ich endlich meinen Rucksack draußen habe, stopfe ich die rausgefallene Wäsche wieder in den Schrank und mache ihn anschließend schnell zu. Madison hält schon meinen Geldbeutel in der Hand, welchen sie mir überreicht. So gehe ich an mein Bett und hole das Handy unter der Bettdecke heraus und stecke es ein.

Nun haben wir alles und können losgehen. Madison geht schnell vor mir her, ich glaube sie kann es schon kaum erwarten shoppen zu gehen. Aber warum sie wohl so überglücklich ist, weiß ich nicht. Zumindest kommt es mir schon etwas gruselig vor, da sie sonst nicht so ist.

Schnell gehen wir die Treppen runter, die aus weißem Marmor gemacht sind.

Mein Opa hat in einer Fabrik für Marmorplatten, für zum Beispiel Theken, oder Treppen, gearbeitet und er kam somit leicht an Marmor und hat uns diese Treppe gebaut. Diese Treppe erinnert mich immer an ihn und es ist das einzige Erbstück von ihm. Ich weiß noch wie er dagesessen hatte, jede Marmorplatte einzeln vermessen hat und sie auf ihre gewünschte Größe zugeschnitten hat mit einer kleinen Maschine.

Das alles ist schon acht Jahre her und vor drei Jahren ist er an Krebs verstorben.

Er wurde nur 72 Jahre alt und fast immer, wenn ich diese Treppe hinunter laufe muss ich daran denken, wie er da sitzt in seinem Arbeiterhemd und ich freudig zuschaue.

Heute bin ich nur freudig, wenn ich die Treppe überquert habe, denn es macht mich traurig mich an den Tag seines Todes zu erinnern. Alle Familienmitglieder standen an seinem Bett, Mama hielt seine Hand und weinte, wie alle anderen um ihn. Es war schon in der ganzen Praxis klar, dass er an dem Tag sterben würde. Äußerlich konnte man ihm das auch ganz klar ansehen.

Weiße Flecken trug er wegen dem Hautkrebs im Gesicht, hatte keine Haare, war sehr dünn, seine Haut war blass und er sah total kränklich aus. Innerlich hatte er auch Lungenkrebs und Magenkrebs, beides war nicht mehr heilbar. Selbst wenn er noch eine Chemotherapie gemacht hätte, hätte er keine Woche länger zum Leben gehabt.

Meine Mama, mein Vater und ich gehen jährlich zur Krebsvorsorgeuntersuchung, denn wir wollen nicht, dass das uns einmal passieren würde.

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