Kapitel 18 Beschissen

5.6K 240 11
                                    

Summer:

Die nächsten Wochen verliefen relativ normal. Schule, Chemo, Bluttest, Schule, Emma, Krankenhaus, Alex, Haarausfall und so weiter.

Ich sitze im Unterricht und versuche Mr. Smith zu zu hören. Doch es ist einfach zu langweilig. Bio halt.

Ich verstehe nichts was sie im Krankenhaus über meine Blutbilder, Chemo ect. erklären und ich verstehe nicht was Mr. Smith in Bio versucht zu erklären.

"Der Körper kann viele Krankheiten bekommen. Von Fieber bis zu Leukämie." Beim Wort Leukämie schrecke ich hoch.

Mr. Smith ist nicht so eine Person die etwas sagt und danach keine Absichten hat. Mr. Smith ist so eine Art Person die ganz Bewusst etwas sagt und ganz Bewusst die Lage des Schülers für irgendeine Erklärung ausnutzt.

"Leider haben wir eine Person in der Klasse die Leukämie, auch Blutkrebst genannt hat. Summer." Richtet er nun das Wort an mich, "Kannst du bitte deine Erfahrung mit deiner Krankheit mit der Klasse teilen."

Ich schaue ihn ungläubig an.

Dein Ernst?

"Ich soll was?" Frage ich trotzdem. Den ich habe einen kleinen Hoffnungsschimmer das ich mich verhört habe.
"Teile doch bitte deine Erfahrung mit deiner Krankheit." Sagt er sachlich doch irgendwie ist da noch so ein glücklicher Unterton.

Mein ganzer Körper verspannt sich. Die wenigen Haare die ich noch habe scheinen gerade raus gefallen zu sein.

Obwohl eigentlich habe ich noch relativ viele Haare für diese Verhältnisse. Sie haben früh begonnen raus zu fallen aber dafür geschieht es umso langsamer und es fallen auch umso weniger Haare aus.

Ich schaue Mr. Smith mit einem herabschätzigen Blick an. Emma nimmt eine Hand von mir in ihre.
Ich spüre auch die mitleidenden Blicke der anderen Schüler. Am meisten Spüre ich jedoch die blanke Wut die in mir aufkocht. Das kann man doch nicht manchen! So dreist kann man doch nicht sein!

Warum es überhaupt jetzt die ganze Schule weiss? Ganz einfach. Ich habe es dem Cheerleader Team erzählt, damit sie denn richtigen Grund wissen und entschuldigt habe ich mich auch noch.

Danach ging es von Person zu Person, von Lehrer zu Lehrer. Naja Cheerleader tratschen halt gerne. Ich habe mich nicht drüber aufgeregt denn ich wollte keinen unnötigen Stress.
Aber als jede zwei Sekunden eine neue Person zu mir gekommen ist und gefragt hat und ihr Beileid ausgedrückt hat da ist bei mir mein Geduldsfaden gerissen. Ich stürmte in das Büro vom Rektor nahm das Mikrofon teil an mich und sagte in einem möglichst neutralem Ton: "Ich Summer Molan habe Leukämie. Ich werde bald sterben. Ich brauche euer Mitleid und eure Fragen nicht. Danke für das Verständnis und lasst mich jetzt bitte in Ruhe." Der Rektor schaute mich nur geschockt an, doch ich lief erleichtert aus dem Zimmer.

"Leukämie ist Krebs wie wir alle wissen. Aber ich werde nichts Wissenschaftliches über die Krankheit erzählen da ich genauso kleinen blassen Schimmer hab wie ihr.
Ich weiss nur wie es sich anfühlt. Und wissen sie was Mr. Smith? Es füllt sich beschissen an. Es fühlt sich beschissen an nach jeder Chemo schon jetzt sterben zu wollen! Es fühlt sich beschissen an jeden Morgen aufzuwachen und auf meinen Kissen liegen Büschel von Haaren, es fühlt sich beschissen an über der WC Schüssel zu hängen und irgendjemand muss mir meine übrigen Haare aus dem Gesicht nehmen und wissen sie was ich kotze nicht weil ich zu viel gesoffen habe, ich kotze weil es mir wegen dieser beschissenem Chemo beschissen scheisse geht." Mit jedem Satz werde ich lauter, ich muss aufpassen dass ich nicht aufstehe und mich vor Mr. Smith aufbaue. "Aber wissen sie was ist das beschissenste an dieser Krankheit? Nicht die Chemo, nicht die fast unerträglichen Schmerzen, nicht der Haarausfall. Nein nichts von all dieser Scheisse. Das beschissenste an dieser Krankheit ist zusehen zu müssen wie die Menschen die ich liebe zusehen wie ich langsam aber sicher vor mich hin sterbe und jeden Tag muss ich ihre traurigen Gesichtsausdrücke sehen wenn ich wieder einmal mich vor Schmerzen krümme. Das ist absolut das beschissenste an dieser verfluchten Krankheit. Und wenn dann noch so hirnamputierte Lehrer kommen und mich wie ein Zirkustier ausstellen ich könnte kotzen und mir müsste schon wieder jemand helfen weil ich keine Kraft habe die nicht getroffene Kotze auszuwischen. Weil es mir einfach nur elend beschissen geht!"

Ich stehe wütend auf, in meinen Augen haben sich aber trotzdem Tränen gebildet. Bleibe kurz vor Mr. Smith stehen. "Haben sie noch eine Frage?" Er regt sich keinen Millimeter.

Ich deute das als nein und stürme aus dem Klassenzimmer.

Beschissener Wixer! Wäre ein Mädchen schwanger, in der Klasse und wir hätten gerade Aufklärungsunterricht würde er sicher fragen wie das denn ginge und was für Verhütung sie genommen habe. Ich hasse ihn! Ich hasse ihn! Ich hasse ihn!

Forget Me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt