Kapitel 30 Ich bin keine Puppe

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Summer:

Liebes Tagebuch
31.12.16

Ich fühle mich wie eine Puppe. Mir wird gesagt was ich anziehen soll, was ich essen soll, wann ich aufstehen soll, wie ich sein soll. Selbst Alex, Emma und Raven schreiben mir vor was ich zu tun habe. Und das Beste ist ich habe nichts zu tun. Sie nehmen mir alles weg. "Nein du musst nicht mithelfen kochen", "Ich mache für dich den Fernseher an", "Ich hole dir dein Tagebuch."
Mir geht es schlecht, ja! Mir geht es um ehrlich zu sein richtig beschissen und eigentlich ist mir zum sterben zu mute. Aber ich möchte mich nicht unnütz füllen. Nicht als würde ich nichts können.
Heute ist Neu Jahr. Mom hat mein Kleid für die Feier ausgesucht. Ein schwarzes mit langen Ärmel und Spitze.

 Ein schwarzes mit langen Ärmel und Spitze

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Eine Strumpfhose muss ich auch tragen. Mir darf ja, ja nicht kalt werden. Nicht einmal hohe Schuhe darf ich tragen, sondern Ballerinas. Hässlich blaue Ballerinas.

Es kotzt mich alles an. Alex fasst mich kaum noch an, als wäre ich aus Zucker. Schonklar ich sehe nicht stabil aus. Meine Beine sind nur noch kleine Stöckchen. Beim Schlafen muss ich immer ein Kissen zwischen meine Knie machen. Meine Rippen sieht man selbst mit T-Shirt. Wenn ich auf die Strasse gehe, was ich nicht mehr darf, denken wahrscheinlich die meisten ich wäre Magersüchtig. Ich sehe schlimm aus und auf die Waage getraue ich mich schon gar nicht mehr. Aber ich brauche nähe und Liebe.

Ich brauche Selbstständigkeit und keine Personen die mich bekümmern.

***

Mom reicht mir das schwarze Kleid. "Ich helfe dir beim Anziehen." sagt sie führsorglich. "Nein!" meine ich bestimmt, "Ich möchte einmal was alleine machen!" Mom nickt und geht aus meinem Zimmer.

Ich schmeisse so fest ich kann das Kleid weg. Unglaubliche zwei Meter weit. Langsam stehe ich auf, gehe zu meinem Kleiderschrank. Ich hole ein weisses Kleid, das mir bis unter die Knie reicht hervor. Es hat einen grossen V-Ausschnitt. Es ist nichts spektakuläres den es hängt eigentlich nur an mir runter und Betont auch nichts. Naja an mir hat's auch nichts mehr zu betonen.

 Naja an mir hat's auch nichts mehr zu betonen

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Ich ziehe es mir über meinen Körper. Um noch einen drauf zu setzten nehme ich mir meine schwarzen High Heels.

Ich bin keine Puppe! Ich kann das tragen was ich will, das machen was ich will und so sein wie ich will! Niemand soll mich bedienen oder mir vorschreiben was ich tragen soll und tun soll!

Mit sehr wackligen Beinen stehe ich auf. Ich umklammere die Türklinke. Jeder Schritt den ich mach schmerzt.

Bei der Treppe angekommen halte ich mich am Geländer.

Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit bis ich endlich unten bin. Fünf Augenpaare schauen mich an.

"Summer was hast du denn da an?" fragt mich Mom.
"Ein Kleid."
"Und wo ist das schwarze?"
"Im Zimmer."
"Warum trägst du das Kleid?"
"Ich wollte selber auswählen was ich trage. Können wir gehen?" Ich lächle Breit.

"Zieh dich um. In dem hast du kalt?" Meldet sich jetzt Dad zu Wort. "Na und. Dann werde ich halt kalt haben. Ist doch meine Sache."
"Es ist Winter. Es schneit. Und was trägst du denn überhaupt für Schuhe? Du wirst umfallen."

Energisch schüttle ich meinen Kopf. "Entweder gehe ich so oder gar nicht."
"Warum wir wollen doch bloss das Beste für Dich." In Alex Gesicht sehe ich die Verzweiflung.
"Ihr macht aber nicht das was für mich das Beste ist." Ich schaue direkt in Alexs Augen, "Ihr behandelt mich als wäre ich eine Puppe. Als könnte ich nichts selbst entscheiden. Als würde ich gleich auseinander fallen." Ich spüre wie glasig meine Augen werden.
"Wir haben doch bloss Angst um dich."
"Weisst du noch das Silvester vor zwei Jahren? Wir waren so glücklich. Die Kälte machte uns nichts aus. Das Feuerwerk war himmlisch und erst die Getränke. Wir hatten Spass Alex! Doch jetzt bin ich nur noch die Kranke die nichts kann. Die Kranke um die man sich Sorgen muss. Ich bin ein scheiss Anhängsel. Wäre es nicht besser wenn ich jetzt sterben würde? Dann könntet ihr wieder Spass haben und müsstet euch nicht um die blöde, kranke Puppe kümmern!" Aus meinen Augen fliessen heisse Tränen, "Ich bin doch bloss ein verdammter Störfaktor."

Ich drehe mich um. Laufe die Treppe empor und falle...

Forget Me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt