Kapitel 34 In einem schwarzen Anzug

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Ich sitze auf meinem Bett. In einem schwarzen Anzug. Heute ist Summers Beerdigung.

Gott, sie ist Tod. Einfach so Tod. Ein 18 Jähriges Mädchen ist Tod. Warum bekommt ein so junger Mensch Krebs? Warum passieren so schreckliche Dinge?

In den letzten sechs Tagen, nach ihrem Tod, habe ich mich im Zimmer eingesperrt. Viele von der Footballmanschaft kamen, aber ich habe niemanden aufgemacht. Nicht einmal Joe, der es jeden Tag versuchte. Sogar Chris kam einmal und wollte sich entschuldigen, wegen der Party. Er stand vor der Tür und brabbelte auch irgendein Zeug aber ich habe nicht hingehört.

Ich wollte nichts mehr hören oder sehen oder fühlen.

Ab und zu kam Mom und brachte mir Essen. Aber ich hatte nie grosse Lust darauf.

In die Schule bin ich in den letzten Tagen auch nicht. Ich habe sie schon vernachlässig als Summer noch lebte, Mom zwängte mich damals in die Schule. Aber in den letzten sechs Tagen konnte mich niemand zwingen irgendwo hin zu gehen.

Jetzt starre ich nur auf den Boden, in meinem schwarzen Anzug. Ab und zu fällt eine Träne runter.

Ich höre Schritte, sie werden immer lauter. "Alex Schatz. Wir müssen gehen." Die Stimme von Mom ist leise und traurig und mitfühlend. Mein Kopf hebt sich und ich blicke in ihre Richtung aber sehe nichts. Alles ist verschwommen.

Langsam stehe ich auf. Mein Blick auf den Boden gerichtet.

Es tut immer noch so weh. Ich kann mir nicht vorstellen dass etwas mehr weh tut. Das es je aufhören wird weh zu tun.

Im Auto sagt niemand ein Wort. Nur der Motor des Autos ist zu hören.

Nach einer 10 Minütigen fahrt sind wir am traurigsten Ort, den ich kenne, angekommen. Lacy steigt zuerst aus den Wagen. Vor der Kirche steht schon eine grosse, in schwarz gekleidete Menschenmasse.

Mom steuert direkt auf Ms. und Mrs. Molan zu.

"James, Ally, es tut mir so leid." Mom schaut auf den Boden. Ally geht einen Schritt auf Mom zu und umarmt sie. Als sie sich wieder lösen beginnen beide zu weinen. Ally reicht Mom ein Taschentuch.

James rührt sich keinen Zentimeter. Er Blickt einfach in die Luft. Ab und zu kugelt eine Träne sein Gesicht runter.

Und Raven. Sie ist mager geworden. Ihre Augen sind rot aufgeschwollen und die Augenringe trotz Make-up sichtbar. Es ist erstaunlich wie sich ein Mensch in sechs Tagen verändern kann.

Lacy und ich gehen zu ihr. "Wisst ihr was ich das Schlimmste an Beerdigungen finde?" fragt sie nach Minuten des Schweigens. "Es kommen auch Menschen welche sich einen Dreck um Sie geschert haben. Gefühlt die halbe Schule ist hier. Für was? Niemand von ihnen kannte sie wirklich. Vor ihrem Tod hat sich jeder verpisst und jetzt kommen die zur Beerdigung als wären sie immer für sie da gewesen. Schweiss Heuchler." Ihre Stimme ist kratzig und Tränen fliessen aus ihren Augen.

Jetzt fangen auch Lacy und ich wieder an zu weinen. Ich nehme Lacys und Ravens Hand.

"Kann ich auch eine Hand haben." Ertönt die weinende Stimme von Emma. Wir lächeln alle zustimmend und so kam es das vier gebrochene, junge Menschen vor einer Kirche Händchenhaltend weinen.

An uns laufen immer wieder Leute vorbei. Sie sagen nichts, schauen uns nur mitfühlend an. Die meisten kenne ich. Wie zum Beispiel die Beste Freundin von Ally oder Summers Cousine und Cousin.

Auch das ganze Cheerleaderteam läuft vorbei. Die Vorderste, Laurie, hält einen Pompon in der Hand.

"Wir sollten rein." sagt Raven nachdem schon die meisten in die Kirche gegangen sind. Nur noch das Fottballteam wartet draussen. Ich glaube sie gehen erst rein wenn wir gehen.

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