„Endlich." Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und stellte das letzte Buch ins Regal. Seit einer Woche lebte ich nun in der Wohnung meiner Schwester, während sie zu ihrem Freund gezogen war. Ich war ihr für ihre Hilfe so dankbar. Ohne sie hätte ich bei meinen Eltern einziehen müssen und mit 30 Jahren wäre das ganz schön peinlich.Zufrieden betrachtete ich das Wohnzimmer und erfreute mich an der Aussicht auf den Park. Die Blumen tanzten im Wind und brachten mich zum Lächeln. Es war einfach so schön. Leider lief nicht alles so gut wie der Umzug. Ich musste einen Job als Kellnerin annehmen, um über die Runden zu kommen, da ich wieder Absagen erhalten hatte. Die einzige Möglichkeit war jetzt nur noch James. Wenn er niemanden kannte, der eine Sekretärin suchte, müsste ich mich wohl umschulen lassen, denn so wie es aussah, würde mich keiner mehr einstellen. Aber vielleicht wäre das gar nicht so schlecht. Stella hatte Recht, ich könnte einen neuen Anfang gut gebrauchen.
„Miau." Pinky kam aus der Küche und strich an meinen Beinen entlang.
„Hey, meine Süße." Ich ging in die Knie und hob sie hoch. Ihr kleiner Körper vibrierte beim Schnurren. Sie rieb ihren Kopf an meiner Wange und schlug ihre Krallen in meine Schultern.
„Ist ja gut." Immer wieder streichelte ich über ihren Rücken und freute mich, dass ihr Fell nachgewachsen war. Nur einige Stellen waren noch kahl. Als ich sie das erste Mal sah, hockte sie zwischen vollen Mülltonnen und krümmte sich vor Schmerzen. Ich konnte gleich sehen, dass sie unterernährt war und eine verletzte Pfote hatte. Ohne lange zu zögern, wickelte ich sie in meinen Pullover und fuhr mit ihr in die nächste Tierklinik. Als man mir aber sagte, man würde keine herrenlosen Tiere behandeln, die im Tierheim sowieso eingeschläfert werden, beschloss ich, sie zu behalten. Ich hätte es niemals übers Herz gebracht sie weg zu geben um sie einzuschläfern. Ich wusste noch wie ich sie in den Armen gehalten hatte und sie sich schon beinahe schutzsuchend an mich gedrückt hatte. Nachdem die Entscheidung fest stand, hatte man sie versorgt und ich hatte sie mit nach Hause genommen, nachdem ich schnell in einem Supermarkt alles Nötige gekauft hatte. Das war vor über zwei Wochen gewesen und Pinky hatte sich gut erholt. Ich hatte die Entscheidung, sie mit nach Hause zu nehmen, kein einziges Mal bereut. Sie war sehr verschmust, genauso wie ich und wir lagen abends gemeinsam auf dem Sofa, ich auf dem Rücken, sie auf meinem Bauch, während ich sie streichelte und ihr Schnurren bis in meinen Bauch vibrierte.
„Hat meine Süße Hunger?" Sie miaute bestätigend und ich brachte sie in die Küche. Ihr Schälchen war leer, also füllte ich die Schüssel nach und leistete ihr Gesellschaft, während sie ihr Essen verschlang.
Seufzend erhob ich mich vom Boden und ging in mein Schlafzimmer. Dort holte ich meine Arbeitskleidung aus dem Schrank und begann, meine Haare hochzustecken. Das Kleid, das man kaum als Uniform bezeichnen konnte, war extrem kurz und hatte einen runden, tiefen Ausschnitt. Da war es kein Wunder, dass das Restaurant sehr beliebt bei Männern war. Als meine Haare endlich saßen, legte ich ein leichtes Make-Up auf und quetschte mich in das Kleid, die Schürze würde ich erst im Restaurant anlegen. Das Gute war, dass ich zumindest flache Schuhe tragen durfte. Eine Acht-Stunden-Schicht auf High Heels, so sehr ich sie auch liebte, war die Hölle. Im Büro saß ich zumindest die meiste Zeit entweder an meinem eigenen Schreibtisch, bei Meetings oder anderen Anlässen. Da hatte es mir nichts ausgemacht.Zufrieden warf ich noch einen letzten Blick in den Spiegel, verabschiedete mich von Pinky und machte mich auf den Weg zur Arbeit.
„Beccy, Tisch Nr. 3 wartet schon seit einer Viertelstunde. Geh und nimm die Bestellung auf!"
„Mach ich." Ich strich meine Haare hinters Ohr und eilte in den Gastraum. Ich wusste, dass die Tische 1 bis 6 an der Glasfront standen. Ab da musste ich sie nur abzählen. An Tisch drei saßen drei Männer in teuren Anzügen und auf den ersten Blick erkannte ich, dass sie von Armani waren. Die einzige Frau am Tisch trug ein rotes Kleid, ihre blonden Haare fielen ihr in Locken auf den Rücken. Sie versuchte, sich so vorteilhaft wie möglich zu präsentieren. Wer würde das nicht tun, bei solchen Männern? Einfach zum Anbeißen. Ich setzte ein Lächeln auf und versuchte, die Männer nicht mit den Augen zu verschlingen, als ich an den Tisch trat.
„Hallo, ich bin Rebecca und bediene Sie heute. Haben Sie sich bereits für etwas entschieden?" Ich schaute zuerst die Frau an und wartete auf ihre Bestellung.
„Ich hätte gerne einen Salat und ein Glas von Ihrem besten Chardonnay." Ich schrieb schnell mit und nahm ihr die Karte ab, als sie mir diese entgegenhielt. Ich ging Person für Person durch und notierte mir alles. Als ich zur letzten Person kam, blieb mir die Luft weg. Da war er! Der Mann, von dem ich dachte, ihn nie wieder zu sehen, saß an diesem Tisch und starrte mich genauso entsetzt an wie ich ihn. Was machte er hier? Ich wich unbewusst einige Schritte zurück und drückte den Bestellblock an meine Brust. Was sollte ich jetzt machen? Ihn ignorieren und so tun als wäre nie etwas gewesen oder ihm für den geilen Orgasmus danken? Ich beschloss, das erste zu tun, und riss mich zusammen.
„Haben Sie sich schon für etwas entschieden?" Ich schaute auf seine Schulter, aber für andere sah es aus, als ob ich ihm in die Augen schauen würde.
„Ich hätte gerne ein Steak mit gegrilltem Gemüse und einen Merlot." Während er seine Bestellung aufgab, schaute er mich an. Ich konnte seine Augen auf mir spüren. Auf meinem Dekolletee, auf meinen nackten Beinen. An all den entblößten Stellen die er vor nicht allzu langer Zeit mit den Händen erforscht hatte.
„Ihre Bestellung kommt sofort." Ich verschwand in der Küche und musste mich erst an einer kühlen Wand abstützen, weil mir die Knie zitterten. Was macht er hier?, fragte ich mich zum tausendsten Mal in den letzten Minuten. Verdammt! Ich wollte mich doch von allen Männern fernhalten, also warum passierte das genau jetzt? Ich schüttelte meine Benommenheit ab und gab die Bestellung weiter. Es war einfach nur ein Zufall, mehr nicht. Was würde schon passieren?
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his secretary
RomanceRebecca, eine unerschütterliche Romantikerin, hat endlich genug von Männern und Herzschmerz. Nach mehreren gescheiterten Beziehungen, eine schlimmer als die andere, beschließt sie ein neues Leben zu beginnen, weit weit weg von ihrem diebischen Ex de...