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(15.05.18)
Hoch erhobenen Hauptes betrat ich das Büro und ignorierte die neugierigen Blicke. Man hatte mich gestern schon so komisch von der Seite angesehen. Einige hatten sogar über mich getuschelt. Und das nicht sehr diskret.

„Hallo, Beccy." Anna, eine der Kolleginnen, mit denen ich mich gestern angefreundet hatte, grüßte mich, als ich an ihrem Tisch vorbei ging.

„Hey." Ich blieb stehen und wir unterhielten uns, während ich einige selbstgemachte Kekse von ihr futterte. Die Kekse schmeckten einfach wunderbar. Ich liebte selbstgemachtes, konnte selbst aber gerade nur die einfachsten Gerichte kochen. Weder Kochen noch Backen gehörten zu meinen Stärken.

„Hast du Lust mit mir und einigen anderen Kollegen zu Mittag zu essen?"

„Klar, aber ich muss erstmal schauen, ob Mr. Black nicht irgendwelche Termine hat, bei denen ich anwesend sein muss."

„Ok, dann sag einfach Bescheid, wenn du genaueres weißt."

„Natürlich. Bis später." Ich schnappte mir noch einen Keks und ging zu meinem Büro. Mit meinen Schlüsseln schloss ich es auf und ließ die Tür nur angelehnt. Kaum hatte ich meine Tasche auf dem Tisch abgestellt, ging auch schon die Gegensprechanlage an.

„Miss Franklin, melden Sie sich in meinem Büro." Dann war es wieder still. Ich hatte ihn noch nicht gesehen und er ging mir jetzt schon auf die Nerven. Wegen ihm hatte ich kaum ein Auge zugetan und mich die ganze Nacht in meinem Bett hin und her gewälzt. Selbst Pinky ging ich irgendwann auf die Nerven und sie machte sich vom Acker. Ständig musste ich daran denken, was er mit mir gemacht hatte. Ich war wie verhext und das, obwohl ich mir geschworen hatte, mich nicht so schnell wieder auf etwas einzulassen, sondern meine Zeit alleine zu genießen. Im nächsten Moment dachte ich aber auch daran, dass er mit keinem Wort erwähnt hatte, dass er etwas Festes von mir wollte, das dachte sich nur mein Hirn wieder mal aus. Während ich schon die Hochzeitsglocken läuten hörte, wollte er nur das eine. Aber hatte ich nicht gesagt, ich würde mich von Beziehungen fernhalten? Von unverbindlichem Sex hatte ich ja nichts gesagt. Aber gab es überhaupt Sex ohne Gefühle? Diese Fragen hatte ich mir in der Nacht immer wieder gestellt und mich irgendwann in einem Teufelskreislauf wiedergefunden. Als ich keine Kraft mehr hatte, mir über irgendetwas Gedanken zu machen, hatte ich einfach beschlossen dieser Sache, was es auch immer war, eine Chance zu geben. Was sollte schon schlimmstenfalls passieren? Das ich geilen Sex mit einem heißen Typen hatte? Dass ich vielleicht sogar noch was dazu lernte, Spaß hatte? Selbst wenn er irgendwann mal genug von mir hatte, würde ich schon wieder auf den Beinen landen, wenn er mich feuern sollte wie die letzte Assistentin die ihm verfallen war. Das wichtigste war nur, dass ich mein Herz aus allem heraus hielt, denn wenn es noch mal gebrochen wurde, müsste wohl jemand dran glauben müssen. Höchstwahrscheinlich der Typ, der es brach.

Ich holte meinen Notizblock aus der Tasche und überlegte, ob ich durch die Verbindungstür gehen sollte oder durch die Haupttür. Nach kurzem Überlegen nahm ich die Haupttür und klopfte sogar an bevor ich eintrat. Jayden stand an seinem Schreibtisch mit einem dicken Ordner in der Hand, den er in Gedanken durchblätterte. Als er das Öffnen der Tür hörte, schaute er auf die Verbindungstür und runzelte irritiert die Stirn, als er sie geschlossen vorfand.

„Wieso kommst du durch ..." Er stellte die Frage nicht zu ende, als er sah, was ich an hatte. Ich hatte mir heute Morgen aus Trotz einen eleganten Hosenanzug angezogen. Ich sah damit verdammt gut aus und die High Heels waren das Tüpfelchen auf dem "i".

„Was trägst du da?" Er knallte den Ordner auf den Tisch und kam auf mich zu. Ein plötzliches Bedürfnis zu flüchten machte sich in mir breit. Mit weitausholenden Schritten war er in wenigen Sekunden bei mir. Seine Augen funkelten wütend, doch ich blieb stehen wo ich war und hob mein Kinn nach oben.

his secretaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt