(16) Zweifel

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Jayden
Während meiner Fahrt nach Hause hatte ich mir bestimmt einen Haufen an Strafzetteln eingehandelt, so oft wie ich an gehupt und den Mittelfinger gezeigt bekommen hatte. Doch das war mir alles egal. Das Einzige, was im Moment zählte, war Rebecca.

Und wieso sie verdammt noch mal verschwunden war!

Ich konnte mich zwischen der Panik über ihr Wohlbefinden und dem Zorn wegen ihrer Flucht nicht entscheiden. In einem Moment wollte ich sie an mich ziehen und ihr versprechen, dass egal was passiert war, wir es zusammen schaffen würden. Und im nächsten Moment wollte ich sie einfach übers Knie legen und ihren drallen Hintern versohlen.

Wie ein Wahnsinniger raste ich in die Tiefgarage und ließ den Wagen eher an der Seite stehen, als ihn richtig zu parken. Ich warf den Schlüssel dem Wächter zu und nickte zu meinem Auto. Er verstand ohne Worte. Die Fahrt mit dem Aufzug in meine Wohnung schien ewig zu dauern. Jede Sekunde fühlte sich nach einer Ewigkeit an. Unruhig wippte ich auf meinen Füßen und ballte die Hände zu Fäusten.

In diesem Moment des allumfassenden Zornes konnte ich für nichts garantieren.

Als dann endlich die Türen aufglitten, stürmte ich in die Wohnung und entdeckte Kate auf dem Sofa, Pinky auf dem Schoss. Das Rebecca ihre über alles geliebte Katze hier zurück gelassen hatte, war kein gutes Zeichen.

„Was ist hier passiert?" Wütend blieb ich vor dem Sofa stehen und schaute auf meine Schwester herab, die mit gesenktem Kopf auf den Boden blickte. Wieso hatte sie Rebecca nicht aufgehalten? Wütend schnaubte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Pinky sprang ängstlich von ihrem Schoß herunter und verkroch sich unter dem Sofa, sodass nur das schwarze Schwänzchen hervorschaute.

„Ich habe erst mitbekommen, dass sie weg ist, als ich die Tür zuschlagen hörte." Kate sprang ebenfalls auf und blickte mich betreten an. Ich konnte ihr die Schuldgefühle ansehen. Zumindest tat es ihr leid.

„Ich wollte sie wirklich nicht verschrecken! Aber irgendwie musste ich doch herausfinden, was sie von dir wollte! Da habe ich sie halt etwas unter Druck gesetzt. Hätte ja keiner ahnen können, dass sie Panik bekommt und die Flucht ergreift, nur weil sie endlich kapiert hat, was sie für dich empfindet." Sie zuckte mit den Schultern und blickte mich entschuldigend an. Bei dem Wort Gefühle horchte ich auf, bohrte jedoch nicht nach. Es gab eh nichts Besseres, als die Worte direkt von Rebecca zu hören. Frustriert fuhr ich mir durch die Haare und dachte darüber nach, was ich als nächstes tun sollte. Wo sollte ich mit der Suche beginnen? Ich hatte schon von unterwegs einen Bekannten kontaktiert, der ein Handy orten konnte, doch Rebecca hatte ihres ausgestellt, weshalb die Suche nichts brachte. Anrufen war deshalb auch unmöglich. Und Stella oder ihre Eltern zu fragen, wo sie steckte, wäre auch nicht so ratsam. Immerhin hatten sie gerade erst eine Krise hinter sich, da wollte ich sie nicht in noch eine stürzen.

„Ihr ist bestimmt nichts passiert. Immerhin ist sie eine erwachsene Frau und weiß was sie tut." Ich zog meine kleine Schwester kurz in eine Umarmung und merkte dass sie zitterte. Beruhigend streichelte ich ihr über den Rücken.

„Es tut mir wirklich leid.", hörte ich ihre geflüsterten Worte und konnte ein kleines Lächeln nicht unterdrücken. Ich wusste, wie schwer es ihr immer fiel, sich für etwas zu entschuldigen. Aber wenn sie es doch tat, kam die Entschuldigung von ganzem Herzen.

„Ich verspreche dir auch, beim Suchen zu helfen." Kopfschüttelnd trat ich zurück und schaute in ihr schmales Gesicht. Ihre Gesichtszüge waren angespannt und der Mund verkniffen. Leicht schüttelte ich den Kopf und drückte sie zurück auf das Sofa.

„Du bleibst am besten hier für den Fall dass sie zurückkommt. Außerdem können wir Pinky doch nicht allein lassen." Wir schauten zu der kleinen Katze herunter die mit dem Ende des Teppichs spielte. Ich würde Rebecca finden, daran bestand kein Zweifel. Sie gehörte zu mir und würde bald wieder an meiner Seite sein.

his secretaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt