(10) Drama

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(16.05.18)
Es war schon eine Woche vergangen und Stella lag immer noch im Koma. Jeden Tag sah ich dabei zu, wie meine Eltern und James unter dieser Tatsache litten. James wich keinen Millimeter von Stellas Seite, außer meine Mutter zwang ihn dazu, eine Dusche zu nehmen und sich kurz auszuruhen. Die einzigen Male, die er freiwillig von Stellas Seite wich, waren wenn er zu seiner Tochter ging. Das kleine Mädchen war ein kleines Wunder. Trotz der Frühgeburt, machte sie sich sehr gut. Obwohl mir die Tränen kamen als ich sie das erste Mal sah. Sie war so blass und die Schläuche einfach grauenhaft. Als ich James nach dem Namen meiner Nichte fragte, sagte er, er und Stella wollten den Namen gemeinsam aussuchen.

Die ganze Situation war einfach verzwickt. Obwohl ich versuchte, alle immer aufzumuntern, hatte ich doch Zweifel. Aber wer hätte sie nicht? Die eigene Schwester und Nichte so zu sehen, wünschte ich keinem.

„Du solltest dich doch hinlegen, Rebecca." Jayden setzte sich neben mich auf das Sofa und zog mich an seine Seite. Sein herrlicher Duft tröstete mich etwas und ich vergrub meine Nase in seinem T-Shirt. In der letzten Woche waren wir uns sehr nahe gekommen. Es war einfach unglaublich, wie bestimmte Situationen Menschen einander näher brachten. Doch leider war das nicht die einzige Katastrophe. Nachdem ich das Krankenhaus verlassen hatte, war ich auf direktem Weg nach Hause gefahren. Was ich nicht erwartet hatte, war die Tür offen vor zu finden.

Rückblick

Meine Augen brannten vom Weinen, meine Wimperntusche hatte Spuren auf meinen Wangen hinterlassen und meine Nase lief. Ich schniefte und wischte mir mit dem Ärmel über die Nase. Der gestrige Tag hatte etwas holprig angefangen, hatte aber sehr schön geendet. Aber von Jayden geweckt zu werden und dann eine solche Nachricht zu erhalten, war alles andere als schön. Wir hatten uns sofort angezogen und waren ins Krankenhaus gefahren. Es hatte Stunden gedauert, bis wir Stella endlich sehen konnten. In dem Krankenhausbett sah sie so winzig und verletzlich aus.

James war vor ihrem Bett in die Knie gegangen und hatte geweint. Ich hatte noch nie einen Mann so weinen sehen. Er hatte sich erst beruhigt, als man ihn zu seiner Tochter brachte. Unsere Eltern und die von James waren ebenfalls anwesend. Sie alle schienen mit den Tränen zu kämpfen als der Arzt uns erzählte wie es Stella ging. Fast die ganze Nacht blieben wir gemeinsam in dem Zimmer und beobachteten Stella in diesem großen Bett. Sobald es hell wurde, gingen unsere Eltern noch die Kleine besuchen während ich mich an Stellas Seite setzte. Ihre Haut war kühl und kein Muskel zuckte in ihren Finger. Ihre Hand lag wie leblos in meiner, was mich erneut zum weinen brachte.

Ich blieb so lange, bis Jayden mich drängte, nach Hause zu gehen. Es hatte beinahe zu einem riesen Streit geführt, doch als ich taumelnd beinahe gegen eine Wand lief, gab ich mich geschlagen und ließ mich von ihm nach Hause fahren. Ich hatte mich von ihm verabschiedet und fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben. Langsam, Schritt für Schritt, ging ich den Flur entlang und starrte auf den Boden. Ich merkte erst, dass etwas nicht stimmte, als ich vor meiner offenen Tür stand die mit einem gelben Polizeiband abgeklebt war.

„Was zum ...?" Ich bückte mich unter dem Band hindurch, um in meine Wohnung zu gelangen. Als ich mich aufrichtete, konnte ich meinen eigenen Augen nicht trauen. Meine ganze Wohnung war verwüstet. Die Wände waren beschmiert mit Schimpfwörtern, Regale lagen auf dem Boden und Bilder waren von den Wänden gerissen worden. Sprachlos stand ich mitten in meinem verwüsteten Flur, von wo ich in fast alle Räume sehen konnte. Hatte ich etwa vergessen, die Tür abzuschließen oder wurde eingebrochen? Und wer hatte die Polizei gerufen? Langsam ging ich von Raum zu Raum und schaute mir alles an. Es schien Nichts zu fehlen, doch ich konnte sicher die Hälfte meiner Möbel wegwerfen. Als mein Blick auf das verstreute Katzenspielzeug fiel, dämmerte mir langsam, dass ich keine Ahnung hatte wo Pinky war. Panisch lief ich nochmal alle Räume ab, schaute unter alle Möbel und hinter jedes Regal, doch von meiner kleinen Katze war nichts zu sehen.

his secretaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt