8. Kapitel

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Carlo POV

Ich bin richtig frustriert. Den ganzen Tag über konnte ich mich kaum konzentrieren, weil meine Gedanken ständig beim Streit mit Lucy waren. Deshalb hat heute Morgen beim Soundcheck einfach nichts geklappt und ich weiss, dass ich bestimmt den einen oder anderen Zusammenschiss einkassiert hätte, wenn ich mich nicht so schnell verdrückt hätte.

Aber jetzt habe ich einen Entschluss gefasst. So kann das nicht weitergehen. Ich liebe Lucy, aber meine Karriere ist mir auch wichtig und diese will ich mir von keiner Frau zerstören lassen. Ich habe alles gegeben, um unsere Beziehung zu retten und habe Lucy alles angeboten, aber sie ist einfach zu stolz und stur um mein Angebot anzunehmen. Warum kann sie nicht diesen einen Kompromiss eingehen? Bedeute ich ihr vielleicht doch nicht so viel? Entschlossen hole ich mein Handy hervor und tippe eine Nachricht ein.

Hey Lucy, um ehrlich zu sein, muss ich dir sagen, dass du mich ziemlich enttäuscht hast. Ich verstehe nicht, warum du nicht einmal einen Kompromiss eingehen kannst und zu mir nach Stuttgart ziehst. Ich habe schon so viel für diese Beziehung geopfert und jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, dass du auch mal etwas dazu beisteuerst. Carlo

Ich zögere kurz, dann schicke ich die Nachricht ab und stecke mein Handy in meine Hosentasche. Ich muss mich jetzt dringend für das Meet & Greet bereit machen. Ich ziehe mir schnell ein anderes Shirt über und schnappe mir meine Maske, die ich in meinem Rucksack verstaue. Dann verlasse ich mein Hotelzimmer und gehe nach draussen, wo auch schon der Minivan auf mich wartet. Ich öffne die Tür und geselle mich zu Markus, Tim und Flo, die ausnahmsweise alle pünktlich waren. Ich gebe ja zu, dass ich nicht gerade der Pünktlichste bin, aber normalerweise nicht der letzte bin. Kaum habe ich mich gesetzt, drückt Freddy, der am Steuer sitzt, auch schon auf das Gaspedal und fährt los.

Gute zwanzig Minuten später hält der Wagen vor der Konzerthalle in Mannheim. Ich steige als erster aus und gehe schnurstrakst auf den Backstage-Eingang zu. Dort wartet bereits eine zierliche Frau auf uns, welche uns dann zu unseren Räumen führt. Aber ich kriege kaum etwas mit und schlurfe nur den anderen hinterher. Meine Gedanken sind immer noch bei Lucy. Ich frage mich, wie sie wohl auf meine SMS reagieren wird. Ich hoffe, dass sie es endlich einsieht und ich sie nicht verliere. Es wird schon gut, rede ich mir ein und versuche die negativen Gedanken weg zu schieben.

In meiner Garderobe bleibt mir nur kurz Zeit, die Maske aufzusetzen, dann muss ich auch schon los. Zusammen mit den Jungs gehe ich in ein anderes Zimmer, wo Sofas, Snacks und eine Fotowand aufgebaut sind. Die zierliche Blondine steht wieder im Zimmer und teilt uns mit, dass die ersten Fans bereits in zwei Minuten kommen werden. Ich nicke nur und nehme einen Schluck Cola.

Und da kommen sie auch schon. Zwei Mädchen kommen schüchtern ins Zimmer und bleiben auch schon stehen. Süss! Ich schätze die beiden auf etwa dreizehn oder höchstens vierzehn. Da ich nicht gleich reagiere rammt mir Markus seinen Ellbogen in meine Rippen. Schnell stelle ich mein Glas zurück auf den Tisch und stehe auf.

„Ihr müsst keine Angst haben, ich beisse nicht!", meine ich zu den beiden Mädchen und setze mein bestes Grinsen auf.

Und schon kommt Leben in die beiden. Mit schnellen Schritten kommt die braunhaarige auf mich zu und rennt mir direkt in die Arme. Sie drückt mich so fest, als ob sie mich nie wieder loslassen würde. Während ich da stehe und dieses Mädchen in meinen Armen halte, kommt mir plötzlich wieder Lucy in den Sinn. Dieses Mädchen hier sieht ihr ziemlich ähnlich. Die gleiche Haarfarbe und sie ist auch fast einen Kopf kleiner als ich. Es wirkt fast so, als wäre das eine jüngere Version von Lucy.

Plötzlich steht Tim neben mir und räuspert sich und deutet mit einer kleinen Kopfbewegung auf das andere Mädchen, das neben Markus steht und mich erwartungsvoll anschaut. Schnell löse ich mich von der braunhaarigen Mini-Lucy und umarme das andere Mädchen kurz.

Danach machen wir noch kurz ein paar Gruppenfotos und dann ist es auch schon Zeit für die beiden, wieder zu gehen. Ich verabschiede mich von ihnen und gerade, als sie aus der Tür sind, dreht sich die Braunhaarige noch einmal um und ruft mir zu: „Ich liebe dich Carlo!" Daraufhin schenke ich ihr ein strahlendes Lächeln. Meine Fans sind einfach die besten! Sie unterstützen mich einfach immer. Und ich muss zugeben, dass ich sehr viel Zeit damit verbringe, sie auf Instagram zu stalken. Natürlich nur heimlich, ohne zu liken und zu kommentieren, weil sie dann immer vermuten, dass ich nichts mitkriege. Aber ich sehe fast alles.

Und dann kommen auch schon die nächsten beiden Mädchen. So geht es noch ein paar Mal weiter, bis dann endlich alle Fans mit Meet & Greet Tickets durch sind. Ich bin richtig erschöpft! Ich liebe meine Fans zwar, aber es kann schon anstrengend sein, wenn sie kreischen oder heulen oder mich so stark umarmen, dass ich kaum Luft kriege. Aber ich habe keine Zeit, mich auszuruhen, denn das Konzert beginnt in knapp zehn Minuten.

Das Konzert verläuft ganz gut, auch wenn es nicht unbedingt eines meiner besten ist. Trotzdem bin ich froh, als es endlich fertig ist und ich mich endlich ausruhen kann. Ausserdem will ich unbedingt wissen, ob sie mir geantwortet hat.

Schnell verschwinde ich mit den Jungs im Backstage-Bereich, wo wir alle unsere Dinge zusammenpacken. Erst als wir wieder im Minivan sind, habe ich Zeit, auf mein Handy zu schauen. Aber Lucy hat mir nicht geantwortet. Sie wird sich schon einkriegen, rede ich mir ein und hoffe stark, dass sie sich dazu entscheidet, zu mir nach Stuttgart zu ziehen. Sie muss einfach!

Auf halbem Weg zum Hotel halten wir auf Wunsch von Markus an einer Tankstelle. Er will unbedingt noch ein paar Dinge einkaufen und ich begleite ihn. Vor dem Regal mit den Hygieneartikel und Verhütungsmittel bleibe ich kurz stehen und erinnere mich, dass ich keine Kondome mehr habe. Und da Lucy sich hoffentlich dazu entscheidet, zu mir zu ziehen, werden wir sie auf jeden Fall dringend benötigen. Aus diesem Grund nehme ich eine XL Packung aus dem Regal. In diesem Moment vibriert mein Handy und signalisiert, dass ich eine Nachricht erhalten habe. Schnell nehme ich mein Handy hervor und öffne Lucys Nachricht.

Hey Carlo, ich muss dir etwas gestehen: Heute Abend war ich so sauer auf dich und total frustriert wegen unseren Problemen, dass ich mich ablenken wollte. Dabei habe ich ein bisschen zu viel getrunken und danach habe ich einen Typen geküsst. Ich weiss nicht, wie das passieren konnte! Es tut mir unglaublich leid! Ich hoffe, wir können noch darüber reden, aber wahrscheinlich brauchst du jetzt erst einmal Zeit, um das zu verarbeiten. Es tut mir wirklich leid! Ich liebe dich! Lucy

Als ich das lese, lasse ich ausversehen die Kondomschachtel fallen. Ich bin einfach zu geschockt, um darauf reagieren zu können. Ich kann es kaum realisieren. Das würde doch meine Lucy, die Lucy die ich kenne nie tun! Aber anscheinend habe ich mich in ihr getäuscht und sie hat die ganze Zeit nur mit mir gespielt. Vielleicht war sie wirklich nur mit mir zusammen, weil ich Cro bin.

Schnell verstaue ich mein Handy wieder in meiner Hosentasche und bücke mich nach der Kondomschachtel. Gerade will ich sie wieder ins Regal zurück stellen, weil ich sie wahrscheinlich sowieso nicht brauchen werde, als sich Markus zu mir gesellt und fragt: „Kommst du nachher noch irgendwo in einen Club ein bisschen feiern?"

Reflexartig will ich nein sagen, aber ich überlege es mir anders. Vielleicht kann ich ja ein bisschen Spass gebrauchen, deshalb sage ich ihm zu. Die Kondomschachtel nehme ich schlussendlich auch mit, vielleicht kommt sie ja früher zum Einsatz, als ich noch vor einer Minute gedacht habe.


***


Nach langer Zeit geht es endlich einmal weiter!


Sagt mir unbedingt, wie ihr Carlos Perspektive findet! :)


Das nächste Kapitel kommt auf jeden Fall früher, denn ich habe schon ziemlich viel vorgeschrieben.


xx Lulu

Was wär das Leben ohne dich? (CRO FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt