24. Kapitel

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Lucy POV

Julie kommt früher als ich erwartet hätte. Ich habe mich seit ich aufgelegt habe nicht mehr bewegt. Noch immer mit der Sonnenbrille auf der Nase habe ich Löcher in die gegenüberliegende Wand gestarrt. Ich habe versucht an nichts zu denken. Vor allem nicht an diesen einen Typen, der mein Herz wieder einmal in zwei geteilt hat.

„Da bist du", stellt Julie fest, als sie laut atmend vor mir stehen bleibt. Zum ersten Mal in den letzten fünf Minuten wende ich den Blick von der Wand ab und schaue zu Julie, deren Wangen leicht gerötet sind.

„Komm steh auf Lucy", meint sie bestimmt und streckt mir ihre Hand hin. „Wir gehen jetzt erst einmal zu Starbucks und gönnen uns einen fetten Kaffee."

Ich nicke nur und ergreife ihre Hand. Sie lächelt mich an, nimmt meinen Koffer in die andere Hand und setzt sich in Bewegung. Ich bin unglaublich dankbar, dass sie die Führung übernimmt, denn ich wüsste nicht, ob ich mich sonst jemals wieder von der Stelle bewegt hätte.

Hand in Hand gehen wir zu Starbucks, wo mir Julie befiehlt, mich an einen freien Tisch zu setzen, während sie sich anstellt, um uns etwas zu trinken zu kaufen. Es kommt mir unendlich lange vor, bis Julie endlich wieder zurückkommt. Sie stellt ein voll bepacktes Tablett auf dem kleinen, runden Tisch ab und grinst mich an.

„Caramel Frappuccino oder Java Chip Frappuccino?", fragt Julie, während sie sich auf den Stuhl gegenüber von mir setzt.

Ich zucke mit den Schultern und greife nach einem Becher, ohne mich zu achten, welcher es ist. Ich platziere den Frappuccino vor mir und nehme einen Schluck. Caramel. Der könnte echt nicht schlecht sein, wenn heute nicht ein richtig verschissener Tag ist.

Ich spüre Julies besorgter Blick auf mir, als sie einen Blueberry Muffin vor mir platziert. Das ist mein Lieblings-Gebäck bei Starbucks! „Danke", sage ich und versuche zu lächeln, was aber sehr gequält erscheinen muss.

„Also", beginnt Julie und nimmt einen Biss von ihrem Cheesecake, „willst du mir erzählen, was sich dieser eingebildete, verwöhnte Idiot wieder erlaubt hat?"

Ohne zu überlegen protestiere ich: „Er ist nicht eingebildet oder verwöhnt! Und ein Idiot ist er auch nicht. Nur mein Idiot!"

„Ich glaube es ja nicht!", erwidert sie. „Dieser Typ kann dich so sehr verletzen und trotzdem nimmst du ihn noch in Schutz? Lucy, ich mag ihn ja eigentlich, aber in den letzten Wochen ist einfach ein bisschen viel passiert. An deiner Stelle würde ich diese ganze Beziehung noch einmal überdenken."

Auch wenn ich eigentlich weiss, dass Julie Recht hat, will ich nichts davon wissen. Es tut ziemlich weh, wenn andere so über Carlo und mich herziehen, auch wenn es meine besten Freundinnen sind. Klar macht Julies Aussage Sinn und ich war auch schon an dem Punkt, wo ich die ganze Beziehung in Frage gestellt habe. Aber ich will es einfach nicht wahrhaben! Es muss doch eine einfache Erklärung dafür geben, weshalb Carlo nicht erschienen ist.

Ich habe gar nicht gemerkt, wie mir die Tränen in die Augen gestiegen sind und mir mittlerweile an den Wangen herunterrollen. Erst durch Julie, die mir ein Taschentuch hinhält, werde ich darauf aufmerksam gemacht. Dankbar nehme ich das Tuch, setze meine Sonnenbrille ab und wische mir die Tränen und die verschmierte Mascara ab.

„Es tut mir leid", entschuldigt sich Julie betrübt, „ich wollte dich nicht verletzen. Es tut einfach weh, dich zu sehen, wenn es dir so schlecht geht und das nur wegen ihm."

Ich nicke nur, mehr bringe ich nicht zu Stande. Dann nehme ich einen grossen Schluck von meinem kühlenden Getränk.

„Willst du mir jetzt erzählen, was passiert ist?", fragt sie mitfühlend und nimmt noch einen Bissen von ihrem Cheesecake.

Was wär das Leben ohne dich? (CRO FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt