28. Kapitel

514 16 4
                                    

Lucy POV

Als ich am Sonntagmorgen wach werde ist es noch recht früh. Vorsichtig, um Carlo nicht zu wecken drehe ich mich auf die andere Seite. Draussen ist es zwar schon hell, aber die Sonne strahlt noch nicht. Ich schliesse meine Augen wieder und hoffe, dass ich wieder einschlafen kann, doch es gelingt mir einfach nicht und ich werde immer unruhiger. Schliesslich halte ich es nicht mehr aus und greife nach meinem Handy, welches wie immer auf dem Nachttisch liegt. Es ist erst kurz vor acht. Für ein paar Minuten klicke ich mich durch meinen Instagram-Feed, doch plötzlich kommt mir eine Idee.

Carlo hat diesen ganzen Urlaub gebucht und organisiert, jetzt bin ich dran. Heute werde ich ihn überraschen!

Ich stehe auf und ziehe mich so leise wie möglich um. Dann gehe ich ins Badezimmer, wo ich mein Gesicht kurz wasche, meine Zähne putze und mir meine Haare zu einem lockeren Dutt zusammenbinde. Anschliessend schnappe ich mir die Schlüsselkarte und meinen Geldbeutel. Ich schlüpfe in meine Sandalen und verlasse das Hotelzimmer. Ich hoffe sehr, dass Carlo erst aufwacht, wenn ich wieder zurückgekommen bin.

Als ich durch den Hotelflur gehe stelle ich fest, dass die meisten noch tief am Schlafen sind. Es ist alles so schön ruhig. Ich nehme den Aufzug nach unten und natürlich ist auch wieder dieser eine Rezeptionist da, der mir einen guten Morgen wünscht, sobald er mich erblickt hat. Ich grüsse ihn zurück und verlasse dann das Hotel.

Mein Ziel ist der kleine Supermarkt ein kleines Stück die Strasse runter. Es ist zwar Sonntag, aber die meisten Geschäfte haben zur Hochsaison auch an den Wochenenden offen. Ich hoffe nur, dass der Supermarkt um diese Uhrzeit schon geöffnet hat.

Fünf Minuten später stehe ich vor dem Laden. Leider sieht es nicht so aus, als wäre er schon geöffnet. Enttäuscht will ich schon wieder gehen, als ich plötzlich eine ältere Frau im Inneren des Supermarkts entdecken kann. Ohne zu überlegen klopfe ich an die Tür, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Sie sieht mich, bleibt stehen und kommt dann misstrauisch auf mich zu. An der Tür bleibt sie erneut stehen und mustert mich einmal. Ich setze mein schönstes Lächeln auf, was zum Glück etwas bewirkt. Die Frau dreht den Schlüssel um und öffnet die Tür einen kleinen Spaltbreit.

„Che vuoi?", fragt sie schroff.

Ich lasse mich nicht verunsichern und frage in meinem besten Italienisch, ob ich nicht ausnahmsweise schon um diese Uhrzeit einkaufen könnte. Daraufhin sagt sie nichts und schaut mich einfach nur an. Langsam aber sicher werde ich total nervös und unsicher. Aus diesem Grund rede ich schnell weiter und erzähle ihr von der Überraschung, die ich für Carlo geplant habe. Sie murmelt irgendwas von ‚Amore', lächelt aber und lässt mich endlich rein. Ich bedanke mich überschwänglich bei ihr, als ich den Laden betrete.

Fünf Minuten später bin ich schon wieder auf dem Heimweg. Ich habe zwei Sandwiches und Getränke gekauft. Ausserdem befinden sich noch ein paar Aprikosen im Plastiksack, denn die alte Frau hat darauf bestanden, dass ich welche mitnehme.

Im Hotel gehe ich direkt zur Rezeption, weil das der nächste Schritt für die Vorbereitung der Überraschung ist. Wie ich schon vorher gesehen habe, hat heute wohl nur gerade dieser Rezeptionist Dienst. Ich seufze, gehe dann auf ihn zu und frage ihn, ob er mir helfen kann. Natürlich kann er das. Er zeigt mir ein Prospekt nach dem anderen und redet wie ein Wasserfall. Ich versuche weiterhin anständig zu nicken und zu lächeln, doch irgendwann habe ich genug, denn ich habe Angst, dass Carlo schon aufgewacht sein könnte.

Ich erkläre ihm, dass ich keine Zeit mehr habe und bedanke mich für die tolle Beratung. Daraufhin meint er, falls ich wieder einmal etwas brauche soll ich einfach nach Alberto fragen.

Bevor ich noch etwas sagen kann, höre ich wie die Aufzugstür aufgeht und da ertönt eine mir sehr bekannte, aber ziemlich raue Stimme: „Lucy? Was machst du hier?"

Was wär das Leben ohne dich? (CRO FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt