Carlo POV
Es ist bereits mitten in der Nacht, doch ich konnte bis jetzt noch kein Auge zu tun. Lucy ist bereits vor einer Weile eingeschlafen und atmet ruhig direkt neben mir. Ich kann es nicht glauben, dass wir morgen schon wieder nach Hause fliegen. Der Flug geht zwar erst am Abend und den Tag wollen wir noch in Pisa verbringen, wo wir natürlich den schiefen Turm besichtigen werden. Trotzdem würde ich den Urlaub gerne um einige Tage verlängern. Oder besser gesagt; ich will gar nicht zurück. Es war so schön hier. Lucy und ich haben uns nicht ein einziges Mal gestritten. Ich fürchte, dass mit dem Alltag eben auch unsere Probleme zurückkehren werden.
Ich halte es nicht mehr aus, einfach da zu liegen und in die Dunkelheit zu starren. Langsam erhebe ich mich, stehe auf und gehe mit leisen Schritten zu der Balkontür. Ich öffne sie vorsichtig und mache ein paar Schritte auf den Balkon. Draussen ist es kühler als tagsüber, aber trotzdem noch genug warm, um nur in Boxershorts zu verweilen.
Es ist schon fast erschreckend still hier draussen, was aber für zwei Uhr morgens nicht besonders ungewöhnlich ist. Ich atme ein paar Mal tief durch, bis ich auf dem kleinen Tisch in der Ecke meine Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug erblicke. Beides habe ich gleich noch am ersten Abend hier deponiert, aber seltsamerweise nie angerührt. Ich versuche sowieso in Lucys Anwesenheit nur so wenig wie möglich zu rauchen. Das hat sie mir nie gesagt, aber ich weiss einfach, wie sehr es sie getroffen hat, dass ihre Grossmutter vor ein paar Jahren an Lungenkrebs wegen jahrelangem Rauchen gestorben ist. Ausserdem will ich nicht, dass ihre Lunge meinetwegen beschädigt wird.
Ich zünde die Zigarette an und nehme einen Zug. Ich stelle fest, dass mir das Rauchen in den letzten Tagen gar nicht so sehr gefehlt hat, wie ich mir immer vorgestellt habe. Lucy hat mich immer davon abgelenkt und zudem haben wir noch andere Dinge getrieben, die noch tausendmal besser sind als rauchen.
Lucy holt tatsächlich das Beste in mir hervor und durch sie bin ich einige schlechte Eigenschaften losgeworden. Oder habe sie zumindest verringert, wie eben das Rauchen. Und Kiffen und all dieses Zeug.
Da soll noch einmal so ein Typ wie Kodimey kommen und mir sagen, dass Lucy nicht gut ist für mich. Ich meine die Jungs vom Chimperator sind alle so drauf wie ich, da hilft mir niemand, von meinen schlechten Eigenschaften wegzukommen, weil sie es ja selbst nicht besser können. Ausserdem kennen die meisten Lucy nicht wirklich und wollten sie gar nicht mehr näher kennenlernen, als sie rausgefunden haben, dass sie nicht so der Party-Typ ist. Irgendwie verstehen die meisten aus dem Label und meinem Freundeskreis sowieso nicht, warum ich mit ihr zusammen bin und was genau ich an ihr finde. Da hat wohl noch keiner von dem Spruch ‚Gegenteile ziehen sich an' gehört.
Basti hat mir vorgestern eine Nachricht geschrieben, aber ich bin noch gar nicht dazu gekommen sie zu lesen. Vielleicht habe ich es im Unterbewusstsein auch verdrängt, da ich wusste, dass es auf jeden Fall etwas mit unserem letzten Gespräch zu tun haben muss. Aber jetzt, da ich sowieso nichts Besseres zu tun habe, ist der perfekte Zeitpunkt, um diese Nachricht endlich zu lesen.
Nachdem ich fertig geraucht habe – ich habe extra gewartet, da ich nicht noch einen Rauchmelder in einem Hotel auslösen möchte – kehre ich leise ins Zimmer zurück, schnappe mir mein Handy von meinem Nachttisch und gehe wieder auf den Balkon. Dort öffne ich Bastis Nachricht und beginne zu lesen:
Hey Carlo, es tut mir echt Leid wegen dem Gespräch am Freitag. Ich habe nun eingesehen, dass mich dein Privatleben nichts angeht und dass du zusammen sein kannst mir wem du willst. Vielleicht sehe ich auf den ersten Blick nicht, was du an ihr findest, aber du scheinst glücklich zu sein und das ist alles was zählt. Kodi hat sich auch beruhigt, allerdings findet er es nicht nötig, sich zu entschuldigen. Zu seiner Verteidigung: Wir sind beide ziemlich im Stress und stehen mächtig unter Druck, weil das Label in letzter Zeit ziemlich gewachsen ist und wir einfach allen das bestmögliche bieten wollen und auch das bestmögliche Image vertreten wollen. Ich hoffe, du verstehst das. Geniess deine Ferien und komm heil zurück! Basti
Ich hatte so ein Gefühl, dass Basti es einsehen würde und ich bin umso erleichterter, dass ich Recht hatte. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob es richtig ist, ihn mit einer kleinen Entschuldigung davon kommen zu lassen, da er mir schon einige heftige Dinge an den Kopf geworfen hat, aber im Moment bin ich zu gut gelaunt, um eine solche Antwort zu schreiben. Deshalb schreibe ich ihm einfach, dass alles gut ist und wir uns dann am Donnerstag wieder sehen werden. Ich hoffe einfach, dass Lucy in Zukunft von der ganzen Scheisse rausgehalten wird. Es tut mir schon genug leid, dass ich wegen meinem Job so wenig Zeit habe, dann brauche ich das von meinem Label nicht auch noch.
Ich drehe mich um und sehe sie durch die Balkontür friedlich schlafen, wobei sie unglaublich niedlich aussieht. Dabei entschlüpft mir ein kleiner Lacher, denn früher habe ich mich immer über Kerle aufgeregt, die etwas als ‚niedlich' beschrieben haben und mittlerweile gehöre ich selbst dazu. Aber ich habe einfach eine Schwachstelle für dieses Mädchen. Keine Ahnung wie das passieren konnte, aber ich bin über beide Ohren in sie verliebt und das schon seit dem ersten Tag.
Na gut, vielleicht nicht seit dem ersten Tag, denn da sind wir uns nur kurz in der Bahn begegnet und sie war ziemlich genervt von mir. Aber schon da fand ich sie sehr faszinierend und habe sie nicht mehr aus meinem Kopf gekriegt. Ich bin so froh, dass das Schicksal gnädig war und uns am nächsten Tag am Festival wieder zusammengebracht hat, so dass ich ihr meine Nummer geben konnte. Seitdem sind wir sozusagen unzertrennlich und ich könnte mir ehrlich gesagt ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Auch wenn es nur ein Jahr ist, das wir zusammen verbracht haben, erscheint es mir viel länger. Wir haben in diesem Jahr schon so viel durchgestanden und ich würde all die schlechten Zeiten freiwillig noch einmal durchleben, um sie dann jeweils am Schluss in meine Arme nehmen zu können und sie lachen zu sehen.
Ich glaube, ich sage es ihr viel zu selten, aber ich liebe sie über alles und bin so unendlich froh, sie kennengelernt zu haben!
Ich wünschte, ich könnte meine Gefühle besser ausdrücken und ihr einfach mal sagen, wie schön sie ist und wie sehr ich es liebe, ihr zuzuschauen, während sie sich morgens die Haare kämmt oder wie sie beim Zähneputzen im Badezimmer immerzu hin und her geht oder wie sie jedes Mal rot wird, wenn ich sie in der Öffentlichkeit küsse oder wie selbstbewusst und verführerisch sie plötzlich sein kann, wenn wir alleine in einem Zimmer sind oder, oder, oder... Da gibt es so viele Dinge, die ich ihr gerne sagen würde, doch ich weiss beim besten Willen nicht wie!
Doch plötzlich, während ich im Mondschein auf das Meer blicke, kommt mir die Idee! Ich werde einen Song schreiben und zwar nur für sie. Ganz alleine für sie! Da ich schon seit einem Jahr mit dem Unplugged Album beschäftigt bin, kam ich gar nicht dazu, einen neuen Song zu produzieren. Da nächstes Jahr sowieso wieder ein Album fällig ist, ist das die perfekte Gelegenheit, mit einem Song zu beginnen.
Ein zweites Mal gehe ich wieder ins Zimmer und hole mein Notizbuch, welches zuoberst in meiner Reisetasche liegt. Damit gehe ich wieder auf den Balkon und bin erleichtert, dass ich Lucy durch mein Hin und Her laufen nicht geweckt habe. Ich setze mich auf einen der beiden Stühle, öffne mein Notizbuch und schreibe alle Lyrics auf, die mir spontan zu meinem Mädchen einfallen.
***
Leider war ich fast ne Woche krank, deshalb kommt das Kapitel erst jetzt. Ich hoffe, es hat euch gefallen!
Mögt ihr die Story aus Carlos Sicht? :)
Ich freue mich immer über Votes & Kommis! ♡
xx Lulu
DU LIEST GERADE
Was wär das Leben ohne dich? (CRO FF)
Fanfiction(FORTSETZUNG VON: "Ich kann nichts dagegen tun") Wenn das Leben plötzlich kompliziert wird... CRO Fanfiction © - Copyright 2016 - dieggedis143