29. Kapitel

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Lucy POV

Es stellt sich heraus, dass es doch mehr eine Wanderung als ein Spaziergang ist. Bereits nachdem wir zehn Minuten eine Treppenstufe nach der anderen hochgestiegen sind, wird mir richtig warm. Das liegt aber nicht nur an der Anstrengung, sondern auch an der strahlenden Sonne, die prall vom Himmel auf uns herabscheint. Jedes Mal sind Carlo und ich überglücklich, wenn der Weg von Bäumen überdeckt wird, so dass wir wenigstens ein paar Meter im Schatten weiter gehen können.

Wir bleiben etliche Male stehen, um die Aussicht zu bewundern oder ein paar Fotos zu schiessen. Nach etwa einer halben Stunde haben wir den Anstieg hinter uns, was bedeutet, dass es mehr oder weniger geradeaus geht.

Eine Stunde später legen Carlo und ich eine Mittagspause ein. Der Weg ist zwar schmal und Raststätten oder Picknickplätze hat es keine, dafür hat es auf der rechten Seite einen Platz, der mit grösseren und kleineren Felsen übersäht ist. Wenn man ein bisschen weiter nach vorne klettert hat man eine perfekte Aussicht auf das Meer, das sich knappe hundert Meter weiter unten befindet. Und auf einen dieser Felsen setzen wir uns, während wir unsere belegten Brötchen essen und den Schatten geniessen.

Ich geniesse es total. Um ehrlich zu sein könnte ich mir im Moment keinen schöneren Ort vorstellen und diesen Moment auch noch mit Carlo teilen zu dürfen macht mich einfach unglaublich glücklich.

Nachdem wir fertig gegessen haben veranstalten wir noch ein kleines Fotoshooting, da man mit dieser Kulisse echt coole Schnappschüsse hinkriegen kann. Zuerst machen wir ein paar Selfies, jedoch merken wir schon bald, dass daraus nichts wird, da man den schönen Hintergrund kaum erkennen kann.

„Fragen wir doch jemanden und bitten ihn, ein schönes Foto von uns zu machen", schlägt Carlo vor.

„Also du meinst wohl eher, dass ich jemanden fragen sollte, da du kein Italienisch kannst", entgegne ich und halte Ausschau, nach einem passenden Fotografen. Und schon kommt uns ein älteres Pärchen entgegen. Mit meinem Handy in der Hand, der Kamera natürlich bereits geöffnet, mache ich ein paar Schritte auf das Pärchen zu und frage sie dann kurz in meinem besten Italienisch um den Gefallen.

Nachdem ich meine Bitte beendet habe schaut sich das Ehepaar verwirrt an und dann sagt der Mann: „We don't speak Italian. But should we take a picture of you?"

Ich schlucke peinlich berührt und in diesem Moment höre ich schon, wie Carlo mich auslacht. Am liebsten würde ich ihm jetzt den Mittelfinger zeigen, was dem Ehepaar gegenüber aber nicht besonders freundlich wäre. Also setze ich mein bestes es-ist-mir-egal-dass-ich-mich-blamiert-habe Gesicht auf und überreiche dem Mann mein Handy und geselle mich anschliessend wieder zu Carlo, der seinen Mund noch immer zu einem frechen Grinsen verzogen hat. Ich versetze ihm einen leichten Stoss in die Rippen, bevor wir dann unsere Pose für das Foto einnehmen.

Der Herr drückt einige Male ab und gibt mir darauffolgend das Handy zurück und ich bedanke mich herzlich. Carlo sagt natürlich wieder kein Wort, sondern hört nur aufmerksam zu, um mich bei Gelegenheit wieder auslachen zu können.

Als ich mich wieder zu Carlo umdrehe ist sein Gesichtsausdruck wieder ernst. „Äh, du", sagt er ziemlich verlegen, „könntest du vielleicht ein paar Fotos von mir mit der Maske machen?"

In diesem Moment entdecke ich seine Maske, die er in der linken Hand, schon fast etwas versteckt hält. „Sehr gerne", antworte ich ihm, schlinge meine Arme um seinen Bauch und lege meinen Kopf an seine Brust. „Es muss dir überhaupt nicht peinlich sein, danach zu fragen. ‚Cro' ist ein Teil von dir und das weiss ich und habe mich daran gewöhnt."

Eine Viertelstunde später hat Carlo bestimmt über hundert neue Fotos von sich mit der Maske auf dem Handy. Er hat jede mögliche Position ausprobiert, wobei ein paar wirklich gute Fotos entstanden sind. Am Schluss wollte er dann auch noch ein paar Fotos von mir machen, weil er mehr Fotos von mir braucht, die er sich dann anschauen kann, wenn er mich vermisst. So hat er es mir jedenfalls erklärt. Auch wenn ich es über alles hasse, Fotos zu machen, habe ich ihm den Gefallen getan.

Was wär das Leben ohne dich? (CRO FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt