18. Kapitel

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Lucy POV

Nachdem Carlo und ich noch ein bisschen durch Stuttgart geschlendert sind und uns noch ein Eis gegönnt haben, was Carlo unbedingt bezahlen wollte, ist es auch schon Zeit für mich, nach Hause zu fahren. Carlo begleitet mich zum Bahnhof, wo ich zuerst noch ein Ticket kaufen muss, was mich ein halbes Vermögen kostet. Aber dieser Trip hat sich definitiv gelohnt, denn ich bin mehr als überglücklich, dass zwischen Carlo und mir wieder alles in Ordnung ist.

Am Bahnsteig setzten wir uns auf eine Sitzbank und ich bin ein bisschen betrübt, da ich nicht weiss, wann wir uns wiedersehen können. Klar, wenn alles gut geht fahren wir gemeinsam in den Urlaub, aber bis dahin geht es noch über zwei Wochen, was echt eine lange Zeit ist. Fernbeziehungen sind schon scheisse. Vor allem wenn dein Freund Cro ist. Vielleicht hätte ich trotzdem zu ihm ziehen sollen. Stopp, denke ich innerlich und versuche mich gegen diesen Gedanken zu wehren. Ich muss ein kleines bisschen Unabhängigkeit bewahren, auch wenn ich Carlo über alles liebe!

Stattdessen frage ich Carlo: „Wann sehen wir uns wieder?"

Ich merke wie er zögert, bevor er dann ehrlich zugibt: „Ich weiss es nicht. Spätestens wenn wir in den Urlaub fahren. Es tut mir leid Baby!"

Als er sieht, wie niedergeschlagen ich bin drückt er mir schnell einen Kuss auf die Stirn. Ich kann es ihm deutlich ansehen, dass auch er daran denkt, eine seiner Grenzen zu überschreiten und seinen Beruf für mich das eine oder andere Mal zu vernachlässigen. Aber das will ich wirklich nicht. Er ist sein toller Mensch und hat einen tollen Beruf und er sollte nicht zwischen seiner Freundin und seiner Karriere entscheiden müssen.

„Ist schon gut, wir kriegen das hin!", versuche ich ihn zu ermutigen, was mir aber nicht ganz gelingt, da ich selbst nicht komplett daran glaube.

In diesem Moment fährt der Zug ein und ich springe schnell auf. Auch Carlo steht auf, nimmt mich ein letztes Mal in den Arm und küsst mich ein letztes Mal. Dann löse ich mich von ihm und begebe mich schweren Herzens in den Zug, wo ich mich in ein freies Abteil setze.

Als sich der Zug in Bewegung setzt winkt mir Carlo grinsend nach. Ich winke ihm zurück und höre damit erst auf, als ich ihn nicht mehr sehen kann. Dann bin ich alleine. Das ist vielleicht gar nicht so schlecht, denn endlich habe ich Zeit, meine Gedanken zu sortieren und die letzten beiden Tage zu verarbeiten. Es ist echt unglaublich viel passiert. Zuerst die Hinfahrt mit Nick dann das ganze Drama mit Carlo und anschliessend haben wir uns ziemlich schnell versöhnt. Auch wenn mir Carlo erklärt hat, weshalb er mir verziehen hat, weiss ich noch immer nicht, was oder wer ihn so schnell umstimmen konnte. Denn wenige Stunden bevor er zu mir kam und wir im Wohnwagen verschwunden sind, hat er mir noch zu verstehen gegeben, dass er mir niemals verzeihen wird. Ich kenne zwar nicht alle Details, aber dass Carlo und ich uns versöhnt haben ist im Moment das einzige was für mich zählt.

Da kommt mir wieder in den Sinn, dass ich noch immer nicht weiss, was ich jetzt nach den Ferien machen soll. Diese Sprachschule in Brighton kommt wohl nicht mehr in Frage, da ich zum einen das Anmeldedatum verpasst habe und zum andern will ich die Beziehung von Carlo und mir nicht aufs Spiel setzen. Wir haben in den letzten Wochen schon genug durchgemacht, da brauchen wir nicht noch eine zusätzliche Belastung. Das Einzige was mir noch übrig bleibt wäre ein Praktikum in einer Kinderkrippe oder ich muss mir sonst irgendwie einen Job besorgen und in diesem Jahr ein bisschen Berufserfahrung sammeln.

Ich schiebe diese wenig erheiternden Gedanken zur Seite und beschliesse, dass ich mich zuhause damit auseinandersetzen werde. Stattdessen nehme ich mein Handy aus der Tasche und beschliesse Fabiana eine lange Nachricht zu schreiben.

Hey Fabiana, es tut mir sehr leid, dass ich mich schon so lange nicht mehr gemeldet habe. Bei mir ist einiges passiert. Ich bin mit Nick zum Southside Festival gefahren, um mich mit Carlo zu versöhnen. Zuerst sah es sehr schlecht aus, denn Carlo hat mich eiskalt abblitzen lassen. Aber irgendwie hat ihn etwas umgestimmt und wir konnten uns versöhnen. Ich werde ihn wohl nicht gleich wiedersehen, doch wir werden am Ende des Monats gemeinsam in den Urlaub fahren! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue! Und wie sieht es bei dir aus? Haben Steve und du mittlerweile eine Wohnung gefunden? Wir müssen uns auf jeden Fall bald wieder einmal treffen um alle Neuigkeiten auszutauschen. Nochmal, es tut mir sehr Leid, dass ich so eine schlechte Freundin bin und dich in den letzten paar Wochen immer wieder abgewiesen habe, obwohl du mir nur helfen wolltest. Es tut mir leid! Lucy

Mit einem Kloss im Hals schicke ich die Nachricht ab. Ich habe mich von den ganzen Beziehungsproblemen mit Carlo viel zu sehr mitnehmen lassen, sodass ich mich von meinen Freunden distanziert habe. Ich hoffe, sie können das verstehen und nehmen es mir nicht übel.

Da ich schon dran bin, schreibe ich auch Nick noch eine Nachricht und bedanke mich noch einmal dafür, dass er mich gefahren hat und total nett und aufgeschlossen war. Als nächstes sind Jasmin und Julie dran. Da wir zu viert, mit Fabiana, einen Gruppenchat haben, schreibe ich gleich eine Nachricht an alle:

Hey, wer von euch wäre bei einem Treffen in den nächsten Tagen dabei? Ich bin mir sicher, dass wir uns viel zu erzählen haben. Und ich will mich entschuldigen, dass ich mich in den letzten Wochen so selten gemeldet habe. Lucy

Anschliessend versorge ich mein Handy in der Tasche, lehnte mich zurück und betrachte die Landschaft die an mir vorbeizieht. Nach ein paar Minuten müssen mir wohl die Augen zugefallen sein.

Ich werde eine gute Stunde später von meinem Handy geweckt, da ich wohl vergessen habe, den Ton abzustellen. Ich ziehe es aus meiner Tasche hervor und muss automatisch lächeln, als ich Carlos Name auf dem Bildschirm erkenne. Schnell entsperre ich mein Handy und öffne erwartungsvoll seine Nachricht.

Hey Baby, ich hoffe die Zugfahrt ist mehr oder weniger angenehm. Und natürlich hoffe ich auch, dass dir so ohne mich nicht all zu langweilig ist. Ich wollte mich nur noch einmal für deinen Besuch bedanken, denn abgesehen von den ersten paar Stunden waren diese beiden Tage wunderschön. Bis jetzt bin ich noch nicht dazu gekommen, aber morgen werde ich dann unseren Urlaub buchen. Natürlich werde ich dir alle Details zukommen lassen. Und jetzt geniess noch den Rest der Zugfahrt. Ich liebe dich! Carlo

Mein Herz zieht sich vor Glückseligkeit förmlich zusammen und ich hätte am liebsten laut gerufen, wie glücklich ich bin, aber ich kann mich gerade noch zurück halten. Nur mein bescheuertes, überglückliches Grinsen kriege ich nicht aus meinem Gesicht. Schnell schreibe ich Carlo zurück und will mein Handy danach wieder in der Tasche verstauen, als wieder dieser schreckliche Ton ertönt, der mir signalisiert, dass eine neue Nachricht eingegangen ist. Ich seufze, da ich schon wieder vergessen habe, den Ton auszumachen. Als ich sehe, dass die Nachricht von Fabiana ist, öffne ich sie rasch und lese neugierig:

Hey Lucy, kein Problem, ich freue mich für dich, dass bei euch wieder alles in Ordnung ist. Können wir vielleicht kurz telefonieren? Ich bin langsam am Ende, denn Steve und ich können uns einfach nicht auf eine Wohnung einigen und langsam beginne ich echt daran zu zweifeln, ob diese Beziehung überhaupt noch Sinn macht. Wir sind nur am Streiten und haben jetzt schon seit zwei Tagen nicht mehr miteinander gesprochen. Ich bin verzweifelt. Fabiana

***

Wie gefällt euch dieses Kapitel? :-)

Es tut mir leid, dass so lange nichts kam, im Moment habe ich einfach ziemlich viel Stress...

Aber ganz bald gibt es eine RIESIGE ÜBERRASCHUNG bezüglich dieser Story! ;-)

xx Lulu

Was wär das Leben ohne dich? (CRO FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt