Kapitel 4 - Die Hütte

188 9 0
                                    

Kapitel 4: Die Hütte

Völlig überwältigt und mit doch eher gemischten Gefühlen, schaue ich mir diesen riesigen Container jetzt genauer an.

Erscheint viel größer, als er aussieht, also gehe ich erstaunt um ihn herum. Er steht in einer T-Form auf jeweils vier dicken, aus Metallgebauten Beinen. Das Metall, das seine Außenhülle bildet, fühlt sich kühl an. An jeweils der Seiten des T-Stückes, sind zwei große Fenster, durch die ich aber nichts sehen kann, weil es bereits dunkel ist.

»Wie...kann das nur sein?«, frage ich erstaunt, mehr mich selbst als die anderen.

Als Brisk und Will plötzlich anfangen zu lachen, sehe ich sieverunsichert an. »Was ist so lustig?«

Statt mir zu antworten, starren sie mich beide grinsend an.

»Menschen«, sagt Brisk überheblich und zuckt mit den Schultern, » Keine Ahnung von Technik oder generell von dem, was um sie herum passiert.«

»Doch«, sagt Will selbstgefällig, »Sie wissen, wie man vor allem die Augen schließt. Darin sind sie nämlich sehr gut.«

Ergeht kurzerhand auf die andere Seite des Containers. Die anderen tuen es ihm gleich, doch ich bin noch so fasziniert von diesem riesigen Container, in mitten dieses Waldes, dass ich noch nicht daran denke, wie es im Inneren aussehen könnte. Warum sie immer wieder so sehr darauf rumhacken, dass wir Menschen ja anscheinend so scheiße sind, bleibt mir immer noch ein Rätsel. Ich beschließe darauf einfachkeinen Wert mehr zu legen, denn sicher meint er lediglich die Menschen aus diesem Viertel.

»Kommst du Anna?«, ruft Ally, bevor sie sich ebenfalls auf die andere Seite begibt. »Hier vorne ist die Tür.«

»Komme...«, rufe ich aufgeregt und folge ihr.

Auf der hinteren Seite des Containers befindet sich tatsächlich eine große Tür. Jedoch befindet sie sich in bestimmt zwei Meter Höhe.

»Gibt es dafür einen Spezial Aufzug? Oder eine geheime Treppe, die sich von allein ausfährt?«, frage ich und lache dabei, doch niemand scheint meinen Scherz zu verstehen.

Aus dem Stand heraus, und mit einem kräftigen Sprung, landet Will schließlich auf einem kleinen Vorsprung vor der Tür. »Mach das mal nach! «, sagt er angeberisch. Er öffnet die große Tür und tritt ein. Sie ist nicht mal abgeschlossen.

Brisk, Torell und L tuen es ihm gleich, doch Ally bleibt am Vorsprung stehen und reicht mir ihre Hand. »Ich zieh dich hoch!«

»Oh, ok «, sage ich etwas beschämt und strecke ihr meine Händeentgegen. Mit einem Ruck zieht sie mich hoch und nur eine Sekunde später, stehe ich neben ihr auf dem Vorsprung.

Der Container scheint wirklich eine Art Minibase für sie zu sein.

Als ich eintrete, verteilen sich die Männer in verschieden Richtungen auf und auch Ally scheint es jetzt nicht mehr zu halten. »Anna, ich muss eben noch ein paar Sachen vorbereiten. Torell wird dir eben alles zeigen «, sagt sie ungeduldig, ehe Will seinen Kopf aus der Tür hält und ihr einen strengen Blick zu wirft. »Nicht zu viel Ally! «, sagt er angespannt und verschwindet in den Raum links von uns.

»W oist er denn hin?«, frage ich neugierig.

Torell kommt auf mich zu. »Das, meine Liebe, bleibt ein Geheimnis«, winkt er ab, »komm, ich zeig dir ein wenig unsere Hütte, sodass du dich zurechtfindest!«

Ally verschwindet schnell in einen zweiten Raum, etwas schräg gegenüber. Ich folge Torell nach rechts um die Ecke, wo sich eine kleine Küchenzeile, mit einer kleinen Tischgruppe und einem großen Kühlschrank befindet.

»Nichtgroß, aber wenn wir hier sind, nutzen wir diesen Ort eher sehr selten.«

Ichschaue ihn fragend an. »Selten? Weil ihr viel zu tun habt?«

»Sogar sehr selten«, sagt er und kann sich ein Lachen nicht verkneifen.

»Ist das irgendein Witz, den ich nicht verstehe?« frage ichvorwurfsvoll.

»Hm«, er zuckt mit den Schultern und lächelt mich an »Ja, das... Ehm... Könnte man so sagen.«

Ich habe das Gefühl, dass er mir irgendwas verheimlicht, oder dass er einfach ein kleiner Witzbold ist. Doch beschließe ich, nicht weiternach zu fragen, da er irgendwie in Rätseln spricht.

Als er merkt, dass ich langsam sauer werde, dreht er sich um. »Gut, dann weiter!«

Genau gegenüber der kleinen Küche, steht eine kleine Couch und an der Wand befindet sich ein großer Monitor. Direkt dahinter befindet sich das Bad. Es sind mehrere Kabinen vorhanden, sodass man gleichzeitig duschen kann.

»Wie lange dauert denn so ein Einsatz? Ich meine Ihr habt ja hier echt alles, was ich in meiner kleinen Wohnung auch habe.«

Ausmeinem anfänglichen Witz, wird plötzlich Ernst.

Plötzlich überkommt mich ein Gefühl, das mich einnimmt, denn obwohl mir dieser Ort Antworten gibt, so wirft er auch neue Fragen auf: Wie lange muss ich wohl in ihrer Obhut bleiben? Ich meine, Polizeischutzschön und gut, doch hoffe ich einfach nur, dass ich bald mein altes Leben wiederhaben kann. Ich will so schnell es geht in mein altes Leben zurück. Ich vermisse meine Freundin und auch meinen Dad. Er wird sich sicher Sorgen machen, wenn ich ihn nicht anrufe. »Ist meine Familie eigentlich schon benachrichtigt worden? Sind sie in Sicherheit?«

Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Wenn ich von der Polizei befreit worden bin, wird es sicher eine Leitstelle geben, in der mein Fall bereits bearbeitet wurde und dann natürlich auch die Familie benachrichtigt wurde.

»Naja...also noch nicht. Also eigentlich macht L das immer direkt, wenn wir hier ankommen. Er ist unser Spezialist für den .... Kram mit den Meldungen. Er kontaktiert dann unsere«, er macht eine kurze Pause, »...Leitstelle.«

Als er "Leistelle" sagt schluckt er schwer. »Also mach dir keine Sorgen. Das wird schon alles wieder werden! Wollen wir dann zu Ally auf die Krankenstation?«

Ich nicke ihm zu und er führt mich nach rechts und öffnet eine kleine Tür. Im Inneren befinden sich zwei Betten, wie sie auch in einem Krankenhaus zu finden sind. Links an der Wand, sitzt Ally an einem Computer und tippt etwas in eine Tastatur.

Der ganze Raum wirkt, als wären wir tatsächlich in einem Krankenhaus: Die Schränke an den Wänden, mit den verschiedenen Spritzen und die Infusionsständer neben dem Bett. Zwei Betten nebeneinander mit einem Vorhang getrennt. Selbst die Vorhänge und der Geruch, sind dieselben.

»Dann leg dich mal da in das Bett! Du hast heute viel mit gemacht. Den Restsiehst du morgen. Versprochen!«, sagt Torell rücksichtsvoll.

»Danke. Das werde ich«, flüstere ich erschöpft und lasse mich langsam auf eins der Betten sinken.

Erstjetzt bemerke ich wieder, wie lädiert mein Körper von der Anstrengung ist, wie angespannt ich die ganze Zeit war. Mein Schädelbrummt und meine Füße fühlen sich an, als wäre ich einen Marathongelaufen. Zwei mal.

»Das hier wird dir helfen zu schlafen«, versichert mir Ally, ehe sie mir etwas mit einer Spritze in meinen Arm spritzt. Ich zucke kurz unter dem Schmerz zusammen, doch lasse ich es geschehen. Meine Liederwerden langsam schwerer und mein Körper entspannt sich mit der Zeit. Die Geschehnissen um mich herum, nehme ich schließlich nur noch wenig wahr.

Als meine Gedanken endlich langsam abschweifen, ist es nur noch eine Frage, die Jemand aufgebracht neben meinem Bett herausbringt. Doch ist es mir nicht mehr möglich darüber nach zu denken, was siebedeutet.

Es ist Wills tiefe Stimme, die mich schließlich tief in meine Träume begleitet.

»An welcher verdammten Stelle ist der Biss?«


Blood Hunter - Hunt or be huntedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt