Kapitel 2 - Jäger und Gejagter

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Kapitel 2: Jäger & Gejagter

»Six«, sagt Five mit Nachdruck, »Die wollen sie! Es gibt nun keinen Zweifel mehr. Sie ist das Mädchen, von dem sie alle reden!« Mit einer schnellen Bewegung hat er sich von mir entfernt. Sie ist so schnell, dass meine Haare noch nach vorne nachfliegen.

»Ich weiß«, sagt er genervt und fährt sich mit den Fingern durch seine Haare.

»Aber was wollen die von ihr? Ich meine, sie sieht aus wie ein normales Mädchen. «

Aufgeregt rennt er vor uns beiden hin und her. Er lässt mich dabei nicht aus den Augen und sieht mich an, als wäre er ein wildes Tier, und ich seine nächste Mahlzeit. Ich fühle mich nicht gut unter seiner Beobachtung, denn niemals zuvor hatte mich Jemand so angesehen, wie er es gerade tut.

Mittlerweile hatte Eight Six einen kompletten Bericht über die Schäden des Autos gegeben: Wir fahren also nur noch auf drei Reifen, und ein paar Dinge am Wagen hingen wohl nur noch als Dekoration daran herum.

»Sie muss besonders sein, Six. Sieh sie dir an!«, fordert Five mit Nachdruck.

Angewidert sah er mich daraufhin wieder an. »Du willst mir also weiß machen, dass dieses Mädchen - dieses Gott verdammte - normale Mädchen... irgendetwas Besonderes ist? Sie ist eine gewöhnliche. Ein zerbrechlicher Mensch, mehr nicht!«, sagt er angestrengt. Five macht einen Schritt auf ihn zu und sieht ihm tief in die Augen. »Auch Menschen können besonders sein, Six!« Sie macht eine kurze Pause, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Find' dich damit ab! - Und jetzt hör auf mit deinen Spielchen, sie ist schon ganz verängstigt!«.

Eine merkwürdige Stille macht sich in dem kleinen Raum breit und ich sehe den beiden dabei zu, wie sie sich gegenseitig nieder starren. Keiner der beiden ist gewillt, diesen Kampf zu verlieren. Der Van ruckelt dabei im Rhythmus der Fahrt, als wir plötzlich zum Stehen kommen.

»Also gut Five, dann hast du die Verantwortung für den Menschen«, er geht langsam bis zum Ende des Vans und dreht sich noch mal um. »Du kümmerst dich um...«, er macht eine Handbewegung in meine Richtung, »...das da. Du weißt hoffentlich, dass du uns alle damit in Gefahr bringst.« Mit einem finsteren Blick springt er hinaus aus dem Van.

Es dauert einen Moment, bis Five sich wieder gefangen hat, ich traue mich jedoch nicht, etwas dazu zu sagen. Ich fühle mich schlecht, denn es scheint, als habe Six mit seiner Aussage Recht. Als sie bemerkt, dass ich ihrem Blick ausweiche, kommt sie hastig auf mich zu und schenkt mir ihr schönsten Lächeln. »Na dann wollen wir mal«. Sie schlingt ihren Arm um mich herum, sodass mir das Aufstehen leichter fällt.

»Ich will euch wirklich keinen Ärger machen - «, möchte ich ihr versichern, doch sie unterbricht mich sofort.

»Nein. Das brauchst du nicht zu denken. Du bist erstens meine Patientin und zweitens, kann Six manchmal ein Arsch sein«. Sie lächelt mich weiter freundlich an, während wir zusammen den Van verlassen.

»Außerdem,« gesteht sie mir, »...bin ich auf deine Geschichte gespannt.«

Mich überkommt plötzlich ein komisches Gefühl. Was meint sie wohl damit? Ich setze kurzerhand zu einer Antwort an, doch sie lässt mich gar nicht erst zu Wort kommen. »Two, kannst du mir eben helfen?«, ruft sie ihm zu und unterbricht mich damit absichtlich.

Sie schiebt mich um den Van herum um, noch ehe ich ein Wort verlieren kann, bis sie mit mir stehen bleibt und mich loslässt. Eine weitere Gestalt mit einem großen Gewehr, kommt auf mich zu, bevor auch seine Maske - wie auch bei den anderen - zur Seite verschwindet.

»Ich helfe dir«, bietet der Mann mir freundlich an und legt einen Arm um meine Hüfte. Ich kann nicht anders, als ihn anzustarren. Warum helfen mir diese Leute?

Blood Hunter - Hunt or be huntedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt