Kapitel 25

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Die Fahrt ist nicht nur holprig, nein sie ist mir sogar sehr unangenehm. Der Mann, der offensichtlich viel für mich zu empfinden scheint, starrt mich durchdringlich an. Immer wieder sehe ich ihn an, um ihm zu zeigen, er soll Mal in eine andere Richtung schauen, es ist mir unangenehm aber diesen Gefallen, tut er mir nicht. L und Torell haben ihn schließlich zum Van getragen, den Torell einen Kilometer weit entfernt, geparkt hatte. Er scheint Verbrennungen an den Armen und im Gesicht zu haben, doch er verzieht keine Miene wegen des Schmerzes. Er sitzt mir einfach nur gegenüber und schaut mich durchdringlich an, während Ally ihm erste Hilfe leistet. L hatte angeboten, den Van zu fahren, was die Situation auch nicht besser macht, denn Torell sitzt schweigend neben mir. Er hatte Will eine Frage gestellt, die er aber bisher noch nicht beantwortet hat, weil er damit beschäftigt ist, mich anzustarren. Betretenes Schweigen herrscht im Auto und ich habe das seltsame Gefühl, dass das meine Schuld ist. Torell sagte mir, dass ich mich schnell wieder an ihn erinnern würde, ich müsste ihn nur berühren aber bisher ist das wohl noch nicht geschehen. So wie er mich ansieht, habe ich fast ein schlechtes Gewissen, nichts für ihn zu empfinden. Diesen Mann soll ich kennen? Ich könnte schwören, ich habe ihn noch nie gesehen. Immer wieder wenn ich ihn ansehe, schlucke ich schwer, denn es ist fast nicht zu ertragen, wie enttäuscht er von mir ist. Es interessiert mich, ob wir eine gemeinsame Zeit hatten, wenn er mir wichtig war, war er sicher eine Bereicherung für mein Leben aber ich erinnere mich leider nicht. Ich kann mir alle möglichen Sachen ausmalen, aber ich wüsste nie, woher wir uns kennen. Sein Blick sagt mir lediglich, dass bei ihm wohl mehr war.

Kurz räuspere ich mich und schlage die Beine übereinander.

»Tja ehem. Kumpel dir ist wohl nicht nach Reden, was? «, sagt Torell und sieht aufgeregt auf seine Handflächen.

Schnell wirft Will ihm einen nichtssagenden Blick zu, ehe er mich wieder fixiert. »Du hast dich so verändert «, flüstert er und sein Blick wird weicher.

Aufgeregt zupfe ich an meinem Jackenärmel. »Das sagtest du bereits, kann du mir...«, ich mache eine kurze Pause, denn ich weiß, dass ihn die folgenden Worte verletzen werden. »... sagen, woher wir uns kennen?«

Als er mich plötzlich schmerzerfüllt ansieht, kann ich ihm ansehen, wie verletzenden das sein muss. Er schließt für einen Moment die Augen, ehe er spricht. »Wir kennen uns nur flüchtig, du kennst mich nicht mehr als die anderen hier, in diesem Van «, sagt er knapp.

Ich kann ihm ganz genau ansehen, dass er lügt, doch traue ich mich nicht, ihm zu widersprechen. Ich bringe lediglich ein »Oh « heraus und schaue ihn betreten an.

Aus irgendeinem Grund, durchfährt mich plötzlich ein mieses Gefühl, ich sehe lieber aus dem Fenster, doch ich kann aus dem Augenwinkel sehen, dass er mich nicht aus den Augen lässt.

Als wir endlich wieder auf der Autobahn sind, kurbele ich das Fenster runter. Ich habe Angst unter der erdrückenden Luft zu ersticken.

»Du solltest dich ausruhen, Will «, höre ich Ally sagen, doch er gibt ihr zu verstehen, dass er darauf keine Lust hat.

Schnell beugt er sich nach vorne. »Anna, ich habe verstanden, dass du dich nicht an mich erinnerst aber es tut mir wirklich leid, dass ich nicht da war, als du dich verwandelt hast. Ich denke aber auf der anderen Seite, dass es gut war, denn «, er macht eine kurze Pause und schließt die Augen für eine Sekunde. »Ich hätte es wahrscheinlich ein zweites Mal aufgehalten. Ich kann nicht sehen, wenn du leidest. «

Ich sehe ihn durchdringlich an und beuge mich ebenfalls ein wenig nach vorne. »ich will dir auch was sagen, ich weiß, du kennst mich aber ich erinnere mich nicht an dich. Vielleicht kommt die Erinnerung zurück, vielleicht auch nicht. Du schaust mich an, als wäre ich die eine Person für dich auf diesem Drecks Planeten aber ich kann es nun mal nicht erwidern. Bitte bedränge mich nicht so, ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll! « So, wie ich den Satz ausgesprochen habe, tut es mir leid. Ich habe mich in Rage geredet und die Wahrheit gesagt, die nicht angemessen war und das sagt mir auch sein entsetzest Gesicht. »Es, es tut mir leid, so war das nicht gemeint, ich bin nur...«, stottere ich doch er unterbricht mich sofort.

Blood Hunter - Hunt or be huntedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt