Kapitel 10 - Veränderung

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A

ls ich langsam von der Autobahn herunterfahre und damit in meine Heimatsstadt zurückfahre, kribbelt es auf meinem ganzen Körper. Das große, hell leuchtende Schild über dem Hotdog Stand, vor dem sich viele kleine Kinder tummeln, um sich etwas zu kaufen, die dick eingepackten Menschen, die Arm in Arm von Laden zu Laden gehen und auch die Spiegelungen, der Farben, die das ganze Tummeln mit sich bringt, erstrahlt plötzlich viel heller in meinen Augen. Die Menschen sind sorglos, so scheint es.

So leicht wäre es jetzt, einfach das Ziel außer Acht zu lassen, mir meinen Dad zu schnappen und irgendwo auf der Welt, ein neues Leben zu beginnen.

Doch so einfach ist es nicht.

Längst bin ich einer von ihnen geworden, längst passe ich nicht mehr in diese Welt.

Als ich durch noch belebte Straße fahre und mir die Menschen so anschaue, mit ihren sicheren Leben, überkommt mich irgendwie der Neid. Niemals wieder werde ich so sorglos sein können. Nie wieder einer von ihnen sein. Ich weiß weder was mich erwartet noch, wie ich mein neues Leben fortsetzen soll.

Wo gehöre ich nun hin?

Werden mich die anderen Leute im Clan mögen?

Werde ich betraft für das, was ich getan habe?

Aber die viel wichtigere Frage wird sein: Werde ich damit leben können, dass der Mensch - was denke ich das bloß, der Vampir – der mit mir sein Blut geteilt hat - mit einer anderen Frau sein Glück findet?

Doch das sind alles Dinge, über die ich mir erst wieder Gedanken machen kann, wenn ich den Trupp gewarnt habe. Wie ich das mache, weiß ich selbst noch nicht so richtig, da ich weder die Gewohnheiten noch die Strategie des Trupps kenne.

Ich kenne lediglich das Ziel: Dieses ist ein verlassenes Museum, in der Nähe meines Elternhauses.

Als Selina und ich klein waren, haben wir uns damals immer von Zuhause weggeschlichen und uns dort einen schönen Nachmittag gemacht. Meinem Dad, hatte ich natürlich vorher immer bescheid gesagt. Wir hatten ein Codewort, damit er sich keine Sorgen machen brauchte. Selina wusste davon nichts, ihr spielte ich vor, ich sei das taffe Mädchen, das sie immer beschützte, egal was passierte.

Als Selina eines Tages - da waren wir ca. zwölf - mit ihrer Mum in die Mall ging und die Schuhe nicht bekam, für die sie bereits zwei Stunden in einem Laden gequengelt hatte, war sie so sauer, dass sie beschloss, ihre Familie für immer zu verlassen. Wir trafen uns am Museum, nachdem sie mich wutentbrannt angerufen und her zitiert hatte.

Sie stemmte ihre Arme in ihre Hüften: »Meine Mum ist echt das letzte, sie wollte mir diese wunderbaren Dolce und Gabbana schuhe nicht kaufen. Ist das zu fassen?«

Belustigt sah ich sie daraufhin an. »Wow, es gibt Sachen, die man dir nicht freiwillig in den Hinter schiebt?«

Über diese Antwort war sie aber gar nicht erfreut. »Anna...«, sie sah mich abwertend an, »...es kann nicht jeder in solch dreckigen Latzhosen rumrennen, so wie du. Es gibt Leute, die wollen etwas aus sich machen, Schätzchen.«

Ihre zickige Art gehörte irgendwie zu ihr, also konterte ich lediglich damit, dass ich ihr nur die Zunge herausstreckte.

»Wollen wir reingehen?«, sie sah mich vorwurfsvoll an, bevor sie mir die Hintertür des Museums aufhielt. Ich ging an ihr vorbei, durch die große Tür hindurch. Unseren Taschenlampen hatten wir in der Ecke der Eingangstür deponiert. Ich nahm mir meine und ging durch den dunklen Flur voran, an dem noch alte, abgehangene Gemälde hingen, die anscheinend vergessen wurde.

Blood Hunter - Hunt or be huntedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt