Kapitel 55

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Torell...

Ich halte sie einfach nur ganz fest in meinem Arm, wissend, dass das Ganze noch ein böses Ende nehmen wird. Ich drücke ihren Kopf ganz fest an meine Brust, die sich vor Aufregung sehr schnell hebt und senkt. Seit ein paar Minuten stehen wir da, nichtssagend und in unseren eigenen Gedanken gefangen. Mein Körper ist starr, er gehorcht mir nicht mehr, ich fühle mich, als stünde ich neben mir. Sie vergräbt ihr Gesicht immer weiter in mein T-Shirt, doch auch sie scheint sich nicht von hier weg bewegen zu wollen. Sie will genauso wenig, dass dieser Moment hier endet und die Ausmaße, die diese Tatsache mit sich bringen, eben nun mal beginnen. Es ist ausgesprochen und es wurde gehört, die Sache ist somit klar.

Aber nicht für mich. »Du wirst Will davon nichts erzählen! Und auch sonst niemandem! Hast du verstanden? «, flüstere ich und stelle mit meiner Tonlage klar, dass darüber nicht diskutiert wird. Nur so, bleibt alles wie es ist. Nur so, kann Will Anna weiter lieben.

Langsam dreht sie ihren Kopf nach rechts und nickt fast unmerklich.

»Niemandem, Anna! «, wiederhole ich durchdringlich.

Ich lasse sie los und schiebe sie ein Stück zur Seite, um ihr in die Augen sehen zu können. »Du bist eine von uns, egal was passiert! Du wirst niemals zu ihnen gehören, ich verspreche es dir! «

Als das Fenster über uns plötzlich aufgerissen wird, steht dort die Ärztin panisch im Rahmen und wedelt wild mit den Armen. »James, komm schnell her! L wacht auf, du musst mir helfen! «

Ich sehe Anna noch ein letztes Mal an und drücke ihre Schulter ermutigend, bevor ich sie an die Hand nehme und sie mit mir durch die Türe ziehe. Wiederwillig folgt sie mir, doch ist ihr Schluchzen immer noch zu hören, wärend wir die Treppe hinaufsteigen. Vor der Tür bleibe ich noch einmal stehen und drehe mich zu ihr um. Sie scheint nicht anwesend zu sein, ihr Blick ist völlig leer.

»Anna du musst dich jetzt zusammenreißen, hast du gehört? «

Ich schaue ihr tief in die Augen, doch sie antwortet mir nicht.

»Bitte «, flüstere ich schließlich betroffen, als sie mich endlich ansieht. Sie schluckt schwer, doch kann ich sehen, dass sie verstanden hat, was ich von ihr will.

Ich öffne die Tür und trete ein. Hannah steht neben L am Bett, versucht ihm das Aufstehen zu erleichtern, indem sie ihm die Dosis in seinem Arm erhöht, doch dieser fängt plötzlich wie wild an zu zittern und fallt zurück ins Bett.

»Halten sie ihn! «

Ich mache einen großen Sprung auf ihn zu und erreiche ihn sofort. Rasch packe ich ihn an beiden Armen und drücke ihn herunter.

»Anna wir brauchen Blut, hol schnell eine große Menge! «, brülle ich.

Mit allen Mittel drücke ich ihn runter, doch er scheint einen Schock zu haben. Das ganze Bett bebt und ich hänge fast mit meinem ganzen Körper auf ihm drauf. Weil ich bisher noch keine Tür gehört habe, drehe ich mich etwas zur Seite. »Anna! «, brülle ich erneut, als ich sehe, dass sie sich nicht bewegt hat. Sie steht einfach nur da, weint und starrt mich apathisch an, geht in die Knie und hält sich mit beiden Händen die Ohren zu. Die Ärztin belegt mich mit einem Blick, der mir sagen soll "Ich hab's dir ja gesagt" und erhöht die Dosis erneut an einem Rad.

»Beweg dich jetzt! «, brülle ich erneut und kann meine Wut nicht mehr zurückhalten. »Hol das verdammte Blut! «

Als L sich endlich langsam beruhigt und sein Körper sich immer weniger bewegt, steige ich langsam von ihm herunter. Ich drehe mich sofort um und gehe auf sie zu. Ich packe sie an beiden Händen und ziehe sie dann unsanft an ihnen hoch. Sie schaut mir nicht in die Augen, sie sieht an mir vorbei. Wütend lasse ich sie wieder herunter, doch lasse ich sie los, bevor sie den Boden mit ihren Füßen berührt. Sie landet deshalb auf dem Hintern, doch bleibt sie, wo sie ist. Wütend gehe ich an ihr vorbei und renne schließlich die Treppe hinab. Für einen kurzen Moment muss ich mich neu sortieren, da das Haus auch für mich ebenfalls neu ist. Glücklicherweise befindet sich in einem der Waffenlager immer eine Truhe mit Blut Beuteln.

Blood Hunter - Hunt or be huntedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt