Kapitel 6 - Wahrheit

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Eine Weile schweigt Ally schon und versucht mir mit ihrem starren Blick in meine Augen eine Reaktion zu entlocken. Doch darauf wartet sie vergebens.

Ich blinzele lediglich ein paar Mal mit meinen Liedern, also fährt sie schließlich doch fort. »Sein Vater ist Christopher Hunt und seine Mutter Meredith Hunt.« Sie nimmt mir den Verband ab und schmiert mir eine kalte Flüssigkeit auf die brennende Stelle, lässt mich dabei jedoch nicht eine Sekunde aus den Augen.

Als sie die Wunde berührt, zucke ich kurz zusammen.

»Diese Wunde...«, sie macht eine kurze Pause und rollt mit dem Stuhl zurück, um sich ein neues Pflaster aus dem Kasten an der Wand heraus zu nehmen »...wird noch etwas länger anhalten.«

Wieder sage ich nichts.

„Es könnte ein paar Tage dauern, bis es sich wieder ganz normal anfühlt."

Wieder ein tadelnder Blick in meine Richtung.

Doch ich lasse sie zappeln.

„Es kann auch sein, dass du das Ganze eventuell nicht überlebst."

Ich reagiere nicht.

Mit einem schnellen Schritt kommt sie plötzlich auf mich zu und drückt mir ihren Daumen tief in meine Wunde. »Mensch Anna, hörst du mir überhaupt zu?«, schreit sie mich verärgert an. Sie ist plötzlich sauer und völlig außer sich.

Ich springe daraufhin vom Stuhl auf und drehe mich dann schmerzerfüllt zu ihr um. »Auaaaa! Ist das dein Ernst Ally? Bist du völlig durchgeknallt da drauf zu drücken?... Du Spinnst doch!«

Ally atmet erleichtert aus. »Ich wollte nur auf Nummer-Sicher gehen. Hast du mir nicht zugehört? Oder willst du es einfach nur nicht wahrhaben?«

Ich sehe sie genervt an und lasse meinen Arm ein wenig kreisen, als könnte ich den Schmerz damit verdrängen. »Doch, habe ich.«

»Und wieso sagst du dann nichts? Ich meine, ich habe dir gerade erzählt, dass es Vampire gibt und dass da vor der Tür, ein gefährliches Monster steht und du reagierst gar nicht?« Sie sieht mich vorwurfsvoll an.

»Ich habe es gehört und ich habe es verstanden. Du willst mir...«, ich mache eine kurze Atempause und rolle mit den Augen, »...erzählen, dass du irre bist! Ich hab's verstanden Ally, du bist irre. Vielleicht solltest du dir selbst was von deinem eigenen Zeug spritzen! Nur um sicher zu gehen«, wiederhole ich sie ironisch und reibe mir die Schulter.

Bisher hatte ich immer das Gefühl, in ihren Händen gut aufgehoben zu sein, doch jetzt erzählt sie mir, aus einem Grund, den nur sie kennt, nicht die Wahrheit. Mit offenem Mund steht sie da und starrt mich wütend an, als könnte sie nicht fassen, was ich gerade gesagt habe.

»Was?«, frage ich sie genervt.

»Du denkst, ich verarsche dich?« Ihre Augen werden fast zu Schlitzen.

»Ich hätte einfach nur gerne wirklich gewusst, was hier läuft und nicht so eine Irre Witznummer.« Ich schaue sie betrübt an, doch sie löst ihren Blick nicht von mir.

»Ich meine, ich habe wirklich gedacht, du erzählst mir die Wahrheit über seine Herkunft, aber wenn du es lieber für dich behältst...ist das ok.«

Plötzlich klopft es an der Tür, doch Ally macht keine Anstalten, sie zu öffnen.

»Willst du nicht aufmachen?« Ich ignoriere es, dass ihr Blick mir auf der Haut brennt.

»Komm rein!«, Sagt sie, ohne den Blick von mir abzuwenden.

Mein Atem geht wieder schneller, als ich sehe, dass es Will ist, der seinen Kopf in die Tür steckt. Er hat sich mittlerweile umgezogen und trägt einen engen schwarzen Pullover und eine schwarze Jeans.

Blood Hunter - Hunt or be huntedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt