Kapitel 29

109 9 8
                                    

Anna...

Ich kann ihre hohe Stimme durch die Tür hören. Ally gibt L hastig Anweisungen, Will zu fixieren.

»Oh Gott «, flüstere ich und rennen nervös auf und ab, während ich mir meine Hände vors Gesicht halte. Schnell rennt Torell an mir vorbei, doch lässt er die Tür, zur Krankenstation, auf. Ich werfe einen Blick in das Zimmer: Ally steht vor Will am Bett und versucht ihm einen Zugang zu legen, doch er wehrt sich. L sitzt auf seinem Oberkörper und hält seine Arme fest, doch er scheint nicht stark genug zu sein. Immer wieder schafft Will es, ohne viel Kraftaufwand, ihn von sich weg zu drücken, sodass Ally keinen Stich setzen kann. Die Sauerstoffmaske, verliert er dabei nicht. Als Torell schließlich dazu kommt, sieht er ihn durchdringend an. »Ally hör auf! «

Erschrocken sieht sie ihn an. »Das kann ich nicht, er stirbt sonst! « Ihre Augen sind weit aufgerissen und ihr Atem geht schnell. Ihre Haare kleben ihr vorne an der Stirn.

Schnell geht er auf sie zu. »Gib ihm nur was zur Beruhigung, er will es nicht! «

»Er wird sterben, Torell. Was genau verstehst du daran nicht? « Sie drückt ihn unsanft zur Seite und versucht einen neuen Einstich, doch Will zieht den Arm weg. Regungslos, stehe ich im Türrahmen und weiß nicht, was ich machen soll.

»Wenn er das will, dann lass ihn sterben, Ally! « Als er ihr die Worte ins Gesicht gebrüllt hat, verharrt sie einen Moment in ihrer Position, ehe sie die Nadel erneut ansetzt. Schnell kommt er näher und schlägt ihr die Spritze aus der Hand. »Lass es gut sein! «, brüllt er und sieht ihr tief in die Augen.

Sie schaut ihn erschrocken an, doch kommt schnell wieder zur Besinnung.

»Das Beruhigungsmittel, Ally «, wiederholt er und bleckt die Zähne.

Sie tut es ihm gleich und schubst ihn abermals zurück, ehe sie schnell zurück zum Schreibtisch läuft. Das EKG piepst immer noch so schnell, doch niemand scheint wert drauf zu legen. Rasch beißt sie die Kappe der spritze ab, lässt sie auf den Boden fallen und lässt schließlich einige Tropfen vorne hinaus spritzen. Sie setzt die Nadel erneut an und findet sofort die Vene. Die Spitze leert sich und das piepsen, wird stetig langsamer.

Torell streckt seinen Arm aus, um sie zu berühren, doch sie kommt ihm zuvor. »Fass mich ja nicht an, Torell. Du bist das letzte! « Ihr Ton ist schneidend, sie ist wütend, man sieht es ihr an. L steigt langsam von Will herunter und geht auf sie zu. Als er sie in den Arm nimmt, fängt sie an zu weinen. Sie löst sich von ihm und setzt sich neben Will. »Du darfst mich nicht verlassen Will, bitte trink etwas «, fleht sie ihn an, doch er schließt lediglich die Augen. Ich würde sie jetzt gerne in den Arm nehmen, doch sie würde mich wegstoßen. Ich mache einen Schritt zurück und hoffe, dass sie mich nicht bemerkt haben, ehe Will plötzlich die Augen aufreißt und mich anstarrt. Ich bleibe an Ort und Stelle stehen und bewege mich nicht. »Oh Gott, nein.«

Schnell drehen sich ihre Köpfe zu mir um. Für einen kurzen Moment, überlege ich, mich einfach umzudrehen und zu gehen, doch ich will an dem Gespräch teilhaben. »Komm rein «, sagt Torell genervt.

»Ich...Torell hat die Tür aufgelassen...ich «, stottere ich.

Blood Hunter - Hunt or be huntedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt