Ein nervtötendes Piepen weckte mein Unterbewusstsein. Es schien aber weit weg zu sein. Irgendwie habe ich ein Gefühl der Schwerelosigkeit, sowas hatte ich noch nie, bin ich etwa tot?... Woow tot?! Reiß dich zusammen! Ich versuchte angestrengt mich zu erinnern, was passiert war. Erst sah ich verwirrende Szenen vor meinem inneren Auge, doch dann legten sich nach und nach die Gedanken und Bilder zu einem Puzzle zusammen. Ich bin hungrig nach Hause gekommen, sollte den Saft aus dem Keller holen, das Licht hat geflackert und BUMM, da kommt schon der Filmriss.
Da muss irgendetwas explodiert sein, oder?
Natürlich muss was explodiert sein du Spast.
Stöhnend rieb ich mir die Schläfen. Mit diesen Kopfschmerzen kann man doch keine klaren Gedanken fassen (du Schlaumeier)! Knurrte ich genervt in Gedanken zurück.
Kleine Anmerkung am Rande: Ja, ich führe Selbstgespräche. Zwar nicht so oft...
Ach wirklich?
Klappe.
Pff
Zwar nicht soo oft, aber hey.. Wer tut das denn nicht?
Konzentriert versuchte ich wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
Ich meinte mich zumindest vage daran erinnern zu können, einen Schrei gehört zu haben.Der Schrei war das Stichwort zu dem Gedanken, dass ich realisiere, dass ich ja keine Ahnung habe, wie es meiner Mutter geht und der Schrei das Letzte war, an das ich mich erinnern kann, was nichts Gutes heißen kann. Verdammt! Ich muss schnellstens aufstehen, aber irgendwie lastet ein unfassbar schweres Gewicht auf mir, sobald ich versuche meine Augen zu öffnen, sodass ich mich wirklich anstrengen muss, wieder zu mir zu kommen. Aber der Druck löst sich langsam und das Piepen wird lauter und lauter, fast schon unerträglich nach dieser fast vollkommenen Stille in der ich mich eben noch befunden hatte, und durch meine geschlossenen Lieder meine ich zu sehen, dass es heller geworden ist. Jetzt gebe ich mir einen letzten Ruck und zwinge mich, sie zu öffnen. Autsch, ein Fehler. Jetzt habe ich ja glatt direkt in dieses gleißend helle Licht geschaut. Ich schließe die Augen schnell wieder und sehe jetzt weiße Punkte vor meinen Liedern tanzen, na toll.
Ich legte meinen Kopf zur Seite und öffnete jetzt nun langsam die Augen um mich an das Licht gewöhnen zu können. Was hat mir diese ganze Mühe jetzt gebracht? Eine weiße Wand. Eine stinknormale, nichtssagende weiße Wand! Das nennt man Entlohnung, pfff... obwohl, theoretisch bin ich in einem Krankenhaus. Jap, das muss es sein. Eine andere logische Erklärung wird es nicht geben.
Meine Laune hob sich wieder ein wenig, ich mein, das ist ein relativ "gutes" Zeichen. Ich stütze mich prüfend auf die Ellenbogen, um sicherzugehen, dass ich jetzt schon stark genug dafür bin.Neugierig schaue ich mich um. Weiße Wand links, weiße Wand rechts, oben und der Boden ist auch weiß. Applaus für die farbenfrohen Maler. Nicht. Hier und da blätterte die Farbe ab und es kam eine Art orange-gelb darunter hervor, das nicht gerade sehr... hinreißend aussah, aber egal.
Als ich auf dem Nachttisch links von mir einen Spiegel erblickte, erschrak ich. Nicht das der Spiegel furchteinflößend ist oder so nein, das Bild, dass sich mir bot aber schon eher. Ja klar ich sah oft echt verpeilt aus direkt nach dem Aufstehen, aber noch nie zuvor sah ich so aus wie jetzt. Meine schulterlangen, braunen Harre umrahmten zerzaust mein Gesicht, ich hatte ziemlich viele kleine Kratzer am Kinn und an der Stirn stach direkt ein großer blauer Fleck hervor. Dunkle Ringe unter den Augen hatte ich natürlich auch ( wie immer morgens )und an meinem Hals klebte ein längliches Pflaster. Mit einem seltsamen Gefühl im Magen versuchte ich meine Haare so weit es nur geht wieder zurecht zu legen und zwang mich, meinen Blick von dem Spiegelbild wegzureißen.
Um irgendetwas zu unternehmen, setzte ich mich auf und spürte erst jetzt, wie versteift meine Glieder eigentlich die ganze Zeit waren. Ich streckte mich einmal ordentlich und setzte vorsichtig einen nackten Fuß nach dem anderen auf den Boden ab, da ich keine Socken hatte sondern nur so einen (nicht wirklich gutaussehenden) weißen typischen Krankenhauskittel. Ich bekam ein wenig Gänsehaut, da sie in diesen Räumen wohl keine Fußbodenheizung zu kennen scheinen und tapste vorsichtig in Richtung Wand. Erst jetzt entdecke ich den Türknauf und wundere mich, wieso er mir nicht schon vorher aufgefallen ist, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass er kaum erkennbar war durch seine ebenfalls weiße Farbe.
Jetzt sehe ich auch die Konturen der Tür und frage mich, ob sie geöffnet ist. Muss sie ja eigentlich, denn wer sperrt seine Patienten bitte ein? Ich darf ja auch mal raus, nicht wahr? Nachdem ich kurz tief eingeatmet habe, drücke ich nun vorsichtig die Klinke herunter und spähte verstohlen durch die sich mir bietende, kleine Öffnung.
Vor mir erstreckte sich ein langer Korridor mit einigen weiteren Türen und ein zweiter Gang ließ sich auch von hier einigermaßen gut erkennen. Die Gänge wurden von Lampen erleuchtet, die ein mattes Licht auf diese Einrichtung warfen. Eines dieser Lichter war nicht ganz intakt, es flackerte alle paar Sekunden, erlosch und ging kurze Zeit später wieder an und dann wieder von vorn das Ganze. Dazu kam diese beunruhigende, unnatürliche Stille (bis auf den nervtötenden Piepton des Gerätes unter meinem Bett natürlich) und ich wurde automatisch an ein Horrorkrankenhaus erinnert. Jep, eindeutig zu viele Horrorfilme.
Seufzend wollte ich kurz die Umgebung erkunden als ich ein Klack, Klack, Klack irgendwo links von mir hörte. Da ich mir ziemlich sicher war, dass das Schritte waren und sie langsam aber sicher lauter wurden und in meine Richtung zu gehen scheinen, ließ ich die Tür leise wieder ins Schloss fallen und überlegte fieberhaft, was ich jetzt tun sollte.
Theoretisch sollte ich keine Panik haben, weil das wahrscheinlich ein netter Arzt oder eine nette Krankenschwester ist, aber da ich mir nicht sicher sein konnte, wo ich mich befand und diese merkwürdige Ruhe entlang der Korridore mir Gänsehaut bereitete, beschloss ich fürs erste so zu tun, als würde ich schlafen und darauf zu hoffen, dass diese Person hier reinkommt, es nicht bemerkt und irgendwie vor sich hin labert, wo wir sind. Die Chance geht gleich null und zwar mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit, aber einen Versuch ist es wert. Ich versuchte mich entspannt hinzulegen und konnte nur hoffen, dass man meinen Täuschungsversuch nicht aufdecken würde, weil ich nicht wollte, dass das mit unangenehmen Fragen endet, falls das hier wirklich ein stink normales Krankenhaus sein sollte und ich schloss meine Augen genau in dem Moment in dem die Tür geöffnet wurde.
Stille. Nichts weiter als Stille. Es war, als würde die ganze Welt samt mir den Atem anhalten. Und da haben wir schon den ersten Fehler: Ich muss trotzdem ruhig weiteratmen.
Verdammt.
Hoffentlich hat derjenige es nicht bemerkt. Nichts und niemand rührt sich da an der Tür. Die Sekunden kamen mir wie Stunden vor und gerade als ich der Versuchung nicht mehr standhalten konnte zu gucken, wer dort stand, hörte ich, wie dieser jemand, immer darauf bedacht nicht zu laut zu sein, auf mich zu kam. Immer näher, bis die Person schließlich stehen blieb. Ich glaubte seinen Atem in meinem Gesicht spüren zu können, was ich relativ creepy fand ehrlich gesagt.Wieso ich annahm, dass das eine männliche Person ist, weiß ich nicht, war irgendwie Intuition. Mein Herz schlägt so schnell, dass ich Angst habe, man könnte es hören. Dieses Gefühl beobachtet zu werden, ja, regelrecht angestarrt zu werden, ließ mich nicht mehr los. Was tun? Meinen ganzen Mut zusammen nehmend versuchte ich das eine Auge leicht zu öffnen, um mir wenigstens einen kleinen Eindruck meines wortwörtlich stillen Beobachters verschaffen zu können. Genau in der Sekunde sagte eine etwas tiefere Stimme: »Ich weiß, dass du wach bist«. Das ist der Moment wo mein Herz kurz aussetzt. Fuck.
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Wer das wohl ist ? :D
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Frozen ~ Gefrierpunkt 0°
Science FictionFaye Winter hier- ob alles gut bei mir läuft? Theoretisch sollte ich "Ja" sagen um euch zu beruhigen aber die wahre Antwort lautet "Nein, ich glaube eher nicht". Denn würde es irgendwem gefallen zu einem Leben gezwungen zu werden in einem vereisten...