~ Albträume ~

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Ich taumelte blindlings durch den Wald der lichterloh in Flammen stand. Es war ein Spektakel von orange-gelb und rot, die das Weiß des Schnee's erfolgreich vernichteten und von dem Braun der Bäumstämme nur schwarze, verkohlte Stücke Holz zurückließen. Die knisternden Flammen und das Ächzen der Baumstämme, die ihren Wiederstand aufgaben und Reihenweise auf den Boden krachten, brachten mich noch um den Verstand. Meinen Arm schützend vors Gesicht haltend rannte ich stolpernd über die Hindernisse hinweg und versuchte mit vor Panik weit aufgerissenen Augen einen Ausweg zu finden. Ich konnte mich nicht wirklich konzentrieren oder einen klaren Gedanken fassen- Es war wie eine Blockade... Wie eine Nebelwand durch die man nicht durchblicken konnte zum Beispiel.


Hustend wich ich einem brennenden Ast aus, der mich sonst ohne Zweifel unter sich begraben hätte.
Eine Aschewolke wurde aufgewirbelt und nahm mir die Sicht, woraufhin ich verzweifelt versuchte mir die Asche aus den Augen zu reiben, während ich halb blind und von Hustenanfällen geschüttelt hinfiel und mit zahlreichen Überschlägen einen Abhang runterutschte. Geschockt rappelte ich mich hastig wieder auf und schleppte meinen kaputten Körper kraftlos weiter. Meine Glieder schmerzten von dem Fall und ich hielt mir meine Zähne fest zusammenbeißend eine pochende Stelle, die ich mir zu hart angestoßen hatte.


Ich war davon so abgelenkt, das ich den Geruch von brennendem Haar, der mir in die Nase stieg, erst nicht identifizieren konnte. Als ich aber realisierte, was da so fürchterlich stank, sprang ich kreischend zurück und löschte die Flammen mit dem kleinen Rest Schnee, der unter den Wurzeln eines Baumes verschont geblieben war.
Die Luft bestand nurnoch aus verkohlten Bäumen und jetzt auch noch meinen Haaren. Das war nicht wirklich das, was man einatmen wollen würde, weshalb ich röchelnd versuchte irgendwo etwas frischere Luft aufzuschnappen, was sich aber leider als unmöglich herausstellte. Die Flammen verbreiteten sich von Sekunde zu Sekunde immer schneller und ich konnte in meinem Tempo nicht mit ihnen mithalten, bis ich schließlich komplett den Überblick verlor.


Hektisch sah ich mich in jede Richtung um. Als ich keinen einzigen Fluchtweg erkannte, suchte ich nochmal, aber diesmal genauer. Angestrengt kniff ich meine Augen zusammen und versuchte durch den dichten Dunst etwas zu erkennen.
Ich sah aber einfach keinen Ausweg, also fing ich verzweifelt und lauthals an zu fluchen.
Wütend trat ich gegen einen Ast. Erst als ich die Sinnlosigkeit dessen Begriff, ließ ich mich einfach erschöpft und resigniert auf die Knie fallen. Mit gläsernem Blick starrte ich gefühlte Ewigkeiten lang in die Flammen, auch wenn es in Realität vielleicht nur Sekunden waren. Irgendwie hatte ich das Zeitgefühl verloren. Es beruhigte mich in gewisser Weise in ein so stätig loderndes Feuer zu schauen und alles andere, samt der Gefahr, auszublenden. Die Hitze spürte ich gar nicht mehr und meine vor Schweiß klitschnassen und von Ruß bedeckte Kleidung störte mich nicht im geringsten. Es war, als hätte ich mich mit der Situation abgefunden indem ich die Panik, vor dem was bevorstehte, unterdrückte.


Nach paar weiteren quälenden Sekunden drang an mein betäubtes Ohr plötzlich ein weit entfernter Schrei. Ich konzentrierte mich auf die Stimme und nach und nach wurden meine Sinne wieder geschärft und ich nahm wieder alles klarer wahr.
»FAYEEEEE«
Meine Alarmsirenen fingen an ohrenbetäubend zu klingeln und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Diese Stimme...
»HILF MIR!!!«
Ich hatte keinen Zweifel mehr wer es war. Ich würde die Stimme meiner Mutter unter tausenden wiedererkennen.
Der Kampfgeist kehrte wieder in meinen Körper zurück und das Adrenalin verlieh mir übernatürliche Kräfte.

Frozen ~ Gefrierpunkt 0°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt