~ Züge und Gegenzüge ~

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Jasons P.o.V

Ich rieb mir stöhnend meinen Hinterkopf und richtete mich auf. Was zum Henker ist bitte passiert? Und die nächste Frage stellte sich mir, als ich mich verwirrt umschaute. Wo bitte war ich?
Als ich mich aufrichtete knarzte das alte Holz des Bettes und nach jedem meiner Schritte ächzten auch die alten Holzdielen unter meinen Füßen. Ich schob die Vorhänge beiseite schaute prüfend aus dem Fenster.


Ich war definitiv im Äußeren Bezirk, da hier die Häuser nicht dicht an dicht standen, aber dafür die Sicherheitsvorkehrungen massiv hochgekurbelt wurden. Das Wetter schien relativ trüb und die grauen Wolken ließen keinem Sonnenstrahl die Chance, sich auch nur irgendwie durch die dicke Wolkenwand durchzusetzen.
Es müsste so gegen Mittag sein, da die meisten Menschen gerade in ihren Häusern oder arbeiten waren. Wenn es am Morgen oder Abend wäre, dann wäre hier auf den Straßen um einiges mehr los. So weit so gut. Aber wie verdammt nochmal bin ich hier gelandet? War ich etwa so Dicht? Aber da geht man doch nicht bis hierhin?


Mein Blick schweifte in die Ferne und ich hielt verwirrt inne. Der verkohlte Wald war nicht zu übersehen. Eine weite Fläche des sonst so prächtigen Waldes wurde verwüstet und hob sich stark von den Meilenweiten, weißen Schneeflächen ab.
Langsam dämmerte eine vaage Vorahnung in mir auf und mit einem Schlag kamen alle Erinnerungen an den gestrigen Tag wieder zurück. Diese kamen mit einer solchen Wucht und waren verbunden mit viel zu vielen Emotionen zugleich, das ich nach hinten taumelte und mich am Tisch abzustützten versuchte.


Leider hatte ich nicht bedacht, dass ein so alter Tisch mein Gewicht nicht halten könnte, sodass die Tischbeine einbrachen und der Tisch wortwörtlich in sich zusammenfiel. Überrascht flog ich beinahe mit dem Gesicht voran auf den Boden zu, bekam aber zum Glück noch die Bettkante zu fassen und verhinderte so einen schmerzhaften Aufprall.
Fuck.
Nichts anderes hatte mehr in meinem Kopf Platz. Das war das einzigste was alles kurz zusammenfasste.
F-ucking
U-normales
C-haotisches
K-arma
FuckFuckFuckFuckFuck.
Faye, Ash, Scatcher- Faye, Ash, Scatcher- Faye, Ash, Scatc- ich schlug meinen Kopf mit voller Wucht gegen den Bettpfosten.
Der dumpfe Schmerz, der sich an der Stelle breit machte, störte mich nicht. Im Gegenteil- es lenkte mich sogar ein wenig ab.


Ich bin ein Nichts. Ein Taugenichts. Ich hab nichts für Faye tun können. Ich hätte Winter sagen sollen, dass sie noch nicht bereit war. Okay, sie hätte mich dafür gehasst, aber das wäre irgendwann wieder verflogen...aber ob ich sie jetzt je wiedersehen würde konnte ich nicht sagen. Das konnte mir keiner sagen. Und diese Unwissenheit machte mich noch Wahnsinnig.


Durch diesen Wahnsinn getrieben wurde ich bereits zum Monster. Zur unkontrollierbaren Killermaschine. Vielleicht hätte Scatcher eine Strafe verdient, was rede ich da, natürlich verdiente er eine Strafe... aber gleich die Todesstrafe? War das alles, was er getan hatte, ein Todeswürdiges Verbrechen?
Hatte ich überhaupt das Recht zu entscheiden wem ich das Leben schenkte und wem nicht?
Wohl kaum...er hatte ja keinen umgebracht. Zumindest...noch nicht.
Aber du hast ihn umgebracht
Ich starrte geschockt meine Hände an. Was habe ich nur getan? Was ist bloß in mich gefahren? Ich wollte ihn umbringen. Und ich hatte keine Zweifel gehabt, keine Schuldgefühle, kein Zögern. Ich habe es förmlich genossen.


Ich stand benommen auf und betrachtete mein Spiegelbild in der Reflexion der Fensterscheibe und erkannte mich selber nicht mehr wieder. Langsam fuhr ich mit meiner Hand über meine Wange und wusste nicht wen oder was ich da sah. War ich überhaupt noch ein Mensch? Und wenn nicht, wer war ich dann?

Frozen ~ Gefrierpunkt 0°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt