~ Kantine ~

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Nachdem ich gefühlt stundenlang darüber nachgedacht habe, ob Jason jetzt ein toller Typ oder ein Arschloch ist, brummte dann schließlich mein Magen lauter als je zuvor. Da hat wohl aber jemand Hunger. Da ich mir ja jetzt denken konnte, dass hinter der mysteriösen Glastür, kein Ausgang ist und dort keine Wachen sitzen, sondern einfache Leute, habe ich jetzt auch endlich verstanden. Echt dämlich, dass ich gedacht hätte, ich könnte fliehen. Laut Jason kann ich das auch überhaupt nicht, aber er weiß scheinbar nicht, dass mir schon klar ist, dass es einen Weg hier raus geben muss. Denn wenn er nach oben (das klingt echt schräg wenn ich so darüber nachdenke) gehen konnte, kann ich das ja auch. Außerdem hatte ich mir ja was geschworen und daran werde ich mich auch halten. Ich schwang die Tür auf und stolzierte heraus, ohne darauf aufzupassen, ob mich jemand sehen könnte. Denn so wie ich es verstanden hatte, gehörte ich ja jetzt quasi dazu. Was mich etwas beunruhigte, aber das interessierte hier ja keinen.


Ich versuchte in meinem Kopf den Weg aufzurufen durch den mich Jason geschleppt hatte und siehe da, nach paar falschen Abzweigungen und einem kurzem Orientierungsverlust kam ich wieder dort an, wo ich vor einigen Stunden noch mit Schweiß auf den Handflächen gestanden habe. Jetzt war ich relativ ruhig, da ich ja nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte, wenn dort Leute sein würden. Und daran bestanden eigentlich überhaupt keine Zweifel, da lautes Stimmengewirr an meine Ohren drang. Kurz, tief einatmen... Ich zögerte kurz, aber als mein Magen abermals knurrte, schloss ich einfach diese bescheuerte Tür auf. Im ersten Moment kamen mir laute Gespräche und Gelächter entgegen und ich ließ meinen Blick verdutzt über dieses fröhliche miteinander schweifen, dass sich mir hier bot. Dann rief jemand aus der Menge  »Schaut mal, die Tochter des Chefs« und alle Augenpaare ruhten plötzlich auf mir- zeitgleich wurde es totenstill. Ich stand regungslos da und wusste einfach nicht wie ich mich jetzt am besten verhalten sollte.


Es war mir durchaus unangenehm. Alle musterten mich. Manche mit einem kritischem Blick, manche fragend, manche neugierig und manche nickten mir einfach nur anerkennend und freundlich zu. Auch wenn mir das alles hier jetzt durch diese unnatürliche Stille relativ düster und unfreundlich vorkam, konnte ich meinen leicht bebenden Körper einigermaßen unter Kontrolle behalten. Keiner von den eher älteren Männern saß wirklich locker da, sondern eigentlich schon angespannt, wenn nicht sogar unfreundlich. Selbst die dicken schwarzen Lederjacken wollte anscheinend keiner von ihnen ausziehen, die, soweit ich das erkennen konnte, Kugelsicher waren. So etwas fällt einem halt auf wenn man treuer Krimiserien-Junkie war. Da müsste man meinen, sie hätten Angst davor, hier von einer Kugel getroffen zu werden und diese Erkenntnis gab mir das unwohle Gefühl ihnen schutzlos ausgeliefert zu sein. Wo bin ich hier bloß gelandet?


Ein Rauchverbot gab es hier wohl auch nicht. Im Grunde ist es mir egal, jeder kann für sich selbst entscheiden ob er seinem Körper damit schaden will oder nicht. Aber was ich definitiv nicht verstehen kann, ist die Tatsache, dass man es in einem verschlossenem Raum tut und jeder andere ungewollt zu einem Passiv-Raucher wird. Ganz zu schweigen davon, dass man stinkt und das dringende Bedürfnis hat sich zu Duschen. Das ist unverantwortungslosl und solche Menschen sind mir auf Anhieb unsympathisch. Wie sollte man hier denn bitte frische Luft bekommen um die Fähigkeit zu nutzen die "Atmen" heißt?


Es rauchen ja aber auch nur die Leute, bei denen sich wahrscheinlich aufgrund des eher aggressiven Aussehens keiner heran trauen würde, um zu sagen "Hey Sie da, könnten sie vielleicht das Rauchen unterlassen?". Denn spätestens nachdem er sich vor einem zur voller Größe aufgebaut hatte, würde man nur noch ein klägliches "Bitte..?" herausbringen. Ich verscheuchte die Vorstellung, was so ein Kerl dann tun könnte. Alles an meinem Körper fühlte sich fehl am Platz an. Mir wurde richtig heiß und ich spürte, wie mir langsam aber sicher die Röte ins Gesicht schoss.

Frozen ~ Gefrierpunkt 0°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt