~ Bitte was? ~

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»Naja...«, fing Ash unsicher an,
»Also eigentlich ist es eher ein Angriffsplan... Ich würde nicht soweit gehen, das hier Krieg zu nennen«, Ashs Stimme wurde mit jedem Wort immer leiser und er schaute betreten zu Boden.
»Bullshit«, fauchte ich ihn an.
»Wir wissen beide, dass es nicht bei einem Angriff enden wird. Es wird endlose Kämpfe geben und keiner wird nachgeben wollen. Wer weiß wann und ob das ein Ende nimmt und wieder Frieden zwischen beiden Seiten herrschen kann.«, ich versuchte ihn mit meinen Worten zu erreichen, aber das war leider nicht so einfach.


»Wie viele Leute werden sterben müssen? Sag mir Ash, wie viele Leute werden für diesen unnötigen Krieg ihr Leben lassen müssen? Wie viele wirst du- nein wie viele werden WIR ALLE- auf dem Gewissen haben?!«, ich machte eine Pause, damit er sich der Schwere meiner Worte bewusst werden konnte und schaute ihn abwartend an. Mit brüchiger Stimme fuhr ich fort »Wie viel Schuld kann ein Mensch ertragen? Also ich könnte das nicht, kannst du es vielleicht Ash? Kannst du diese Last auf deinen Schultern tragen, oder wirst du am Ende doch unter ihr zusammenbrechen?«
Ash schloss seine Augen und schüttelte energisch den Kopf, als würde er versuchen damit meine Worte aus seinem Kopf zu verscheuchen. Er kannte die Folgen, kannte den Schmerz. Aber er wollte es nicht wahrhaben, er verdrängte es.


Er ist blind geworden mit der Zeit. Ich fragte mich, was ihn zu dem Mensch gemacht hatte, der er jetzt war. Einen letzten Versuch war es zumindest Wert, ich hatte ihn doch irgendwo in seinem Inneren getroffen, das wusste ich. Von woher? Keine Ahnung- Instinkt vielleicht? Jetzt gilt es nur noch die richtigen Worte zu finden um die schwankende Mauer einzureißen.
» Die meisten haben eine Familie. Eine Frau, ein Kind, vielleicht sogar mehrere Kinder. Und jetzt stell dir vor, der Vater kehrt nicht wieder zurück nach Hause und die Mutter muss einem unschuldigen Kind erklären, dass ihr Vater nie wieder zurückkehren würde.« Ash schüttelte immer energischer den Kopf und es hatte den Anschein als würde er jeden Moment ausrasten. Aber ich gab nicht nach.
»Oder denk an die noch ungeborenen Kinder. Was sagt die Mutter ihnen dann? Wäre es nicht fair, wenn du es den Kindern erklären würdest? Was würdest du dann sagen?«
»ES REICHT«, brüllte er mich an. Das war wohl doch keine so gute Idee..
»Ich will davon nichts mehr hören. Wir haben so oder so keine andere Wahl.«


Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Wie naiv sind sie denn bitte? Haben sie denn nichts aus alten Fehlern gelernt? Wütend und verzweifelt versuchte ich es doch noch einmal anders anzugehen. Ich wollte mich noch nicht geschlagen geben.
»Und was ist mit Faye? Was wird aus ihr? Sie werden sie umbringen. UMBRINGEN. VERDAMMT ASH! Ich dachte du wärst vernünftig! Wieso unternimmst du nichts gegen diese Hirnlose Schnappsidee?«


Mir fiel auf, dass ich Winter komplett ausblendete. Es interessierte mich nicht im geringsten was er darüber dachte und ob ich mich damit auf dünnem Eis bewegte.
Wenn wir das tatsächlich durchzogen, dann befanden wir uns alle auf sehr dünnem Eis.
»Ich dachte eigentlich das dir auch etwas an ihr liegt. Aber vielleicht habe ich mich ja geirrt, vielleicht hast du ihr nur schöne Augen gemacht, weiter nichts.«
Ashs Kopf schoss in die Höhe und er sah mich aufgebracht an.
Ohoo da hab ich wohl den wunden Punkt einer gewissen Person getroffen. Ob das was bringt?
»Wie kannst du so etwas auch nur denken«, knurrte Ash mich wütend an. Seine Muskeln spannten sich an und er stieß sich aufgebracht vom Schreibtisch ab, an dem er sich eben noch verkrampft festgehalten hatte.


Ich hielt seinem kalten Blick stand, richtete mich auf und reckte mein Kinn auffordernd hoch.
»Beweis mir das Gegenteil. Was nützen denn schon leere Worte, die du praktisch gar nicht verwirklichst? Tu etwas! Du kannst mir nicht erzählen, dass dir das alles gefällt. Ich kenn dich.«
Ash Augen verengten sich und er lief knallrot an. Nein, er sah nicht aus wie eine Tomate, das wäre untertrieben. Denn seine Gesichtsfarbe war so dunkelrot, dass man es beinahe als Schwarz bezeichnen könnte.
»Du hast mir gar nichts zu sagen! Der letzte der mir zu sagen hat, was ich tun und lassen soll, bist du! Ich habe nicht vor, hier zu warten und zu hoffen, dass sie eines Tages zu uns zurückkehrt und fröhlich durch die Tür hereinspaziert kommt! Denn das wird sie nicht. Überleg doch mal Jason. Das ist unsere einzige Chance. Und wie hart es auch klingen mag: Falls unser Auftrag Faye da rauszubekommen scheitern sollte, haben wir sie wenigstens aus ihrer Gefangenschaft befreit! Wer weiß was sie ihr dort alles gerade antun! Und wenn ich ehrlich bin will ich es auch lieber nicht wissen.«

Frozen ~ Gefrierpunkt 0°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt