5. Gespräch | Amina (Kopftuch)

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5. Gespräch — Kopftuch
Amina [🇹🇷]

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„Darf ich fragen, wie genau das funktioniert?"

„Schau her. Du nimmst diese Teekanne in die Hand und diese in die andere Hand und schenkst dir so deinen Tee ein."

„Danke! Ich habe noch nie so Tee getrunken."

„Alles gut! Bei uns ist es eine sehr typisch, dass wir andauernd schwarzen Tee trinken. Komm setz dich rein! Ich arbeite hier. Woher kommst du denn? Ich bin übrigens die Amina."

„Ich bin der Paul und komme aus den USA."

„Sehr cool! Ich habe damals in den USA studiert. Es war wirklich eine schöne Zeit dort."

„Auf jeden Fall. Du, Amina, hast du kurz Zeit um einige Antworten für mich zu beantworten. Ich würde gerne mehr über das Hijableben erfahren und einfach einige Fragen stellen. Ich hoffe das ist kein Problem für dich?"

„Kein Problem! Ich würde dir gerne deine Fragen beantworten. Aber lange habe ich nicht Zeit, da die Arbeit mich jederzeit rufen kann."

„Alles gut! Seit wann trägst du denn ein Kopftuch?"

„Ich habe mit vierzehn Jahren angefangen das erste Mal ein Kopftuch zu tragen, jedoch habe ich fünf Jahre später damit aufgehört. Mit zweiundzwanzig habe ich dann wieder angefangen. Also vor zwei Jahren und ich kann nicht glücklicher sein."

„Wieso hast du aufgehört damit?"

„Ich habe in Amerika viel mit Rassismus und Islamphobie leben müssen und hatte irgendwann einfach nur noch Angst mit Kopftuch herumzulaufen, also war es damals die einzige Entscheidung die ich hatte. Sobald ich wieder in der Türkei war, fing ich an es wieder zu tragen."

„Das tut mir so leid. Es ist erstaunlich wie ekelerregend manche Amerikaner sein können."

„Leider! Aber das ist alles schon einige Jahre her. Mir geht's jetzt viel besser."

„Zum Glück! Wie kamst du auf die Idee ein Kopftuch zu tragen?"

„Liebes, das ist keine Idee auf die man kommt. Das kommt vom Herzen. Es gibt auch genug muslimische Frauen, die keinen Kopftuch tragen!"

„Findest du es schlimm?"

„Auf keinen Fall! Ich würde niemals in meinem Leben eine andere Muslima runtermachen, weil sie ihre Religion anders lebt. Ich finde es grausam, wie manche Muslime sich gegenseitig behandeln. Wir müssen uns gegenseitig unterstützen und stärken."

„Das stimmt. Darf ich fragen, wie deine Eltern reagiert haben?"

„Sie waren ganz okay damit. Meine Mutter trägt selbst ein Kopftuch."

„Und deine Freunde und Mitmenschen?"

„Nun ja, dadurch dass ich in einem islamischen Land leben, habe ich hier keine negativen Anmerkungen bekommen. Zum Glück! Aber im Ausland ist dies leider oft der Fall, weswegen viele Muslime in europäischen und amerikanischen Ländern tagtäglich mit sowas leben müssen."

„Das ist so beschissen."

„Aber leider ist es so Realität."

„Leider.. Wie findest du es, wenn man ein Kopftuch trägt weil es traditionell ist oder weil man es schön findet?"

„Das finde ich gar nicht schlimm. Jeder soll es tragen, wie er möchte. Nur ich finde, man solle das immer sagen, weil das führt dann schnell zu Missverständnissen."

„Wie meinst du das genau?"

„Wenn eine Frau sich zum Beispiel halb mit dem Kopftuch verdeckt, weil es für sie eine Tradition ist, können andere Menschen denken sie trägt es wegen ihrer Religion und dann muss sie negative Kommentare anhören. Wie dass sie ihre Religion falsch lebt, obwohl sie das nicht einmal wegen ihrer Religion macht."

„Verstehe. Ja das ist echt ungut."

„Wie stehst du zum Kopftuchtragen?"

„Ich finde jede Frau sollte selbst über ihren Körper entscheiden."

„Genau so ist! Oh, man. Die Arbeit ruft. Ich hoffe ich konnte dir deine Fragen beantworten."

„Das hast du, ja. Viel Spaß noch. Hat mich sehr gefreut, dich kennenzulernen."

„Mich ebenso. Kommt unbedingt nochmal in dieses Café, falls du noch in Istanbul bist."

„Werde ich, keine Sorge!"

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