20 | trash kid

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20. Gespräch › Müllkind

„Hey, Brauner."

„Hallo."

„Ich bin Paul, und du?"

„Ich bin Mojo."

„Du hast einen schönen Namen, Mojo. Und auch eine schöne Frisur."

„Meine Haare sind nicht schön."

„Klar sind sie schön."

„Aber die anderen Jungs in meiner Klasse haben bessere Frisuren."

„Ich bin mir sicher, dass du die schönsten Haare auf der ganzen Welt hast."

„Auch schönere als deine?"

„Natürlich."

„Danke."

„Nur die Wahrheit. Willst du nicht eine kurze Pause machen?"

„Ich würde gerne, aber ich kann nicht."

„Dann helfe ich dir eben, während du mir etwas über dich erzählst. Also, wie alt bist du?"

„Ich bin neun und du?"

„Ich bin neunzehn. Machst du das schon lange?"

„Leider ja, seit ich ungefähr fünf bin. Aber es geht uns besser. Ich muss nicht mehr so oft Müll aufsammeln, wie damals. Mein Papa meint, bald muss ich das gar nicht mehr."

„Ich wünschte du müsstest das gar nicht tun müssen."

„Das wünschte ich auch. Aber nicht jeder Mensch ist ein Milliardär. Manche müssen eben das essen, was andere Menschen wegschmeißen."

„Das stimmt leider sehr. Manche Menschen schätzen leider gar nicht, was für ein tolles Leben sie haben."

„Leider. Ich wünschte, Menschen würden endlich aufhören, über kleinere Probleme einen Kopf zu machen, während andere Menschen am verhungern sind."

„Wenn du einmal ein großer Junge bist, wirst du sicher ein wunderbarer und starker Junger, weißt du das?"

„Papa sagt das auch immer, leider habe ich nur ihn."

„Das tut mir leid zu hören, Brauner."

„Ich liebe ihn, er ist mein Held. Manchmal arbeitet er Tag und Nacht nur um mir etwas zu Essen zu bringen. Seitdem meine Mutter verstarb, war er leider sehr traurig, aber er blieb trotzdem stark."

„Dein Vater ist ein wunderbarer Mensch."

„Das ist er!"

„Ist dir kalt Mojo? Oder hast du Hunger?"

„Ein bisschen, aber es ist okay. Schließlich ist es nicht das erste mal."

„Hier, du kannst meine Jacke tragen, auch wenn sie etwas zu groß für dich ist."

„Das ist nicht nötig."

„Das ist nötig, und hier, da ist etwas zum Essen drinnen. Du kannst das einfach mit nach Hause nehmen und mit deinem Vater essen."

„Das ist wirklich nett von dir. Noch nie hat das jemand für mich getan."

„Dann bin ich eben ein besonderer Mensch."

„Das bist du. Mein Vater ruft mich, ich glaube es ist Zeit nach Hause zu gehen."

„Ich sollte langsam auch gehen, war nett dich kennenzulernen."

„Warte, Paul."

„Ja?"

„Kann ich dich umarmen?"

„Natürlich, komm her."

„Ich hab dich lieb, Paul."

„Ich dich auch, Mojo."

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