25. Gespräch › Ausländerfeindlich
„Warum sitzt du hier draußen alleine? Hast du keine Schule?"
„Ich kann dich dasselbe fragen."
„Nun ja, ich bin schon neunzehn und gehe nicht mehr zur Schule."
„Schön."
„Nun sag schon. Wieso sitzt du hier alleine draußen, vor der Schule, während die anderen gerade Unterricht haben?"
„Was kümmert dich das?"
„Du sahst wütend aus, und das einzige was mir einfiel war, dich anzusprechen. Dachte das wäre eine gute Idee."
„Was bist du? Ein Psychologe ohne Bart und einem dicken Bauch?"
„Nein, ich bin Paul. Und du?"
„Arian."
„Also, Arian. Willst du mir sagen, was los ist?"
„Meine Lehrerin ging mir auf die Nerven und ich bin rausgerannt."
„Was hat sie gemacht?"
„Sie ist ein Miststück. Sie beleidigt Menschen, weil sie nicht aus diesem Land kommen. Ich habe genauso ein Recht, hier zu leben. Nur weil ich nicht hier geboren bin, heißt das nicht, dass ich hier Fehl am Platz bin."
„Du meinst sie ist ausländerfeindlich?"
„Genau."
„Was tut sie denn genau?"
„Sie ist unfair gegenüber mir. Sagt mir ständig, dass ich wieder zurück nach Afghanistan soll, wo ich geboren wurde, doch sie hat keine Ahnung was in diesem Land passiert. Außerdem kommt sie nicht damit klar, dass auch ein Ausländer verdammt noch einmal schlau sein kann, und das geht mir so auf die Nerven. Menschen sollten echt einmal damit klarkommen, dass auch Ausländer ein Recht haben hier zu leben, oh mein Gott."
„Oh, ja. Sowas ist ziemlich beschissen. Mein bester Freund kommt aus Bosnien, und ungefähr vor einem Jahr, hatten wir eine Deutschlehrerin, die übertrieben unfair zu ihm war. Jedes Mal wenn er aufzeigte, ignorierte sie ihn, und wenn er eine Antwort nicht wusste, stellte sie ihn in der ganzen Klasse bloß. Teils hat sie ihn so schlecht benotet, und das war wirklich übertrieben beschissen und unfair."
„Was hat er dagegen gemacht?"
„Nicht vieles. Er hat mit dem Direktor geredet, aber der hatte ihn nicht geglaubt, weil Lehrer ja immer die Engel sind. Es ging ihm leider nicht so gut, und das merkten auch die anderen Schüler in der Klasse, aber man konnte eben nichts tun, denn jedes Mal, wenn er eine Lehrerin oder einem Lehrer über sie erzählte, glaubte ihm keiner."
„Hast du etwas dagegen getan?"
„Natürlich. Ich habe sie sogar einmal vor der ganzen Klasse angeschrien, was für eine Scheiße sie da abzieht. Das endete selbstverständlich nicht so gut, denn ich musste nachsitzen. Naja, es war es Wert."
„Und, unterrichtet sie immer noch an eurer Schule?"
„Nein, wie aus Zufall hatte sie keine Woche später, nachdem ich nachsitzen war, einen Autounfall. Ihr passierte zwar nichts, aber sie durfte nicht mehr unterrichten. Gott liebt mich so sehr."
„Danke, dass du meine Stimmung verbessert hast, Paul."
„Das ist selbstverständlich, Arian. Kein Mensch hat das Recht, jemanden anders zu behandeln, weil er aus einem anderen Land kommt."
„Du hast Recht!"
„Und jetzt geh in deine Klasse und zeig deiner Lehrerin, wer der Boss ist."
„Das mache ich."
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Humans
General FictionPaul John ist ein 19-jähriger Student, welcher für seine Universität ein halbes Jahr eine Reise angeht und mit 40 verschiedenen Menschen ein Gespräch führt. © wakeuphumanity, 2016