8. Nervös? Gut oder schlecht?

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Zoey's P.O.V

Am Freitagabend war bereits alles geklärt. Josh hatte Urlaub bekommen und wir hatten einen Last-Minute-Flug gebucht.

Mit gepackten Koffern fuhren wir Samstagmittag zum Flughafen und checkten ein.

Der Flug dauerte fünf Stunden und war deutlich unangenehmer als der Flug nach New York, was auch daran liegen könnte, dass der Typ vor mir meinte, mich mit seiner Rückenlehne zerquetschen zu müssen. Diese Sau.

Als es bereits dämmerte, landeten wir in Los Angeles.

Ein wenig aufgeregt war ich schon. Ich hatte Dad und Lucy unglaublich vermisst und war ihnen seit der Trennung von Tyler nicht mehr unter die Augen getreten. Würden sie sauer auf mich sein?

"Was ist los, Süße?", fragte mich Josh im Taxi.

"Nichts. Ich freu mich auf meinen Dad", flunkerte ich.

Josh wusste nichts von Tyler und unserer früheren Beziehung und das sollte auch so bleiben. Ich wollte es ihm nicht erklären und die ganze Sache zwischen mir und Tyler ging niemanden etwas an. Nur Caitlin und Lynn wussten alles.

Je näher wir dem Haus kamen, desto nervöser wurde auch Josh. Immerhin würde er gleich zum ersten Mal meinem Vater gegenübertreten. Ich als Freund hätte da auch ordentlich Schiss.

"Er wird dich nicht umbringen", lachte ich, als wir in die Straße einbogen, wo Dad und Lucy wohnten.

"Du hast leicht reden. Du musst ja auch nicht gleich einen Vater davon überzeugen, dass du der richtige Freund für seine Tochter bist", zischte er angespannt.

"So schlimm wird es schon nicht werden, Dad weiß immerhin nur Gutes über dich", versuchte ich Josh zu beruhigen. So ganz klappte das allerdings nicht.

"Hoffentlich behältst du Recht. Ich würde mich echt ungern mit deinem Vater streiten", sagte Josh.

Wobei er eindeutig den Kürzeren ziehen würde!

Wir bezahlten die Fahrt und stiegen aus. Wir hatten jeder einen kleinen Koffer.

Lucy und ich hatten in den letzten Tagen noch öfters telefoniert und es war bereits abgeklärt, dass ich mein altes Zimmer bekam und Josh im Gästezimmer schlafen würde, da in mein Bett nur eine Person rein passte.

Ich klingelte und Josh wurde noch nervöser.

"Jetzt beruhig dich doch meine Fresse. Mein Dad ist schließlich kein Kannibale, der dich frisst, sobald du sein Haus betrittst!", schnaubte ich leicht genervt.

In dem Moment wurde die Haustür von Lucy geöffnet.

"Oh Gott, du bist ja bildhübsch geworden!", rief sie und schlug sich die Hände an die Wangen, bevor sie mich in eine feste Umarmung zog.

"Du musst dann Josh sein, oder?", wandte sie sich dann freundlich meinem Freund zu.

"Ja, der bin ich. Freut mich, Sie kennenzulernen", erwiderte Josh und hielt Lucy die Hand hin.

"Du kannst mich duzen, das mach ich ja schließlich auch bei dir", grinste Lucy und ließ uns eintreten.

"Dein Dad ist im Garten", lächelte Lucy mir zu.

Ich ließ meine Koffer im Flur stehen und rannte praktisch zu meinem Dad nach draußen. Das gehörte sich vielleicht nicht für eine erwachsene Frau, aber ich hatte ihn lange nicht gesehen und außerdem war er mein Vater. Da durfte ich das.

"Dad!" Ich quetschte ihn an mich und wir fielen beinahe beide auf den Boden.

"Zoey."

"Ich hab dich so vermisst, Dad." Mir entfloh tatsächlich eine kleine Träne.

"Ich dich auch, Schatz, ich dich auch." Fest drückte Dad mich an sich.

Nach ein paar Minuten kam Lucy gemeinsam mit Josh nach draußen. Wir setzten uns alle an einen Tisch und Josh stellte sich vor.

Lucy und Dad fragten Josh bis ins kleinste Detail aus.

Später abends schlug der Jetlag zu. Josh und ich wurden hundemüde.

Nach dem Abendessen entschuldigte sich Josh und ging schlafen.

Ich half Lucy beim Abwasch und saß noch ziemlich lange mit den beiden draußen; die Müdigkeit war wie weggeblasen.

"Ich geh dann auch mal schlafen", sagte Lucy gegen Mitternacht.

Dad und ich wünschten ihr eine gute Nacht.

"Wie hast du Josh kennengelernt?", fragte Dad mich nach kurzem Schweigen.

"Auf dem Weg zur Arbeit. Ich bin mit der Bahn gefahren und er ist mir hinterher gefahren, weil er sich sofort in mich verliebt hat."

"Klingt erfunden."

"Ach komm schon, Dad", lachte ich.

"Schatz, ich will dich doch nur beschützen. Glaubst du, er ist der Richtige?", sagte mein Dad sanft.

"Ich weiß es nicht. Das wird die Zeit zeigen", antwortete ich nach einem Moment.

"Liebling -", setzte Dad an, unterbrach sich dann wieder. "Es ist deine Entscheidung. Aber ich hab da meine Bedenken."

"Wieso?"

"Es ist einfach ein Gefühl. Ich hab gedacht, der Junge kackt sich gleich ein, als Lucy und ich mit ihm geredet haben. Ist er wirklich Manns genug für dich?"

Unwillkürlich musste ich leicht lächeln. "Er war ziemlich nervös. Dad, Josh wollte einfach nur einen guten ersten Eindruck hinterlassen."

"Indem er sich Antworten ausdenkt, von denen er denkt, dass sie uns gefallen? Wieso sagt er nicht das, was er denkt? Wir wollen ihn kennenlernen, nicht irgendeine aufgesetzte Kopie vom Musterschwiegersohn."

Ich konnte Dad verstehen. "Josh wollte freundlich sein. Gib ihm eine Chance, bitte!"

"Auch wenn es mir nicht gefällt, das zu sagen, aber ich kenne jemanden, dem wäre es egal, was andere von ihm halten und würde dich trotzdem immer lieben."

"Können wir bitte das Thema wechseln", gab ich gepresst von mir. Ich hielt es nicht aus, über Tyler zu sprechen.

Dad sah mich verstehend an und wir redeten noch eine Weile, bis auch er schließlich ins Bett ging.

Ich wollte gerade in mein Zimmer gehen, als ich wie angewurzelt stehen blieb.

Langsam drehte ich mich um.

Mein Blick haftete sich an Tyler's Zimmertür. Ich hatte ein Geräusch gehört.

Leise tapste ich auf das Zimmer zu und lauschte. Nichts.

Vorsichtig öffnete ich die Tür. Sofort strömte mir ein vertrauter Geruch entgegen, der mir Tränen in die Augen trieb.

Das Zimmer war dunkel, aber alles war so, wie ich es in Erinnerung hatte.

Ich brauchte eine Erinnerung, die ich bei mir tragen konnte. Etwas, was mich daran erinnerte, dass nicht alles ein Traum war. Eine Erinnerung an die Zeit, wo alles noch in Ordnung war.

Mit meinem Finger strich ich über seinen Schreibtisch, während ich mir die Sachen ansah, die dort standen.

Bei einem Foto stockte mein Atem. Es zeigte Tyler, vor ein paar Jahren. Ich fühlte mich, als hätte jemand ein Gerät erfunden, mit dem man Gedanken kopieren konnte. Genau so hatte ich ihn in Erinnerung.

Ich griff nach dem Bild und steckte es in meine Hosentasche.

Danach verschwand ich schnell in mein Zimmer. Ich fühlte mich schlecht. Was war ich denn bitte für eine miese Freundin?

Trotz meiner Schuldgefühle schlief ich relativ schnell ein.

Badboys fight betterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt