19. Vergessene Gläser

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Zoey's P.O.V

"Es ist alles meine Schuld, es tut mir so leid", schluchzte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Sie waren bereits ganz nass von meinen Tränen.

"Es ist nicht deine Schuld und leid tun muss es dir erst recht nicht. Mir tut es leid, ich hätte es früher bemerken sollen", sagte Tyler und strich mir tröstend über den Rücken.

"Morgen wird alles in der Zeitung und im Internet stehen, sie werden alle was falsches über dich denken. Wäre ich doch bloß niemals aus Deutschland weggegangen, dann hättest du mich niemals gesehen und ich hätte uns eine Menge Scheiße erspart."

"Hey. Ich will sowas von dir nicht hören, Zoey. Und jetzt hör auf, dir die Schuld zu geben, du kannst bei Weitem nichts dafür, dass ich so reagiert habe."

*
Sieben Tage zuvor:
*

Nervös knetete ich meine Hände. Bald würden die wichtigen Leute New Yorks den Club betreten.

"Jeder geht auf seinen Platz, die Autos fahren vor", brüllte Steve auf einmal.

Ich stellte mich zwischen Penny und Faith, während mein Herz so schnell klopfte, dass ich dachte, es würde gleich aus meiner Brust springen.

Gerade in diesem Moment betrat eine ganze Horde Männer in Anzügen den Club, jeweils mit einer Frau in einem edlen Abendkleid am Arm.

"Planänderung", zischte Penny mir zu. "Jeder Kellner nimmt ein Pärchen."

Ich gab die Änderung an Faith weiter, die nicht erfreut dreinblickte.

"Willkommen im Dark Lion. Wenn Sie mir bitte folgen würden ...?" Steve kam auf uns zu.

"Diese hier sind für den heutigen Abend Ihre ganz persönlichen Kellner und Kellnerinnen. Sie können jetzt zu Anfang sich jeweils zu zweit eine Person aussuchen, die sie den ganzen Abend lang bedienen wird", erklärte Steve.

Als beinahe alle anderen schon ausgesucht waren, stand nur noch ich und zwei andere Kellner vor der hochnäsigen Schar.

"Wir nehmen sie", hörte ich jemanden sagen. Ich ließ meinen Blick zu der Stimme wandern.

Ich musste mein Grinsen unterdrücken. Lynn stand an Ryan's Arm eingehakt vor mir.

Ich brachte die beiden zu ihren Plätzen. "Elite also, hm?"

Ryan grinste. "Hat durchaus Vorteile. Ich wusste gar nicht, dass du für Tyler arbeitest."

"Lange Geschichte. Ihr seht toll aus", sagte ich noch, bevor wir an den Plätzen angekommen waren.

Die erste Runde Getränke war ein Glas Sekt pro Person. Als ich die Gläser abstellte, war das Gespräch schon voll im Gange.

Nachdem alle schließlich versorgt waren, ging es auch ein bisschen ruhiger zu. Wir konnten alle endlich mal ein wenig durchatmen.

"Das habt ihr gut gemacht, wenn das den ganzen Abend so läuft, wird alles perfekt sein." Steve klatschte erfreut beide Hände zusammen.

Eine Stunde später waren einige Männer schon leicht angetrunken und ein paar Frauen ebenfalls. Ihr Kichern war eine schreckliche Folter für meine Ohren.

"He, du da", hörte ich plötzlich.

Ich drehte mich fragend um.

"Du hast mein Glas vergessen", maulte die Frau zickig.

"Ihr Kellner wird sich sofort darum kümmern", sagte ich mit einem freundlichen Lächeln, obwohl ich innerlich die Nase rümpfte.

"Verstehst du mich schlecht? Du sollst mein Glas mitnehmen, du hohle Gans", zickte sie.

"Steph, dein Kellner kommt gleich. Setz dich wieder hin." Der Mann neben Steph, die vor Wut aufgestanden war, zog sie an ihrem Unterarm zurück auf ihren Platz.

"Ich will sofort die Geschäftsleitung sprechen", verlangte sie und reckte ihr Kinn in die Höhe.

"Natürlich, einen Moment bitte." Ich stellte die Gläser genervt auf die Bar und suchte nach Steve.

"Irgendeine Steph will mit der Geschäftsleitung sprechen", sagte ich, als ich ihn gefunden hatte.

"Um was geht es?", wollte er verwirrt wissen.

"Sie meinte, ich solle ihr Glas mitnehmen. Ich hab ihr gesagt, ihr Kellner kommt gleich und dann wollte sie dich sprechen", fasste ich die Situation eben kurz zusammen.

Steve seufzte und machte sich auf den Weg zu Steph.

Zehn Minuten später kam Steve mit einem mitleidigen Blick auf mich zu.

"Es tut mir leid, aber ich muss dich leider entlassen. Sie ist nicht davon abzubringen und es ist immer noch besser, als wenn sie ihren Anwalt auf dich hetzt. Es tut mir wirklich leid."

Fassungslos sah ich ihn an. Mein zweiter Tag und ich wurde entlassen? Das ist ja echt toll gelaufen.

"Hier wird niemand entlassen."

Ich fuhr herum. Das durfte doch wohl nicht wahr sein.

"Mr Jackson", stammelte Steve. "Wir hatten nicht mit Ihnen gerechnet."

"Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass Sie einfach meine Mitarbeiter entlassen, und das auch noch ohne Rücksprache. Das Entlassen der Arbeiter obliegt immer noch mir, falls Sie das vergessen haben sollten."

"N-Natürlich, es ist nur -", setzte Steve erneut an.

"Dann ist ja alles geklärt. Und Sie -", er deutete auf mich, "auf ein Wort."

Schweigend folgte ich Tyler in den Mitarbeiterbereich.

"Wieso weiß ich nicht, dass du hier arbeitest?"

"Musst du immer alles wissen?", gab ich zurück.

"Was mein Unternehmen, meinen Club und meine Familie angeht, ja, das muss ich. Also?"

"Ich hab eine Zusage bekommen, ganz einfach."

"Und du hast es also nicht für nötig gehalten, mich zu informieren?", sagte Tyler mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Du hast nicht gefragt", antwortete ich schulterzuckend.

Er knurrte verärgert auf und fuhr sich durch seine Haare. "Vergessen wir das. Du kannst deinen Job im Übrigen behalten."

"Danke, aber wieso?", fragte ich relativ überrascht.

"Ganz einfach, ich will nicht, dass du abhängig von deinem Penner von Freund bist", meinte Tyler schlicht.

"Du bist so ein Arschloch, weißt du das eigentlich?", schnaubte ich. "Bekommst du einen Satz über Josh hin, der keine Beleidigung beinhaltet?"

"Nö."

Ich verdrehte meine Augen. "Das war ja klar."

"Warum hast du dich nicht bei meiner Firma beworben, aber hier im Club?", fragte er schließlich.

"Ich wusste nicht, dass der Club dir gehört", gestand ich und wurde rot, als Tyler meine Erklärung verstand.

"Und was ist mit jetzt? Willst du weiter hier arbeiten oder im Büro?"

"Ich - das meinst du doch nicht ernst", lachte ich. "Oder doch?" Mit ernster Miene sah ich ihn nun an.

"Doch, vollkommen mein Ernst." Tyler nickte bekräftigend.

"Sorry, aber nein. Die Leute würden doch alle denken, ich hätte mich hochgeschlafen", winkte ich ab.

"Ja und? Irgendwann werden sie aufhören, zu reden. Und es ist ja auch nicht so, als wäre ich noch nicht in dir gewesen." Tyler grinste dreckig.

Die Röte, die von meinem Gesicht gewichen war, fand nun wieder ihren Weg zurück. "Hör auf, das hier rumzuschreien", zischte ich.

Tyler lachte rau auf. "Bald wirst du was ganz anderes schreien, Prinzessin."

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Happy Birthday to me.. genau zwei Freunde die mir gratulieren, that's my life haha.

Teil 1/3

Badboys fight betterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt