10. Besonders

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Zoey's P.O.V

Ich brauchte ein neues Herz. Oder ein Sauerstoffzelt. Am besten beides.

"Er ist doch ganz nett", sagte Josh, als Tyler mit Lucy in der Küche war und Jack sich nach draußen verzogen hatte.

"Mmhm", machte ich. Wenn Josh wüsste, was dieser Blick zu bedeuten hatte, mit dem Tyler ihn angesehen hatte, würde ihm das ordentlich zu denken geben.

Als mein Handy klingelte, zuckte ich erschrocken zusammen.

"Hallo?" Mein Herz flatterte.

"Naa, wie ist es so in New York?", tönte es von Caitlin.

"Ähm ... gut, schätze ich", stammelte ich durcheinander. Ich hatte ganz vergessen, Caitlin zu erzählen, dass ich für ein paar Tage in LA war.

"Ist irgendwas passiert, was ich wissen sollte?", fragte sie misstrauisch.

"Warte ganz kurz", sagte ich ihr und gab dann Josh Bescheid, dass das Gespräch länger dauern würde. Ich verzog mich nach draußen und lief mit den Füßen im Meer den Strand entlang.

"So. Bin wieder da."

"Dann leg mal los. Und dreh den Wasserhahn zu, denk an die Kosten", kam es von Caitlin.

Ich lachte auf. "Das ist nicht der Wasserhahn, ich bin am Strand."

"Hä? Du machst jetzt schon Urlaub?"

"Nein, ganz so ist es nicht. Dad hat morgen Geburtstag und Lucy hat mich und Josh dazu eingeladen", erklärte ich.

"Also bist du wieder in LA?", schlussfolgerte sie.

"Ja, für ein paar Tage", gab ich zurück. "Caitlin, er ist auch hier."

Nachdem Caitlin mir ausführlich erklärt hatte, wie ich mich zu verhalten hatte, damit ich nicht als zwölfjähriges naives Schulmädchen da stand, die nicht wusste, wie man sich richtig benimmt, ging ich wieder rein.

Mit meinen Nerven war ich für den heutigen Tag völlig am Ende.

"Baby, deine Stiefmutter hat gekocht", sagte Josh mir.

Stiefmutter? Sind wir hier bei Cinderella oder was?

"Ich komme", rief ich und bemühte mich, relativ normal zu klingen, obwohl es mir vor dem bevorstehenden Familienessen mehr als graute.

Normalerweise mochte ich die Essen mit Lucy und Dad, aber nun würde ich die ganze Zeit mit einem nervösen Gefühl dasitzen, dass irgendjemand eine unpassende Bemerkung machte, die bei Josh Fragen aufwerfen würden.

"Woran denkst du?" Josh legte einen Arm um meine Taille und küsste mich auf die Schläfe.

"Nichts besonderes", redete ich mich raus und ging in die Küche, um zu sehen, ob ich Lucy helfen konnte. Hätte ich es mal lieber nicht getan.

" - mich krank, zu sehen, wie dieser Bastard sie berührt, küsst und was weiß ich noch mit ihr macht!", hörte ich jemanden fluchen und irgendwas wurde heftig auf den Tisch geknallt.

"Reiß dich zusammen! Sie kann ausgehen, mit wem sie will. Da du uns den Grund nicht gesagt hast, wieso auf einmal Schluss war, kann ich auch nicht sagen, ob das zu Recht geschehen ist. Ich -"

Bevor ich noch mehr anhören musste, trat ich schnell in die Küche. "Kann ich dir beim Tragen helfen, Lucy?", sagte ich und starrte verkrampft nur auf Lucy.

"Das wär wirklich nett, Liebes. Du kannst die Soße schon mal nehmen."

Hastig ergriff ich die Schale und brachte sie ins Wohnzimmer. Danach ging ich zurück und nahm die große Platte mit Fleisch, um sie rüber zu tragen.

Sie war schwerer als gedacht und wurde nach wenigen Sekunden total heiß.

Wie aus dem Nichts schoben sich zwei andere Hände unter die Platte und nahmen sie mir geschickt ab. "Vorsicht, Prinzessin. Das ist heiß."

"Lass gut sein, ich komm schon klar", sagte ich nach kurzer Schockstarre.

"Aber sicher doch", spöttisch grinsend schüttelte Tyler seinen Kopf und balancierte die Platte geschickt an ihren Platz.

"Danke", murrte ich widerwillig.

"Nicht dafür", hauchte er mir beim Vorbeigehen ins Ohr. Wie eingefroren stand ich da und bekam eine heftige Gänsehaut.

"Baby? Ist alles in Ordnung?"

Ich zuckte zusammen. "Ja, ich war nur in Gedanken", sagte ich schnell, bevor Josh wieder fragen konnte.

Alle setzten sich an den Tisch und wie das Schicksal es wollte, nahm Tyler direkt gegenüber von mir Platz. Zuerst herrschte nur unangenehmes Schweigen, dann sprach Tyler Josh an.

"Seit wann seid ihr in der USA? Ich dachte, ihr lebt in Deutschland", sagte er und guckte Josh neutral an. Es war klar, dass er nur mit ihm reden wollte.

"Ja, wir sind wegen meinem Job hergezogen", antwortete dieser.

"Ach", machte Tyler und ließ seinen Blick kurz zu mir schweifen. Ich stocherte in meinen Kartoffeln rum und schob sich auf dem Teller von links nach rechts. "In welche Stadt seid ihr denn gezogen, Jake?"

"Ich heiße Josh", bemerkte er.

"Oh, tut mir leid, ich hab's nicht so mit den Namen. Also, wohin seid ihr gezogen?" Jetzt war Tyler's Gesichtsausdruck nicht mehr neutral sondern recht freundlich. Und das machte mir eine Heidenangst.

"New York", sagte Josh sichtlich stolz.

"Was ein Zufall, ich wohne auch in New York. Schade, dass wir uns vorher noch nicht begegnet sind", grinste Tyler.

"Ja, wirklich schade", stimmte Josh zu.

"Als was arbeitest du denn?", fragte Tyler ihn weiter aus und langsam bekam ich ein noch mulmigereres Gefühl als vorher.

"Ich arbeite im Reisebüro und teste Hotels und Reisetrips. Ich war letztens erst auf Geschäftsreise in Norwegen, und ich sag dir eins, die Fjorde nachts mit den Polarlichtern - das musst du sehen", schwärmte Josh begeistert.

"Ich war schon an die zehn Mal in Norwegen, und die Polarlichter habe ich schon bei meinem ersten Besuch gesehen", gab Tyler gelassen zurück.

"Echt? Was machst du beruflich?" Josh wusste nicht, in was er dort reingeriet. Ich sah schnell zu Lucy, die ihre Lippen schürzte, da sie auch ahnte, was Tyler vorhatte.

"Ich leite die Firma BJ Industries und unter anderem noch den Abendclub Dark Lion und eine Hotelkette", sagte Tyler.

Josh neben mir schluckte und ich konnte es praktisch in seinem Hirn rattern hören. "Du scheinst sehr erfolgreich zu sein", gab er schließlich von sich.

"In der Tat. Aber um mal von dem Thema wegzukommen, hast du schon eine Idee, was du Zoey zu ihrem Geburtstag schenkst?", fragte er interessiert und fixierte ihn mit seinen Augen.

"Ja, allerdings." Schmunzelnd sah er zu mir.

"Ich hoffe doch, du hast dir Mühe gegeben, denn eine besondere Frau verdient besondere Geschenke." Mit den Worten ließ Tyler die Unterhaltung fallen und beachtete Josh nicht im Geringsten, der ihm kurz einen misstrauischen Blick zuwarf.

"Mein Geschenk könnte nicht besonderer und persönlicher sein, aber ich will meiner Süßen nicht zu viel verraten." Er küsste mich auf die Wange.

Von der anderen Tischseite hörte ich ein verächtliches Schnauben und ein Knacken.

"Seid ihr fertig?", sagte Lucy schnell, bevor irgendeiner von den beiden noch über den Tisch springen und dem anderen an die Gurgel gehen würde.

Alle nickten. "Tyler, hilfst du mir abräumen? Sofort!"

Ergeben folgte Tyler seiner Mutter in die Küche.

"Warum geht ihr zwei nicht ins Wohnzimmer oder so? Ich wollte noch kurz mit Lucy reden", sagte ich und folgte meinem Dad und Josh mit meinem Blick, als sie den Raum verließen.

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Teil 1

Badboys fight betterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt