Kapitel 18

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Ich gehe den langen Gang entlang, der mich zu meinem Zimmer bringt.
Ein leichter Windstoß zieht durch ein Fenster hinein.
Mein Blick ist zu Boden gerichtet.

Ich mag es einfach nicht, die Leute hier anzuschauen. Auf allen Gesichtern sind deprimierte Ausdrücke, die einen auf keine Besserung schließen lassen. Es macht mich unruhig.

Vielleicht hat Dr. Duce recht, vielleicht gibt es jemanden, der gerne mit mir befreundet wäre. Mir zuhören könnte. Nett wäre.
Doch ich bezweifle, dass ich mit jemandem hier befreundet sein möchte.

Ich hatte seit dem Brand keine Freunde mehr, und ich zähle Anderson Devil nicht zu meinen Freunden, und ich glaube, dass sich niemand hier freiwillig mit meinen Problemen beschäftigt.

Warum sollte jemand mir meine Geschichte glauben?
Um ehrlich zu sein, sie hört sich an, als wäre sie aus einem Märchen. Doch das ist sie leider nicht.

Ich wünschte, es wäre so.

Ein Körper stößt gegen meinen. Mein Kopf schnappt nach oben und meine Atmung verschnellert sich automatisch.

Tut mir leid, sage ich zu einem der Patienten. Er ist unheimlich, ich kenne ihn, da sein Zimmer auf derselben Station ist, wie meines.

Er grummelt mich nur wütend an, sieht mir nichtmal richtig in mein Gesicht. Seine Augen sind leer, sein Kiefer öffnet sich nie, um auch nur ein Wort zu sagen. Er hat eine Art Tunnelblick, sieht nie auch nur ein mal genau hin.

Erschreckt und abgeneigt wende ich mich von ihm ab, stoße dabei direkt gegen den nächsten Menschen, der in dem Gang zu seiner Therapiestunde läuft. Starke Hände umfassen meine Schulter, halten mich aufrecht. Ich sehe in ein nettes Gesicht. Ein Mann, bärtig, blaue Augen und ein Grinsen auf den Lippen, lächelt mich freundlich an. Seine blonden Haare hängen ihm etwas auf seiner Stirn und sein Kopf neigt sich, als er mein Gesicht betrachtet.

Ehm...Hi, sagt er und lacht leicht.

Hi, erwidere ich. Mir wird mulmig im Magen, doch er lächelt mich nur weiterhin an.

Er sieht nicht einmal so aus, als gehöre er an einen Ort wie diesen.

Ich hab dich hier noch nie zuvor gesehen, spricht er langsam, aber seine Stimme zittert etwas. Die Worte fließen so leicht über seine Lippen. Ohne Beschwerden.

Ich...Ich bin nicht oft...draußen..., entgegne ich ihm leise; richte meinen Kopf nach unten und streiche mir etwas nervös einige Haarsträhnen hinter mein Ohr. Ich habe ja nie unbedingt gern gesprochen.

Noch spreche ich jetzt gerne.
Die Therapiestunden sind Ausnahmen.

Oh, kommt aus seinem Mund. Er lacht wieder etwas auf. Ich kann sogar die Nervosität in seiner Stimme hören. Ich...Sorry...Ich bin Jan.

Jan.
Der Name hört sich so unschuldig an.

Sofort erinnere ich mich an Andre.
Daran, dass die Unschuldigen immer alles Schlechte bekommen.
Immer sind es die Unschuldigen.

Ob Jan auch schlechte Dinge erlebt hat? Ich meine, sonst wäre er ja nicht hier, oder?

Samantha, antworte ich ihm zögernd; schüttle die Hand, die er mir entgegen streckt. Sie ist warm, schwitzt und der Duft seines Parfüms kriecht in meine Nase.

Netter Name, antwortet er; verzieht seine Lippen in eine dünne Linie, bis er dann gezwungen lächelt. Bist du von hier?

Von hier?, stelle ich als Gegenfrage und ein stilles Lachen verlässt meinen Mund.

Pact with the devil | Andre [COMPLETED]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt