Kapitel 27

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Jan, im Ernst, woher weißt du von meinem Geburtstag?

Er schweigt mich an, grinst aber wie ein kleines Kind, was mich innerlich zum Kochen bringt. Ich will nichts von meinem Geburtstag wissen. Diesen Tag verfluche ich.

Eine lange Geschichte, die es nicht wirklich wert ist erzählt zu werden. Also: alles Gute zum Geburtstag!, er wirft seine Hände hoch, versucht mir anscheinend eine bessere Stimmung zu machen.

Sag das noch ein weiteres Mal und ich schneide dir deine Kehle durch., drohe ich ihm und stoße mit meiner Schulter gegen seine, als ich an ihm vorbei laufe.

Warum so sauer, Kleine?, neckt er mich daraufhin mit einem Ton in seiner Stimme, der mir genau beweist, dass er weiß wie ich mich fühle, was er tut und was es bei mir auslöst.

Gott, ich hätte ihn hassen können.
Ich hätte ihn von Anfang an hassen sollen.

Ich drehe mich kurz zu ihm um, nachdem ich einige Treppenstufen hoch gegangen bin. Seine blauen Augen sehen mich so unschuldig an, sodass mir in meinem Magen schlecht wird. Ihm liegen seine Haare auf der Stirn und mit seinem vollen Bart sieht er einem Löwen ein bisschen ähnlich.
Doch das selbstgefällige Lächeln auf seinen Lippen macht es mir fast unmöglich meine Hand still zu halten, um ihn nicht zu schlagen.

Dieser Tag ist einfach nur zum Ausrasten. Zum irre werden.

Ich öffne meinen Mund, um etwas zu sagen, aber schließe ihn direkt wieder und ziehe dann davon, um mich in meinem Zimmer einzuschließen, ohne überhaupt einen Schlüssel zu haben. Ich werde wahrscheinlich einfach nur die Tür schließen und mich zusammengekauert auf mein Bett setzen, leise schluchzen und die Decke anstarren. An meine Eltern denken. Weinen. Einfach alles.

Auf meinem Weg durch den Gang im dritten Stock denke ich erneut über Andre nach; bin froh, dass mir Jan nicht nachgelaufen ist. Ich kann mich nicht mehr an Andre's Augenfarbe erinnern. An sein Aussehen, welche Haarfarbe er besaß. Ich kann mich, so sehr ich mich auch anstrenge, nicht mehr an das Gefühl erinnern, das ich hatte, als er bei mir war.

Natürlich könnte man jetzt behaupten, dass es total unmöglich ist, sich nach zwei oder drei Jahren an ein Gefühl zu erinnern, dass man an Tag xy gefühlt hat, aber ich kann euch sagen, und das mit Stolz: es ist absolut möglich. Zumindest war es das. Und all diese Erinnerungen verschwanden mit der Zeit, in der ich Jan kennenlernte.

Dies ist keine Geschichte darüber, wie ich mich in einen Teufel verliebt habe und ihn dann irgendwann vergaß, da ich mich neu verliebte. Denn das habe ich nicht. Ich habe mich nicht in Jan Meyer verliebt, mochte nur seine Anwesenheit, die Art wie er einfach nur er war, und das reichte mir. Und es reicht mir auch jetzt noch.
Jan Meyer ist jeglich nur ein Freund und wird nie mehr für mich sein.

Ich lasse also die Tür meines Zimmers, das deprimierend ist, aber wohl kaum deprimierender sein kann als Troy's. Meine Beine schwingen meinen Körper auf mein Bett, mein Kopf lehnt sich gegen die eiskalte Wand und die fehlende Wärme in diesem Raum macht mich verrückt. Ich mag mein Zimmer warm, doch geizt dieses Haus damit die Heizungen anzuwerfen.

Natürlich hat Troy sich längst darüber beschwert, aber hey - die Leute hier kümmert die Unterkühlung ihrer Patienten nicht wirklich.

Ebenso wenig wie es Sharon kümmern, dass die Küche und alles sauber ist.

Ich schließe meine Augen und lasse die Ruhe in mich sinken. Ich habe mich nie so sehr entspannt, wie ich mich gerade entspanne. Doch der nervöse Druck rauscht trotzdem noch in winzigen Schüben durch meinen Körper, lässt meine Adern und Venen und Aterien und alles mögliche pulsieren, was pulsieren kann. Dieses Gefühl belästigt mich die gesamte Zeit, in der ich hier liege und manchmal zur Decke hinauf sehe, deren weiße Farbe meine Seele repräsentiert. So blank und unbemalt,  völlig leer und hilflos.

Pact with the devil | Andre [COMPLETED]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt