Manchmal ist das Schicksal eine widerwärtige Kreatur. Sei es das junge Mädchen, das seiner tödlichen Krankheit erliegt, im Herzen voller Verbitterung, sei es der Soldat, der auf der Suche nach Größe seiner Machtgier erliegt und letztendlich, in Geda...
„Heldentum ist Ausnahmezustand und meist Produkt einer Zwangslage." - Theodor Fontane
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1. Die Zeit im Leuchtturm verging für Salazar wie im Flug. Es war kein aufregendes Leben, aber ein erfüllendes. Der Leuchtturmwärter war ein netter Hausherr und Johann wurde bald zu einem guten Freund. So vergingen die drei Monate sehr geregelt, aber glücklich. Auch der nächste Tag versprach so zu werden, als Salazar eines Abends ins Bett ging. Dass er am folgenden Morgen von einem lauten Kanonengeräusch geweckt werden würde, hatte er nicht erwartet. Er schreckte aus dem Schlaf hoch und sah Johann noch aufgeregt aufspringen und nach unten rennen. Verwirrt eilte er ans Fenster und sah Rauch über der nahegelegenen Stadt aufsteigen. Während er sich noch wunderte und hastig seine Klamotten überwarf hörte er durch das geöffnete Fenster Schreie nach oben dringen. Verzweifelte Schreie. Und vor allem: weibliche Schreie. „Lasst mich los! Nehmt eure Hände weg! Verfluchtes Pack, mein Vater wird euch das nicht durchgehen lassen! Hilfe, Hilfe!" Wieder hastete er ans Fenster und konnte zwei mit Säbeln bewaffnete Gestalten erkennen, die ein wehrloses Mädchen Richtung Strand zerrten. Dunkel erinnerte sich Salazar an einen Abend, an dem sie alle im Wärterhaus beisammen gesessen hatten und der Wärter über Piraten geschimpft hatte. Kurzentschlossen packte Salazar sein verrostetes Schwert und rannte nach unten, an einem völlig verwirrten Johann vorbei der ihm hinterherrief: „Salazar um Himmels Willen, was machst du? Bist du verrückt? Bleib da!", und aus dem Haus. Darauf bedacht, den Zielen seiner Verfolgung nicht aufzufallen, schlich er ihnen mit gezogener Klinge nach zum Meer. Am Strand waren die Spuren des Kampfes noch deutlich zu erkennen. Tote Soldaten und Piraten spickten den Strand, dazwischen lagen Schwerter und Säbel im Sand. Die Piraten schienen hier eine Art kleines Lager aufgeschlagen zu haben. In der Bucht ankerte ein kleines Schiff, am Stand waren um ein Lagerfeuer Kisten und Pulverfässer gestapelt. Die Piraten banden das jammernde Mädchen an einen Pfahl und knebelten es, damit es ihnen nicht weiter auf die Nerven ging. Dann stellten sie sich zu den Fässern ans Lagerfeuer und begannen zu erörtern, wie lange es dauern würde bis der Kapitän das Dorf geplündert hätte. Unschlüssig blickte Salazar auf sein Schwert. Es mit einem Schwert mit zwei Leuten aufzunehmen war dämlich. Er sah sich um und sein Blick fiel auf eine Pistole in der Hand einer toten Stadtwache. Vorsichtig schlich er über den Strand, pflückte die Waffe aus der Hand des Verstorbenen und überprüfte den Vorderlader. Ein Schuss. „Verfluchter Mist", dachte er sich. Dann jedoch fiel sein Blick auf die Pulverfässer und ihm kam eine zündende Idee. In Gedanken schmunzelnd über seinen eigenen Wortwitz zielte er auf den Fässerberg und betete zu den Engeln, dass er seinen Schuss nicht verfehlen würde, dann drückte er ab. Es gab einen lauten Knall, zwei Piraten blickten erstaunt auf, dann verschwanden sie in einer Feuersäule. Splitter flogen über den Strand und eine riesige schwarze Rauchwolke hing in der Luft. Salazar ging in Deckung, nahm die Hand vor die Augen und hustete. Als sich der Rauch gelegt hatte ging er aus seiner Deckung hervor und lief hinüber zu dem gefesselten Mädchen. Eilig befreite er sie von ihrem Knebel und ihren Fesseln. Keuchend und hustend sank sie auf den Boden. „Alles in Ordnung bei dir?", fragte er besorgt. „Geht schon, danke", hustete sie als Erwiderung, dann sah sie auf und ihm direkt in die Augen, „Vielen Dank, dass du mich gerettet hast!" Er errötete leicht und murmelte nur: „Schon in Ordnung. Wer bist du eigentlich und was passiert hier?" Das Mädchen seufzte leise: „Ich bin Ardebil. Mein Vater ist der Bürgermeister von Tamperra, du weißt schon der nächsten Stadt hier." Er nickte. „Die Piraten haben uns überfallen und mich entführt, um Lösegeld zu erpressen. In Salazars Kopf ratterte es. Wenn dieses Mädchen es wert war Lösegeld zu erpressen, dann schien auch für ihn eine beträchtliche Summe herauszuspringen, wenn er sie unversehrt zu ihrem Vater zurückbrächte. Er lächelte: „Ich bringe dich zurück in die Stadt zum Bürgermeister, nicht dass dir noch was passiert oder uns mehr Piraten begegnen." Das Mädchen lächelte dankbar: „Du wärst mir eine große Hilfe." Er nickte wieder: „Gehen wir!"