Kapitel 24 - Hen

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Wenn du einmal nicht mehr weiterkommst, such Hen.

1. Die Sonne stand noch nicht am Himmel, als Salazar sich am nächsten Tag aufmachte, die geheimnisvolle Stelle zu suchen, von der das Mädchen gesprochen hatte. Der Weg, den er einschlug, kam ihm erschreckend bekannt vor und für einen kurzen Moment fühlte er sich in jene schreckliche Nacht vor einem Jahr zurückversetzt, dann jedoch schüttelte er das Heulen der Wölfe ab und zwang sich weiterzugehen. Er ließ den Wald und die Höhle hinter sich, wandte sich nach Norden, bis er auf eine steile Felswand stieß, die ihn von besagter Himmelsrichtung her einkesselte. Kurzentschlossen folgte er der Felswand nach Osten, bis er auf den Ort stieß, den er suchte. Vor ihm, zwischen den gezackten Felskanten, erstreckte sich eine tief einschneidende Schlucht durch das Gestein. Der Eingang dieses geheimnisvollen und gefährlichen Durchgangs wurde jedoch von einem gewaltigen Dornengestrüpp versperrt, das mehr als mannshoch aus dem Boden hervorwucherte und, wie ein Wächter, jeden am Eindringen hinderte. Wie sehr er es auch versuchte und mit dem Schwert hackte, es war kein Durchkommen. Wenn du einmal nicht mehr weiterkommst, such Hen. Hatte sie es gewusst, dass er hier auf ein Hindernis stoßen würde? Wer oder was auch immer Hen war, er würde es suchen und finden. Er brauchte es, er musste. Hen würde der Schlüssel zu allem sein. Festentschlossen wirbelte er herum und ließ die verschlossene Schlucht hinter sich zurück, als er in den Wald Richtung Tamperra eilte.

 Festentschlossen wirbelte er herum und ließ die verschlossene Schlucht hinter sich zurück, als er in den Wald Richtung Tamperra eilte

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2. Sie ist tot. Sie ist tot. Sie ist tot. Gedämpfte Geräusche klangen an Valeés Ohr, als die Welt sie zurückholte. Eine Weile war sie völlig orientierungslos, dann jedoch drangen alle Empfindungen und Erinnerungen in einem Schwall auf sie ein. Plötzlich musste sie aufschluchzen und feuchte Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln. Sofort waren eine warme Gestalt neben ihr und eine weiche Hand auf ihrer Schulter. „Sie ist wach!", rief eine Jungenstimme. Finnis. Sachte öffnete sie die Augen einen Spaltbreit. Julian kam angelaufen und kniete sich vor sie: „Oh den Engeln sei Dank, wir dachten, wir hätten dich verloren." Sie stöhnte nur und setzte sich wankend auf: „Hat es funktioniert?" Der Heiler nickte lächelnd: „Wir haben ihren Drachenatem." Sie lächelte müde: „Wir haben ihre Droge mit unserer Droge ertauscht. Wie amüsant." – „Ich glaube sie haben noch nie zuvor besseres Essen gesehen, als das von Maven", murmelte Julian, „Du warst einen Tag lang bewusstlos. Ich habe das Serum bereits hergestellt. Wir haben nur noch auf deine Genesung gewartet, bis wir es ihm verabreichen. Dann ist alles bereit." Sie nickte: „Hilf mir auf. Ich fühl mich grauenhaft." Er seufzte leise: „Dein Zustand ist auch grauenhaft. Eine solche Dosis Medizin hab ich dir noch nie verabreicht. Das macht mir Sorgen." – „Vergiss die Sorgen, bald sind wir hier weg", ermutigte sie ihn, „und jetzt lass uns unserem bescheuerten Dolmetscher die Wahrheit entlocken." Ihr Freund nickte zustimmend und zog ein Flakon mit silbrig schimmerndem Inhalt hervor. Valeé hob eine Augenbraue: „Igitt, das sieht ja aus wie..." Julian unterbrach sie: „Wen interessiert es, wie es aussieht, also wirklich. Maven, hast du Alkohol für uns?" Gestützt von Finnis, taumelte Valeé ans Lagerfeuer, wo bereits Kapitän Westwind und Gard mit dem verrückten Alten saßen, der Valeé mit einer Mischung aus Besorgnis und Unbehagen musterte. Währenddessen kam Maven mit einem Krug herbei. Aus dem Augenwinkel nahm sie war, wie Julian unauffällig etwas hineintropfte, dann reichte er ihn dem alten Mann: „Hier, mein Freund. Trink noch einen Schluck. Er wird dir gut tun." Mit leuchtenden Augen schnappte dieser den Krug und leerte ihn mit gierigen Zügen. Einige Augenblicke gespannten Wartens sagte er nichts, dann drehte er den Kopf, sah Valeé an und flüsterte: „Du stirbst." Das Mädchen sah Julian an, der unbehaglich dreinblickte: „Es hat funktioniert."

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