Kapitel 17 - Sonnenfinsternis

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Kein Vogel fliegt mehr -

Der Mond verdeckt die Sonne

und zeigt sie flammend.

1. Sich vor dem strahlenden Inferno ins Wasser des Sees zu retten war Siras im ersten Moment als ziemlich gute Idee erschienen. Im zweiten Moment realisierte er jedoch, dass eben jener See sich vor einigen Augenblicken im gasförmigen Zustand verflüchtigt hatte, als die Sonne ihn verdampfte. Mit einem Fluch knallte er hart auf den steinharten Seeboden. Benommen und mit vor die Augen gepressten Händen robbte er zum nächsten Felsen und machte sich in dessen Schatten klein. Maereth war von ihm getrennt worden. Hatten sie sich übernommen? Nein, niemals! Dieser Ort war von ihm selbst erschaffen worden. Er war der Herr dieser Insel. Er spähte zwischen seinen Fingern durch. Das helle Licht verbrannte seine Augen. Er atmete tief durch. Er war nicht der einzige, der nichts mehr sah. Vorsichtig drückte er sein Körpergewicht gegen den Felsen und sank langsam in das Gestein. Er lächelte. Diese Insel gehorchte seinem Willen. Der Heilige Ritter verschwand im Felsboden, als das grelle Licht schwächer wurde, war er fort.

Maereth taumelte durch die Schlucht, die Hand auf seine Verletzung gepresst, immer weg von dem alles verschlingenden Licht. Mit der anderen Hand stützte er sich an der Felswand ab und arbeitete sich so voran. Sein Schwert hing in seiner Scheide über seiner Schulter. Er presste die Zähne aufeinander und zischte leise vor Schmerzen. Doch er durfte noch keinen Halt machen. Er stolperte weiter, aus der Schlucht, die sich in den Wald im Inselinneren öffnete. Merry hatte ein Ziel. Seine Gedanken fixierten sich auf die Höhle vor ihm. Er konnte ihre Präsenz deutlich spüren. Hoffnung - er war das heilige Kind der Hoffnung. Und an diese Hoffnung klammerte er sich bis zuletzt, selbst wenn sein Engel sie aufgegeben hatte, sie trieb ihn an, sie machte ihn stark. Er taumelte durch den Höhleneingang. Da lag sie, direkt vor ihm in einer Truhe, wartend auf ihren nächsten Besitzer. Dieser Orb voller Hoffnung, den der Engel selbst seinem Bruder geschenkt hatte. Viel Zeit war seitdem vergangen. Mit zitternden Händen hob er ihn aus seiner Ruhestätte empor und presste ihn an seine Brust. Er spürte, wie er mit Zuversicht geflutet wurde, er wusste was er zu tun hatte. Sein Verfolger kam näher, bald würde er da sein. Mit einer Träne im Augenwinkel legte Maereth die Kugel zurück in die Truhe und schloss den Deckel, dann schleppte er sich, die Hand immer noch auf seine Seite gepresst, hinüber zu dem verschütteten Stollen der Höhle. Mit dem Rücken lehnte er sich sanft gegen die Felsen. Diese Insel war seine Heimat. Er musste nur Vertrauen haben. Lächelnd sank Merry ins Gestein und verschwand. Als das heilige Kind der Sonne in der Höhle ankam, war sie leer.

Siras spürte die Insel um sich herum deutlich, wie einen vertrauten Freund

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Siras spürte die Insel um sich herum deutlich, wie einen vertrauten Freund. Den Engel der Sonne, der über dem See schwebte, den Engel des Mondes und sein heiliges Kind, ausharrend im Meer, das Kind der Sonne, das durch den Wald rannte und Merry, seinen Freund, in der Höhle, lehnend an der Wand. Er konzentrierte sich auf seinen Begleiter und die Höhle umschloss ihn, brachte ihn in Sicherheit. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf das Wasser und befahl dem Meer, den Engel und sein heiliges Kind auszuspucken. Der Ozean gehorchte und richtete sich gegen sie. Siras bündelte seine Kräfte, dann ließ er sie los. Mit einer gewaltigen Wasserfontäne schoss der Heilige Ritter aus dem Seeboden hervor, riss seine Widersacher von den Füßen und landete geschickt auf einem Felsen im See, der sich langsam um ihn herum wieder mit glitzerndem Wasser füllte. Er hob beide Hände und die Wassermassen um ihn herum erhoben sich hinter ihm zu einer Wand. „Nun denn", knurrte er grimmig, „kommt und holt mich doch."

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