kapitel 9 • school

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Josua POV

"Eine Brezel", bestellte ich beim Bäcker. "Das macht dann 70 Cent", sagte die Dame an der Kasse. Ich gab ihr mein Kleingeld und dafür bekam ich die Brezel. "Schönen Tag euch", sie lächelte uns an und wir sagten beide nur "Danke." Ich hatte zwar kein Vesper, aber Zoey brauchte es dringender wie ich.

Ich packte die Brezel in Zoeys Rucksack ein und lief dann mit ihr zum Kindergarten. Wir liefen fast 15 Minuten, der Weg dauert wirklich ewig. Das blöde war, dass meine Schule auf der anderen Seite lag. Wenn ich es wenigstens pünktlich zur zweiten Stunde schaffen wollte, dann müsste ich die Straßenbahn nehmen. "Wenn dich keiner abholt, dann hole ich dich, okay?", sagte ich. Sie nickte und ich brachte sie rein. "Hallo Zoey und Hallo Josua", begrüßte uns Melanie, die Kindergärtnerin. "Ähm, ich geh dann. Bis später", verabschiedete ich mich. Zoey winkte lächelnd und Melanie sagte "Tschüss."

Ich rannte wie von der Tarantel gestochen Richtung Straßenbahn und zum Glück bekam ich die U2 gerade noch so. Mit der Bahn dauerte es nur 5 Minuten und sie hielt direkt vor dem Gymnasium, auf das ich ging. Ich stieg aus und lief dann ruhig über den Pausenhof in das Schulgebäude. Vor meinem Klassenzimmer angekommen klopfte ich und trat dann ein. "Josua, wieso kommst du so spät?" fragte meine Englisch Lehrerin. "Entschuldigung", sagte ich bloß kleinlaut und ignorierte die Blicke meiner Mitschüler. Stumm setzte ich mich auf mein Platz neben meinen Kumpel Adam. "Josua ich habe dich was gefragt." Doch ich blieb stumm. "Du bleibst nach der Stunde da."
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Während alle in die Pause gingen, lief ich eingeschüchtert zu Frau Müller. "Josua was ist denn los?" fragte sie mich einfühlsam. "Mich konnte heute morgen niemand zur Schule fahren", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Du wohnst aber nur 15 Minuten von der Schule weg?" Ich seufzte. "Ich bin aber nicht von zuhause losgelaufen", murmelte ich. "Wo warst du wirklich während der ersten Stunde?", sie sah mich eindringlich an. Ich antwortete nicht. Das ging sie nichts an. Meine Familie ging sie nichts an. Warum auch? Sie sollte aufhören zu fragen. "Das geht Sie nichts an." "Oh doch, denn ich bin deine Lehrerin und habe Aufsichtspflicht während der Zeit in der du hier sein solltest!" "Ich habe meine kleine Schwester in den Kindergarten gebracht! Was ist daran so schlimm! Meine Eltern konnten eben nicht!", mit diesen Worten drehte ich mich um und rannte aus dem Klassenzimmer in den Pausenhof.
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Nach dem Unterricht rief ich Papa auf dem Handy an. "Max Reimann", meldete er sich. "Hey Papa ich bin's", ich lächelte. "Wie geht es Maddie?" erkundigte ich mich. "Gar nicht gut. Erzähle ich dir heute Abend. Wir bleiben noch da. Warst du in der Schule?" fragte er. "Ja, und ich habe Zoey in den Kindergarten gebracht." Das mit dem Vesper ließ ich aus. "Soll ich sie abholen?" "Das wäre super, danke. Rewi und Felix kommen nachher und machen euch was zum Essen. Sie fahren dich dann zum Basketball." "Okay gut. Bis später", dann legte ich auf und machte mich auf den Weg zum Kindergarten.

Als wir zuhause angekommen sind, war es schon ziemlich laut. "Hallo ihr beiden", riefen Felix und Rewi. Das sind die besten Freunde von Max und Luca und wir kennen Sie schon seit wir ganz klein sind. Ich freue mich immer total wenn sie da sind, weil es immer lustig und nie langweilig wird. "Wir haben euch Pizza bestellt", Felix machte die Musik etwas leiser. Rewi packte Zoey, drehte sie ein paar mal und setzte sie dann auf den Barhocker. Sie kicherte was mich zum Lachen brachte. Ich setzte mich daneben. "Josu, nachher bisschen Bock auf PlayStation?", fragte Felix. Ich nickte grinsend und wir begannen mit essen. Es war einfach unbeschwert schön in diesem Moment.

Wenn es doch öfter so sein könnte.
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mauz || cancerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt