kapitel 34 • crying and sadness

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Max POV

"Hey", murmelte Maddie. "Hi", ich strich ihr sanft über den Arm. "Wie lief die Verhandlung?", fragte sie schwach. Ihre ganze Kopfhaut war unnatürlich blau geworden, sie konnte ihre Augen nicht mehr ganz öffnen und sie schnappte schwer nach Luft. "Wir wissen wieso Zoey die Operation nicht machen wollte", sagte ich. "Es tut mir so leid", flüsterte sie und kämpfte mit den Tränen. "Halte durch, mein Schatz. Wir schaffen alles zusammen", ich setzte mich neben sie an das Bett. "Ich hab noch was für euch", sie deutete auf das Fensterbrett. Ich stand auf und sah ein Buch dort liegen. Ich nahm es an mich und schlug es auf. Ein Familienfotoalbum. "Daran hab ich all die Jahre gearbeitet, wenn ich alleine hier im Krankenhaus war", erzählte sie. Ich sah zu ihr. Sein Kind so leiden zu sehen, war der schlimmste Anblick in meinem ganzen Leben.

Das erste mal verstand ich, was es bedeutete Familie zu sein. Wie man mit solchen Situationen umgehen muss. Was es heißt, nächtelang im Krankenhaus zu verbringen. Und das erste mal konnte ich Zoey's und Maddies Entscheidung nachvollziehen. "Bitte schau es dir erst an, wenn ich nicht mehr da bin." Ich schüttelte den Kopf. "Maddie was redest du da? Hör auf sowas zu sagen", ich legte das Buch zur Seite und nahm sie in den Arm. "Zusammen schaffen wir das", sagte ich. "Ich habe keinen Spender mehr. Außerdem würde ich keine weitere Operation überleben", schniefte sie. Es klopfte an der Tür und ein Doktor kam rein. "Dr Campbell", begrüßte ich ihn. "Hallo", er nickte bloß wissend. "Madison wie fühlst du dich von einer Skala von 1 bis 10?", fragte er. "Zwei", antwortete sie und ihre Nase klang schon wieder so verstopft. Nicht weil sie Schnupfen hatte, sondern weil sie einfach keine Luft bekam. "Dann werden wir das wohl mal bessern. Herr Reimann, wenn ich Sie bitten dürfte", er deutete auf die Tür. Ich gab Maddie einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer.

Im Flur wartete der Rest der Familie. "Was hat sie gesagt?", fragte Luca. Ich schüttelte den Kopf. "Fast nichts", antwortete ich bloß und setzte mich neben sie auf einen freien Stuhl. Mehrere Ärzte und Schwestern liefen hektisch in das Zimmer, in dem Maddie lag. Rein- und raus kamen sie. Holten Medikamente oder irgendwelche Geräte. "Wir verlieren sie!", rief ein Arzt. Dieses Mal sprang ich nicht auf. "Wiederbelebung, Wiederbelebung!" Ich blieb sitzen. Wir starrten alle stumm auf die Zimmertür. Wir konnten sowieso nichts machen. Wir ließen diese Unerträglichkeit des Unwissens einfach über uns ergehen. "Wir brauchen dringend eine Niere", schrie eine Schwester. "Luisa.. Luisa hat die gleiche Blutgruppe", murmelte Luca. Ohne überhaupt zu fragen, sprang er auf und rannte weg. "Was macht Dad?", fragte Zoey verängstigt. "Ich weiß es nicht, mein Schatz", ich nahm sie auf meinen Schoß. "Ich fühle mich so schlecht. Wenn ich doch von Anfang an gespendet hätte", ihr liefen Tränen über die Wange. "Nein. Niemand zwingt dich mehr zu sowas. Und ich schäme mich, dir das angetan zu haben. Denn ein anderes Menschenleben, auf kosten deines zu retten, war niemals deine Pflichtaufgabe", ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Josu sagte nichts. Er bewegte sich nicht. Vielleicht dachte er auch nichts. Er sah von innen einfach leer und zerfressen aus.

"Ich spende", rief auf einmal eine bekannte Stimme. Ein Arzt kam aus dem Zimmer. "Luisa Reimann, Sie?", fragte er unglaubwürdig. "Ja. Ich will es zumindest versuchen", flehte sie den Arzt an. "Das geht nicht, sie hätten die Formulare früher ausfüllen müssen, uns rennt die Zeit weg-", Luca unterbrach den Arzt. "Hier, haben wir. Bitte versuchen Sie Maddie zu retten!" Der Arzt zögerte und las sich im groben die Blätter durch. "Geben Sie das an der Rezeption ab. Beeilen Sie sich", sagte er ab Luca gewandt. "Versetzt Madison wenn ihr Puls über 70 ist ins künstliche Koma, wir haben einen Spender", leitete er an eine Krankenschwester weiter.

Alles ging so schnell und lief wie in einem Film vor unseren Augen ab. Luisa ging mit zwei Ärzten in den OP Saal und Maddie's Krankenbett wurde ebenfalls dort hingebracht. Wir liefen eilig hinterher, und saßen dann doch nur draußen. Vor dem OP Saal. Luca kam zu uns. "Mit ganz viel Glück schafft sie es", keuchte er. Jetzt hieß es, Daumen drücken.
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Tut mir leid für das Drama..

mauz || cancerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt