"Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?", fuhr ich Mama an. Meine Mutter drehte sich ruckartig um und fragte, was los sei.
"Hier", ich zeigte ihr Papas Brief, "Das ist ein Brief, der in einer alten Kiste lag. Und rate mal von wem der ist. Von Papa! Hier steht die ganze Wahrheit drin, die DU uns 12 Jahre lang verschwiegen hast! Wann hattest du vor es uns zu sagen?"
"Liv, bitte...", versuchte meine Mutter mich zu beruhigen.
"Komm mir jetzt nicht mit Liv", rief ich, "Ich will nichts hören. Ich hasse dich!"
Mit diesen Worten stürmte ich aus der Wohnung. Jake rief mir hinterher, aber das interessierte mich nicht. Ich wollte nur alleine sein. Ich rannte und rannte, bis in den Park. Ich setzte mich auf die Bank, auf dem Jake und ich vorher gesessen haben und fing an zu weinen. Ich hatte noch nie "Ich hasse dich" zu Mom gesagt.Wieso? Wieso hat Mama uns nie die Wahrheit gesagt? Wieso musste ich die ganze Wahrheit per Zufall erfahren? Wieso war mein Vater nach Kalifornien gezogen? In meinem Kopf schwirrten so viele Fragen, während hunderte Tränen meine Wangen runterrollten.
Dann legte mir jemand die Hände auf die Schulter. Bitte lass es Jake sein! Mehr Leute kannte ich gar nicht. Ich drehte mich um und sah in ein Paar wunderschöne blaue Augen. Ich sah zwar nur verschwommen aber Jake war es sicher nicht.
"Hey, alles okay?", fragte mich der unbekannte Junge.
Ich nickte leicht und er setzte sich neben mich hin.
Er hatte braune Haare, war muskulös und ein bisschen größer als ich.
"Sieht aber nicht so aus. Willst du drüber reden?", fragte er mich.
Ich zuckte mit den Schultern und schaute weiter auf den Boden. Sollte ich einem fremden Typen von meinen Problemen erzählen?
Doch als ich weiter über meinen Vater nachdachte, fing ich wieder an zu weinen.Der Junge zog ein Taschentuch aus seiner Jackentasche heraus, drehte meinen Kopf zu ihm, sodass ich in seine wunderschönen Augen sehen konnte, und wischte mir meine Tränen ab.
"So. Jetzt siehst du viel besser aus", sagte er als er fertig war.
"Danke", krächzte ich heraus. Ich war ihm wirklich dankbar.
"Kein Problem. Ich bin Josh", stellte er sich vor.
"Liv", brachte ich schluchzend heraus.
Josh lächelte. Sein Lächeln war so süß.
"Nun erzähl Doktor Josh von deinen Problemen. Was bedrückt dich denn?", fragte er neugierig.
Ich musste lachen.
Nach kurzem Zögern erzählte ich ihm alles."Mein Vater haute von zu Hause ab, als ich vier Jahre alt war. Bis eben habe ich gedacht, er hatte kein Bock mehr auf uns. Bis ich den Abschiedsbrief von ihm fand, wo drin steht, er wollte schweren Herzens nach Kalifornien ziehen. Ich frage mich jetzt warum meine Mutter mir nie was davon gesagt hat. Sie versteht nicht, wie schwer es für mich war ohne Vater zu leben. Sie hat mich 12 Jahre lang angelogen. Mein Vater hat, nachdem er uns verlassen hatte, mehrmals versucht, mich zu erreichen, aber ich hab ihn immer weggedrückt. Er hat es nicht verdient. Und alles wegen meiner ach so tollen Mutter!" Ich atmete tief durch. Josh nickte und meinte:"Ich kann nachvollziehen, wie es ist, ohne Vater zu leben. Mein Vater ist an Krebs gestorben als ich fünf war. Ich habe wochenlang geheult, aber man kommt drüber hinweg."
"Oh das tut mir leid für dich", sagte ich mitfühlend. Es tat gut mit jemandem zu sprechen, der mich wirklich verstand.Ich sah, dass Joshs Augen glasig wurden, weswegen ich dann sagte:"Ich muss jetzt nach Hause. Es hat gut getan mit dir zu reden. Vielleicht sehen wir uns irgendwann." Ich stand auf, Josh auch. "Ich komme mit. Du bist doch eben erst in die Straße dahinten gezogen oder?", fragte er. "Ja", antwortete ich verwundert. Josh lächelte und sagte:"Hab ich mir gedacht. Ich habe dich eben schon gesehen. Ich wohne gegenüber von euch."

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Life Goes On
RomanceIch bin Olivia, bin 16 Jahre alt und werde von fast allen nur Liv genannt. Ich lebte bis vor kurzem mit meiner Mutter, meinem Bruder Jack und Mutters neuem Freund Robert in Jacksonville. Dann zogen wir um nach Miami mit der Hoffnung auf ein neues Le...