Kapitel 2

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"Also, wohin zuerst?", fragte Jake.
"Keine Ahnung. Nach links", antwortete ich und somit bogen wir links ab.
Nach kurzer Zeit kamen wir in einen Park an, wo es einen kleinen Spielplatz gab, auf dem kleine Kinder fröhlich spielten.

Wir saßen uns auf eine Bank am kleinen Teich und schauten für einige Minuten still aufs Wasser, bis ich die Stille unterbrach.
"Du, Jake? Denkst du es wird hier in Miami gut werden?", fragte ich.
Mein Bruder sah ein wenig verwundert aus. "Wie meinst du das?"
"Na, ob es Mama hier vielleicht besser geht. Ob sich unser Leben generell verändern wird", erwiderte ich.
Jake lächelte und meinte:"Ganz bestimmt. Wenn ich mir hier noch einen Job suche, dann kann ich zusätzlich Geld reinbringen."
Er legte seinen Arm um meine Schulter und ich legte meinen Kopf auf seine Brust. Jake und ich vertrugen uns ziemlich gut für zwei Geschwister. Er ist nicht nur mein Bruder, sondern auch mein bester Freund und ich kann ihm wirklich alles sagen. Nach weiteren Minuten meinte er, wir sollten uns noch andere Orte anschauen, weswegen wir wieder aufstanden und aus dem Park gingen.

Wir gingen diesmal nach rechts um zu sehen, was sich dort befanden. Wir fanden einen Supermarkt, einen kleinen Bäcker und ein kleines Geschäft, das offensichtlich alles verkaufte. Nach knapp einer halben Stunde entschlossen wir uns wieder nach Hause zu gehen und unsere Sachen auszupacken.

Als wir die Wohnung betraten, war es noch chaotischer als zuvor. Wir fanden Mama und Robert in meinem Zimmer, wo sie vergeblich versuchten, meinen Schrank aufzubauen. Robert fluchte einige Male, weil er sich auf den Finger gehauen hatte oder weil das Teil wieder in sich zusammenstürzte.
"Hey, das ist nicht schlimm, ich kann auch ein paar Tage aus dem Koffer leben", versuchte ich ihn zu besänftigen, "Das wichtige ich erstmal das Bett."
Robert stimmte mir zu und machte sich an mein Bett. Jake und ich gingen stattdessen in sein Zimmer und packten seine Sachen aus.

Er hatte deutlich weniger Sachen als ich, was vielleicht daran lag, dass er eben nicht so viele Klamotten hatte.

Immer wenn wir wieder etwas Geld hatten, beschloss unsere Mutter, uns neue Sachen zu kaufen. Denn obwohl wir arm sind, versucht sie uns ein gutes Leben zu bieten. Jake hatte immer darauf bestanden, dass Mama MIR neue Sachen kaufte und nicht JAKE. Ich hatte ein paar Mal ein schlechtes Gewissen aber Jake meinte öfters es sei alles keine Problem.

"Hey, was ist das?", fragte ich als ich eine kleine Kiste mit Fotos und Briefen sah.

Jake kam zu mir und ich nahm einige Fotos und Briefe raus. Ich auf einem Briefumschlag stand in geschnörkelter Schrift: Für Susan

In dem Brief stand Folgendes:
"Liebe Susan, Ich möchte mich für gestern morgen entschuldigen. Du weißt, ich mag es nicht wenn wir uns streiten. Ich hoffe du verzeihst mir. Du hast mich zu einem besseren Menschen gemacht. Ich liebe dich. Alles an dir. Deine Augen, dein wunderschönes Lächeln, deine Haare. Nur leider muss ich in dem Brief auch sagen, dass ich mich entschieden habe. Ich werde nach Kalifornien ziehen. Es tut mir selbst unglaublich weh, dich und die Kinder zu verlassen. Aber ich glaube, es ist die richtige Entscheidung. Ich werde gleich abreisen, wenn ihr wach seid, werde ich schon weg sein. Bitte verzeih mir! Pass gut auf die Kinder auf. Ich werde vielleicht irgendwann zurückkommen, kann aber nichts versprechen. Und das wegen dem Geld...keine Sorge meine Liebe. Wenn ich zurückkomme, zahle ich alles zurück, versprochen. Richte den Kindern liebe Grüße aus. In Liebe Harry"

Harry. Unser Vater. Jake und ich saßen erst einige Sekunden lang geschockt da. Mama wusste also davon, dass Papa ging. Wieso hat sie uns nichts gesagt? Im Umschlag befand sich noch ein Foto von ihm. Ich schaute es mir an, und mir kullerten einige Tränen die Wange runter. Jake bemerkte es und strich sie mir mit dem Daumen weg.
"Hey Süße. Nicht weinen. Das hatte bestimmt seinen Grund", meinte Jake. Ich wischte mir meine Tränen weg und stampfte zu meiner Mutter, um sie zur Rede zu stellen.

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