Ein kleiner Fehler

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Sofort huscht mein Blick zur Küche und ich springe auf.

"Alles okay?!", rufe ich, um auch sicher zu gehen, dass es ihm gut geht.
Moment.......sorge ich mich gerade etwa um einen Mörder...?
Wirklich? Um das Wohlbefinden eines blutrünstigen Mörders?
Naja, aber immerhin ist er ja auch nur ein Mensch.

Er seufzt einmal so laut, sodass ich es hören kann.

"Hör auf dir.......ja, es ist alles okay, hier ist nur nichts Essbares mehr im Haus! Man!"

Ach so, ich habe mit etwas Schlimmeres gerechnet. Mein Körper entspannt sich und ich lasse mich wieder in die Couch sinken.

"Kauf dir doch einfach was?" , entgegne ich ihm leicht frech.

Jeff kommt aus der Küche und schaut mich fragend an.

"Und was soll ich mit dir machen?"

"Äh........hier lassen?"
Was denn sonst?

"Damit du ausbrichst und ich dich auch noch suchen muss?" Er seufzt kurz, ehe er seinen Satz beendet, "Von mir aus, aber ich werde noch einmal auf Nummer sicher gehen"

Er verlässt noch mal das Wohnzimmer und kommt mit Handschellen wieder zurück.
Nun werde ich etwas nervös.
Schließlich kann ich mich dann wirklich keines Weges mehr wehren. Solch eine Erkenntnis gefällt mir einfach nicht. Hilflos zu sein und dass man im Notfall nichts machen kann.
Dennoch lasse ich mir die Handschellen umlegen und sehe nur zu, wie Jeff diese an einem großen Rohr befestigt.

Nachdem er fertig ist drehe ich leicht meine Handgelenke und plötzlich kommt mir eine positive Erkenntnis.
Die Handschellen sind viel zu locker um meine Handgelenke gelegt!
Innerlich jubele ich. Wenn ich mich jetzt nicht auffällig verhalte, wird es ein Klacks, mich zu befreien!
Währenddessen beobachte ich Jeff und tue normal, naja, eben so wie man sich in so einer Situation verhält.
Auf einmal dreht sich Jeff aber zu mir um. Hoffentlich hat er seinen Fehler nicht bemerkt.

"Ich warne dich, versuchst du auch nur dich zu befreien, wirst du es sehr schnell wieder bereuen!", ermahnt er mich drohend.

Sollte ich es vielleicht doch sein lassen? Nicht, dass ich das wirklich mehr als bereuen werde...
Ich nicke und schlucke zeitgleich leicht nervös.
Bei diesen Worten belässt er es und verlässt das Haus, schließt es noch ab und verschwindet.
Nun liegt die Entscheidung bei mir.
Entweder ich befreie mich und stolziere in die Freiheit und lebe höchstwahrscheinlich noch weiter, oder ich warte auf Jeff und nutze diese einmalige Möglichkeit nicht und muss somit hier bleiben und in ein paar Tagen vielleicht sogar schon sterben.
Ich warte nun schon einige Minuten, die sich zögernd und langsam streichen.
Eine Frage stellt sich mir jedoch die ganze Zeit quer.
Sollte ich oder sollte ich nicht abhauen?
Vielleicht ist es ja auch eine Falle und er wartet da Draußen, darauf dass ich abhaue und dann noch bestraft werden würde...?
Nein, dafür ist er schon viel zu lange weg. 
Aber....wie soll er denn sehen können, dass ich wenigstens versucht habe zu fliehen? Gar nicht? Denn ich bezweifle, dass Jeff hier Kameras versteckt hat. Ja, das klingt wirklich sehr absurd.
Meine letzten Gedanken machen mir gerade so viel Mut, sodass ich nun immer fester an den Handschellen wie verrückt rüttele, ziehe und drücke.
Ich quetsche erst meine eine Hand durch die Handschelle, und dann folgt sogleich die zweite.
Ich hab's geschafft!!!
Einen Moment lang reibe ich mir mit leicht verzogener Miene meine Handgelenke, welche sich etwas errötet haben, und schaue mich schon viel mehr erleichtert um, als zuvor.
Erst einmal muss ich hier raus kommen!
Ich habe zwar gehört, wie Jeff die Tür verschlossen hat, aber sicher ist sicher. Deshalb prüfe ich noch einmal die Tür, ob sich mein Gehör nicht doch getäuscht hat, aber leider ist dies nicht der Fall.
Natürlich hat er die Tür abgeschlossen.
Für so dumm kann ich ihn aber auch eigentlich nicht halten!
Also heißt es wohl jetzt durch das Fenster. Zumindest habe ich nicht gesehen, dass er diese auch abgeschlossen hat. Vorsichtig und leise öffne ich das größte Fenster, welches ich auffinden konnte und atme die kühle Waldluft ein.
Die frische Luft tut sooo gut.
Mein Blick wandert nach unten und mich überkommt eine Erleichterung.
Die Höhe ist nicht sehr tief, es dürften ungefähr 2 Meter sein.
Das schaffe ich.
Langsam bereite ich mich auf den kleinen Sprung vor, der mein Ticket in die Freiheit ist.
Ich stoße mich vom etwas lockerem Fensterbrett ab und lande etwas unsanft auf dem Waldboden.
Jedoch rappele ich mich schnell wieder auf.
Endlich frei.
Ich breite die Arme aus und schließe genussvoll die Augen, um dieses Gefühl noch mehr zu genießen.
Jetzt gerade könnte ich die ganze Welt um mich herum vergessen.
Wundervoll.
Doch die Realität lässt mich schnell wieder zu Sinnen kommen.
Wohin soll ich nun gehen? Nachhause? Oder doch lieber raus aus der Stadt und nie wieder zurückkehren, somit ich auch ein neues Leben beginne?
Naja, egal, erstmal muss ich aus diesem Wald hier raus!
Ich setze gerade zum ersten Schritt an, als ich plötzlich eine raue und bedrohliche Stimme hinter mir vernehme.

"Hey! Wie...!? Oh, das wirst du sowas von bereuen!"

Als ich mich umdrehe, sehe ich einen wütenden Jeff mit ein paar Lebensmitteln in der Hand, nicht viele Meter entfernt von mir stehen.
Oh nein.
Doch statt zu zittern, muss ich erst leicht Schmunzeln, bis sich dieses Schmunzeln in ein Grinsen verwandelt, und damit ich nicht laut loslache, halte ich mir die Hand vor den Mund.
Mensch, ich muss mich unter Kontrolle bringen!
Aber....diese Erkenntnis ist einfach zu komisch!

"Was soll jetzt noch so lustig sein!?", fragt er mich bedrohlich.

"Entschuldige, aber der Gedanke, wie ein Killer im Supermarkt steht und überlegt, ob er sich Mandarinen oder doch lieber Orangen kaufen soll, ist einfach zu köstlich", nuschele ich belustigt.

"Das findest du also lustig?!"

Mit einem Mal lässt Jeff alles fallen und kommt auf mich zu, wodurch mein Grinsen langsam verschwindet und ich von Schritt zu Schritt unsicherer werde.
Verdammt, warum habe ich nur gelacht?!
In der Hoffnung er würde nicht noch näher kommen, trete ich einige Schritte zurück, was zu meiner Begeisterung nichts bringt und er immer näher kommt.

"Soll ich dir sagen was lustig ist?!"

Heartbeat (Jeff the Killer Lovestory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt