Seine Schuld

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Mein Kopf dreht sich ruckartig zur Seite und nicht mal ein paar Sekunden vergehen, da spüre ich in meinem Mund schon einen metallartigen Geschmack,.....Blut.

Meine Lippe schmerzt gewaltig und ist anscheinend auch aufgeplatzt.
Ich kann es noch gar nicht so richtig fassen und mein Blick wandert zu Jeff, der mich wütend und gleichzeitig auch noch hasserfüllt anstarrt.

"Wage es noch einmal dich mir auf irgendeine Weise zu widersetzen und es bleibt nicht bei einem Schlag! Geh jetzt zurück ins Haus, ich muss das hier noch zu Ende bringen...", sagt er nun schon viel ruhiger, so als ob er seine ganze Wut auf mich an diesem einen Schlag herausgelassen hätte.

Meine Tränen kullern inzwischen schon hintereinander meine Wangen hinunter und ich schaue zu dem verzweifelten Mädchen.
Ich kann das nicht.
Vermutlich werde ich mir noch jahrelang darüber Vorwürfe machen, aber ich kann das einfach nicht.
Noch so ein Schlag würde mich nicht nur physisch verletzen sondern auch psychisch.
Es ist mir einfach zu viel. Ich muss weg. Ich werde gezwungen. Aber das ist keine Ausrede für mein Gewissen.
Schweren Herzens flüstere ich die Worte, die ich nicht hätte sagen wollen.

"Es.....tut mir so Leid" , flüstere ich dem Mädchen zu und drehe mich langsam um und bewege mich stockend in jeder Bewegung fort in Richtung Haus.

"Nein! B-Bitte nicht!"
Das sind die letzten Worte des Mädchens, die sie noch schreit bevor ich die Tür hinter mir schließe.

Ich versuche mich wieder etwas zu beruhigen, doch der Schock sitzt einfach zu tief.
Ich.......habe gerade verdammt nochmal über Leben und Tod bestimmt!!!
Und gerade dann muss ich mich für das Letztere entscheiden...

Ich schließe krampfhaft die Augen und presse meine Lippen aufeinander, um weitere Schluchzer und Tränen zu vermeiden, ziehe kurz darauf aber scharf die Luft ein, da meine Lippe erneut schmerzt.
Ich begebe mich zögernd ins Bad und blicke mit tränenverschleierten Augen in den Spiegel. Das Spiegelbild alleine schockt mich schon, jedoch versuche ich mich auf meine immer noch blutende Lippe zu konzentrieren.
Ein dunkler Riss befindet sich in meiner unteren Lippe und die Wunde schmerzt noch immer sehr stark.
Mein Weg führt zurück ins Wohnzimmer, indem ich nun hilflos und verzweifelt herum stehe.
Still leidend warte ich auf Jeff.
Gerade jetzt zeigt er mir, wie grausam er doch sein kann.

Nach wenigen Minuten kommt er dann auch hinein und würdigt mich zunächst keines Blickes.
Ich kann es kaum glauben!
Jeff, der Mörder höchstpersönlich, eines unschuldigen Kindes noch dazu, setzt sich einfach auf die Couch und guckt mit seinen noch blutverschmierten Fingern in sein Handy!
Dieses Mal werde ich mich aber zurückhalten, jetzt, wo er mir direkt gezeigt hat, dass er jedes Leben ganz leicht ausschalten kann.

"Wieso......Wieso hast du das nur getan?"

Meine Stimme ist total brüchig, was ich selbst nicht erwartet habe.
Ich meine den Mord aber auch diesen verdammt schmerzhaften Schlag.

"Was meinst du? Dieses kleine Miststück, die ich gekillt hab oder dass ich dir eine reingehauen hab?"

Er fragt dies ganz ohne Scham geschweige denn ohne Gefühle.
Er schaut mich noch nicht einmal an, während er diese Worte ausspricht, sondern schenkt seine Aufmerksamkeit seinem Handy.

"B-Beides"

Ich erhoffe mir seine Aufmerksamkeit, doch diese widmet er immer noch seinem elektronischen Gerät.

"Okay, ganz einfach. Ich bin ein Killer und bringe nun mal regelmäßig Menschen um, und ich hätte dich nicht geschlagen, wenn du dich mir nicht widersetzt hättest, also ist es im Grunde genommen deine Schuld"

"Meine Schuld?!?"

Nun kann ich mich echt nicht mehr beherrschen! Jeff hat den Punkt getroffen, in dem in mir die pure Wut aufglüht!

"Du meinst also es ist MEINE Schuld, wenn DU mich schlägst, nur weil ich jemanden das Leben retten wollte?! Entschuldige, dass ich nicht so verkommen und herzlos wie du bin!", schreie ich ihm unberechenbar entgegen.

Nun schwenkt sein Blickfeld auf mich.

"Verkommen und herzlos?", wiederholt er meine Wörter in einem undefinierbaren Ton in der Stimme.

Er schaltet sein Handy aus, schmeißt es beiseite auf die Couch, steht bedrohlich auf und kommt auf mich zu.

Anscheinend habe ich den lieben Jeff nun wieder wütend gemacht.

"Ganz schön harte Wörter, die du mir unbewusst entgegen schreist!"

Er kommt mir immer näher, bis es sich nur noch um wenige Zentimeter handelt, die unsere Gesichter trennen.
Mein Herz beginnt nun viel schneller als vorher zu schlagen. Zu viele Gefühle durchströmen gerade meinen Körper.

"Ich könnte dein Leben auch hier und jetzt beenden und niemand würde dich mehr vermissen", flüstert Jeff mir eisig zu.

Zornig mustere ich ihn genau.

"Da irrst du dich gewaltig, denn ich habe im Gegensatz zu dir noch Familie!"

Plötzlich spüre ich einen stechenden Schmerz an einer Wange und realisiere, dass er mir eine feste Ohrfeige gegeben hat.
Er hat mich schon wieder geschlagen.
Ich streife leicht meine schmerzende Wange und spüre wie sie pocht.
Sein Blick senkt sich.

"Nicht mehr...", flüstert er mir zu.

"Was...? W-Wovon sprichst du?!?"

"Ich.....habe deine Eltern umgebracht"

Knack.
Er beginnt meine Welt zu zerbrechen.
Dieser Satz kommt wie ein Schlag ins Gesicht. Nein, noch mehr. Es zerfrisst einen allein schon bei der Vorstellung.

"Nein......das.....hast du nicht"

Sofort schießen mir unkontrollierbar Tränen in die Augen und ich beobachte ihn genau.
Hat er nicht.
Sowas macht er nicht!
E-Er lügt!
Er lügt verdammt!

"Das....hast du nicht getan! Das würdest du nicht tun..."

Die ersten Tränen kullern schon über meine Wangen.
Jeder Atemzug, jede Bewegung, jeder Gedanke schmerzt bei seiner Aussage.
Jeder einzelner Gedanke redet mir das Gegenteil ein.

"Meine Eltern.....sind nicht tot. Sie-Sie sind immer noch..."

Jeff unterbricht mich.

"Eine Auszeit nehmen von der eigenen Tochter? Nein, sie sind zurück gekommen und waren total glücklich, dich endlich wieder sehen zu können, doch du warst nicht da. Sie sahen nur mich, und wie ich ihnen letztendlich die Kehle aufschnitt!"

Ich schreie ihn an vor Wut.
"Du lügst!!!"

Ich hole automatisch aus und will ihn schlagen, doch er fängt geschickt meinen Schlag ab und umklammert nun mein verwundetes Handgelenk.
Finster blickt er mich an.

"Wage so etwas nicht noch einmal!"

Erneut kämpfen sich Tränen über meine Wangen, auch weil er einen so festen Griff hat, und die Wunde gerade unwahrscheinlich stark brennt.
Anscheinend hat Jeff meine Reaktion auf mein Handgelenk bemerkt, doch anstatt etwas lockerer zu lassen, verstärkt er den Druck und ich verziehe schmerz besinnt mein Gesicht.

"Denkst du ich verschone ganz plötzlich andere, nur weil du jetzt da warst?!?", brüllt er mir kalt entgegen.

Jedoch verschlägt ein Wort mir fast die Sprache.
"Warst...?"

"Ganz richtig gehört! Verschwinde! Ich hab dich hier schon lang genug geduldet..."

Er dreht mir langsam den Rücken zu.
Das war's also.
Auch ich drehe mich um und ich muss einmal laut aufschluchzen. Meine Tränen kann ich inzwischen nicht mehr beherrschen, sie fließen in Strömen meine Wangen hinunter.

"Ich..........hasse dich", flüstere ich ihm zu und verlasse dann die Hütte.

Heartbeat (Jeff the Killer Lovestory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt