Verschlossen

3.6K 202 19
                                    

"Ich.....habe beschlossen.......dich noch etwas länger am Leben zu lassen"

Sofort entspannen sich meine Gesichtszüge und ich bin erleichtert, zu wissen, dass er mich wenigstens erst einmal eine Zeit lang in Frieden leben lässt, naja, zumindest in seiner Anwesenheit.
Momentan bin ich ihm echt total dankbar, schließlich ist das schon einmal ein ganz guter Anfang, bis er mich irgendwann vollständig in Ruhe lässt und ich mein Leben so leben kann wie ich es will.

Während ich nachdenke, beobachte ich gleichzeitig noch den Sonnenaufgang.
Solch einen habe ich bisher nicht gesehen, aber ich habe eigentlich auch noch nie die Sonne auf einem Gebäude betrachtet, auf dem man auch eine gute Aussicht hat.

"Hier sitze ich öfters mal und beobachte den Sonnenaufgang, sowohl als auch den Sonnenuntergang..." , murmelt Jeff in aller Ruhe und blickt weiterhin in die Ferne.

Ich linse leicht zu ihm herüber.
Er hat sich letzte Nacht wirklich schlagartig nett zu mir verhalten,...das ist echt unglaublich.
Im Vergleich zum Anfang, wo er mich noch umbringen wollte und es ohne diese glücklichen Zufälle auch getan hätte...

Ich verliere mich gerade regelrecht in diesem zauberhaften Aufgang.
Das wird schon, es wird schon Bergauf gehen...
Mein traumhafter Ausblick wird jedoch kurze Zeit später von einer Papiertüte gestört, welche Jeff mir entgegenhält.

Etwas verwirrt und zugleich auch noch unsicher nehme ich das Stück Papier mit Inhalt zu mir und bedanke mich leise. Vorsichtig öffne ich sie.
Was sollte Jeff mir denn schon schenken..?
Warum schenkt er mir eigentlich überhaupt etwas?
Mein Blick fällt in die Tüte und darin befindet sich ein belegtes Brötchen.

"Ich meine,...du isst ja schließlich auch", meint er grinsend und achtet genauestens auf meine Reaktion.

"Ja, tue ich. Danke nochmal" , lache ich leicht, woraufhin als Antwort Jeff nickt.

Herzhaft beiße ich in das Brötchen und schließe genussvoll die Augen.
Ich vermute er hatte mich die ganze Zeit beim Essen beobachtet, doch das war mir ziemlich egal, ich hatte nämlich wirklichen Hunger!
Ich fühle mich nun immer wohler auf diesem alten Gebäude.

Wir blieben noch dort, bis die Sonne so langsam von Wolken leicht bedeckt wurde.
Nun brechen wir wieder den Heimwe......ich meine Jeffs Zuhause an.
Nein, Jeff hat sich zwar in meiner Sicht etwas verbessert, jedoch werde ich sein Zuhause noch lange nicht als mein Zuhause bezeichnen können.
Während des Rückweges sprechen wir kein einziges Wort miteinander, irgendwie habe ich das Gefühl, er wird gerade wieder abweisender mir gegenüber, aber ich hoffe einfach mal, dass ich mich geirrt habe.

Im Haus angekommen stehen wir zwei wieder nur herum.

"Ich muss jetzt...noch etwas erledigen...ich werde erst heute Abend wieder kommen" , erzählt Jeff und sein Tonfall trifft meine Vermutung auf der Stelle ins Schwarze.

Er klingt nicht mehr entspannt und nett, nein, er klingt eher kalt und genervt.

"Ok" , gebe ich kleinlaut, jedoch ebenso enttäuscht von mir, "Aber...w-was soll ich so lange machen?"

Er überlegt einen Moment.
"Komm"

Ich folge Jeff mit einem Hauch von Misstrauen, bis wir vor dem geöffneten Bad stehen bleiben.
Ich frage mich gerade, was genau er vor hat, da schubst er mich grob ins Bad. Völlig überrumpelt falle ich nach vorne, schaffe es aber noch mein Gleichgewicht zu halten. Schließlich habe ich ein derartiges Geschehen auch nicht erwartet!
Doch ehe ich reagieren und zur Tür eilen kann, hat er diese schon zugeknallt und abgeschlossen!

"Hey! Was soll das?!?", schreie ich wütend durch die Tür und schlage dagegen.

Natürlich ist das Holz auch nicht nachgiebig und meine Hand tut eher weh, anstatt ich das Holz auch nur ansatzweise kaputt gemacht habe!

"Du wirst da bis heute Abend drin bleiben, dann lasse ich dich wieder raus", brüllt er mir gefühlskalt entgegen.

Ich kann so schnell gar nichts erwidern, da schließt er schon die Haustür ab und verschwindet.
Na super, so ein Idiot!
Wieso muss er diesen guten Morgen denn jetzt einfach so verderben?!

Ich atme einmal tief durch.
Okay, ich muss jetzt gut nachdenken was ich mache.
Erste und meiner Meinung nach beste Möglichkeit, ich fliehe.
Er hat nicht einfach so das Recht mich hier einzusperren und wie einen Hund am Abend wieder herauszulassen!
Ich sehe mich langsam und gründlich nach links und rechts um, nirgendwo ist auch nur ein kleines Fenster. Außerdem liegen hier auch keine brauchbaren Sachen herum. Ich setze mich auf den Badewannen Rand und denke angestrengt nach.
Wie soll ich hier raus gelangen?
Erneut schaue ich mich um. Meine Sicht gleitet nach oben.
Ein Fenster! Perfekt!
Wenn Jeff bis heute Abend weg ist, bin ich dann schon über alle Berge!
Ich schaue mich auf die Schnelle um und stehe auf.
Letztendlich wäre der Badewannen Rand doch eine brauchbare Option!
Vorsichtig und mit zittrigen Beinen steige ich an die Seite der Badewanne und versuche geschickt das an der Decke liegende Fenster zu erreichen.
Doch plötzlich rutsche ich ab und knalle mit voller Wucht mit dem Kopf auf den harten Rand der Badewanne.
Das ist zu viel.
Mein Körper hätte vieles ausgehalten, doch so ein harter Schlag hat ordentlich gesessen.
Es dauert nicht mal ein paar Sekunden, da wird mir pechschwarz vor Augen und ich verliere das Bewusstsein.
Die Zeit hört in dem Moment für mich auf zu schlagen.
Ich fühle einfach nichts mehr.
Es ist fast schon friedlich, abgesehen von dem starken Schmerz, der aber nun von meinem Bewusstsein blockiert wird.

Viel später nehme ich alles ganz leicht wahr.
Eine unklare Stimme schreit mir etwas zu.

"Verdammt, was hast du gemacht!?!"

Heartbeat (Jeff the Killer Lovestory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt