Als sich meine Augen gerade begannen an die dämmrige Dunkelheit der Heulenden Hütte zu gewöhnen, hörte ich auch schon, wie James, gefolgt vom schwarzen Köter, durch das Loch kletterte.
Ich griff nach seiner Hand. Merlin, war es mit mir jetzt auch schon soweit, dass ich wie Marlene Angst im Dunkeln hatte? Doch meine Augen hatten sich nun an die Dunkelheit gewöhnt und ich begann die Umrisse der Räumlichkeiten wahrzunehmen. Eine morsche Holztreppe führte in die oberen Stockwerke. Die Treppe war mit einem muffigen dunklen Treppenläufer ausstaffiert und ich wollte nicht wissen, wie viel Ungeziefer sich zwischen den Fäden eingenistet hatte.
„Uäääh", stieß ich hervor, als etwas Feuchtes meine Hand streifte. Doch es war nur einer der Holzbalken, die das Treppenhaus zusammenhielten. Er war feucht und morsch und ich zog meine Hand schnell zurück.
„Ist das wirklich nötig, James?", fragte ich und mein dringliches Verlangen hier so schnell wie möglich wieder zu verschwinden wurde mit jeder Sekunde, die verstrich stärker.
„Lumos", flüsterte James und fügte leise hinzu: „Also wirklich, Lily, sooo schlimm ist es wirklich nicht. Komm schon, ich will dir etwas zeigen."
Ich nickte tapfer und begann die wackeligen Treppenstufen hinaufzusteigen. Der große Schwarze Hund hechtete an mir vorbei und ließ leichtfüßig die Stufen hinauf, nicht ohne noch einmal vorwitzig mit dem Schwanz um meine Beine zu schlagen. Ich verdrehte die Augen und der Hund verschwand am oberen Treppenabsatz.
„Der lebt doch nicht etwa hier, oder James?", flüsterte ich und umfasste seine Hand automatisch noch fester. Doch mein Freund grinste nur und zog mich weiter die Treppe hinauf.
Als wir oben angekommen waren, bot sich uns der Blick auf mehrere Türen, von denen einige arg in Mitleidenschaft genommen waren.
Eine der Türen war nur angelehnt und James stieß sie auf. Das Zimmer war leer, bis auf ein großes altes Himmelbett mit mottenzerfressenen Vorhängen und einige andere verstaubte und abgestandene Möbelstücke. Ich zog meinen Zauberstab und das Weidenholz schmiegte sich sanft an meine Handfläche.
„Ohje."
James lachte und seine Augen huschten zu meinen gezückten Zauberstab herüber.
„Nicht dein Ernst, Lilylein!", rief er und seine Augen blitzen auf, als sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete.
„Ich beschütze dich schon in diesen gefährlichen Zeiten. Wer weiß ob sich nicht wohlmöglich Todesser in der Heulenden Hütte verstecken oder gleich Voldemort selbst. Ich wette er sitzt dort im Schrank und lauert auf kleine rothaarige Mädchen."
Er gluckste und hinter mir erklang ein langgezogener Laut, eine Mischung aus Lachen und dem Heulen eines Hundes. Ich wirbelte herum, doch konnte nichts Verdächtiges entdecken.
„James, das ist nicht witzig. Hier spukt's.", schrie ich, denn ich war bei dem Klang von Voldemorts Namen zusammengezuckt.
Doch nun steckte ich den Zauberstab wieder trotzig unter meine Jacke und beschied mich darauf, mich an James festzuklammern.
„Komm schon, Tatze", sagte James ins nichts hinein. „Ich glaube wir haben ihr genug Angst eingejagt, obwohl ich es ja echt niedlich finde, wenn sie mich als Beschützer in Anspruch nimmt."
In der hintersten Ecke neben dem Himmelbett tauchte der riesige schwarze Hund auf und mit einem Mal hatte er schreckliche Ähnlichkeit mit dem Grimm aus „Entnebelung der Zukunft" aus dem Wahrsageunterricht.
Ich wich zurück. Doch es war nicht der Grimm-ähnliche Hund der mich verstörte, sondern eher James' nüchterne Gelassenheit, als wäre es das Normalste der Welt in der Heulenden Hütte zu stehen und sich mit einem Hund zu unterhalten.
Zu allem Übel huschte auch noch eine Ratte kurz vor meinen Füßen über die ausgebeulten Holzplanken und ich klammerte mich in hysterischer Panik an James. Verdammte, mädchenhafte Schwäche.
Doch ehe ich etwas erwidern konnte begann die Luft um den schwarzen Streuner herum ungewöhnlich stark zu flimmern und auf merkwürdige Weise zu verwischen.
Das Bild verzerrte sich und ich schloss die Augen, denn ich war mir nicht sicher, ob ich das sehen wollte, was vor mir geschah. Doch ich konnte meine Augen nicht mehr als ein paar Sekunden schließen, zu groß war meine Aufregung und Neugierde.
Weder James noch ich sagten ein Wort und James drehte sogar seinen Kopf zur Seite und fummelte an seinen Fingernägeln herum, als wäre es das Normalste der Welt zu sehen, wie sich der bärengroße Hund vor uns in Luft aufzulösen begann.
Ich hielt die Luft an und bemerkte nicht, dass James meine Hand losgelassen hatte. Panisch sah ich mich in dem verstaubeten altmodischen Zimmer um, doch ich konnte James nirgendwo entdecken. Dann geschah etwas, dass mein Herzschlag für einen Moment aussetzen ließ. Die Luft um den Hund hörte auf zu flimmern und an seiner Stelle stand mit einem Mal-
„Sirius Black", rief ich und starrte ihn voll Ungläubigkeit an. „Was bei Merlins Bart hast du-"
Doch weiter kam ich nicht, denn Sirius vor mir konnte nicht mehr an sich halten und brach in ein so schallendes Gelächter aus, dass ihm das dunkle Haar nur so ums Gesicht wirbelte und er sich auf dem muffigen Bett niederlassen musste.
„Du bist doch wirklich das Letzte", schrie ich ihm entgegen, lauter und harscher als ich beabsichtigt hatte. Ich war drauf und dran, ihm eine zu verpassen, wenn er nicht langsam mit dem Gelächter aufhörte.
Ein Scharren hinter mir ließ mich erneut herum wirbeln.
„Du verdammter Idiot, James Potter", rief ich, flog auf ihn zu und umklammerte ihn so fest ich konnte.
Sein perplexer Blick verwandelte sich von der einen zur nächsten Sekunde in ein sanftes Lächeln und er zog mich an sich. Ich atmete seinen Geruch ein und mein geschockter Gemütszustand schien sich langsam zu beruhigen. Roch es hier gerade nach Hirsch, oder war das eine Täuschung, die meinen Geruchssinn beeinträchtigte. Moment. Woher wollte ich wissen, wie ein Hirsch roch.
Ich schüttelte unwirsch den Kopf, ob dieser lächerlichen und unpassenden Überlegung. Zuerst war mein Kopf zu vernebelt, um einen klaren Gedanken zu fassen. Mein Gehirn ratterte und ich rief mir ein imaginäres Exemplar von Verwandlung für Fortgeschrittene ins Gedächtnis. Menschen, die sich in Tiere verwandelten... Kapitel 26, Animagi. Und es machte klick.
„Warum hast du mir nie gesagt, dass Black ein Animagus ist?", wendete ich mich vorwurfsvoll an James und er starrte mich überrascht an. Sirius hatte mittlerweile aufgehört zu lachen.
„Du bist die wahrscheinlich klügste Hexe unsere Jahrgangs, Evans", sagte er zärtlich.
Diese Aussage mochte mir zwar schmeicheln, doch half sie mir bei meiner Frage keinen Schritt weiter. Ich sah James fragend an, doch dieser entgegnete nichts. Ich atmete gut hörbar aus, als sich die Luft um ihn herum ebenfalls zu verzerren begann.
„Nicht du auch noch", stöhnte ich, doch ein warmes Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich mit ansah, wie sich mein Freund in einen großen, braunen Hirsch verwandelte.
Neben Sirius huschte erneut die Ratte unter dem Bett hervor.
„Das ist übrigens Peter", teilte mir Sirius grinsend mit und ich meinte zu träumen.
„Ihr alle?", stotterte ich, doch eine Antwort blieb aus. „Leute?"
Und dann standen sie alle vor mir. Jeder der drei Rumtreiber hatte seine Animagusgestalt angenommen. Mein Blick wanderte ehrfürchtig von dem großen, majestätischen Hirsch, über den riesigen schwarzen Hund, dessen Schwanz wie wild auf den Boden hämmerte bis zu der kleinen mausgrauen Ratte mit dem geringelten rosa Schwanz.
Ich strich dem Hirsch sanft über die Schnauze und meinte in seine Augen, das goldene Glühen wiederzuerkennen, welches ich bei James haselnussbraunen Augen so liebte. Mein Blick wanderte zu seinem Geweih und ich begriff.
„Krone", flüsterte ich.
Der Hirsch sah mich an und seine wunderschönen braunen Augen mit den langen dunklen Wimpern musterten mich so intensiv, dass mir ein warmer Schauer den Rücken hinunterlief.
Ich gab dem Hund einen Klaps und grinste, als Peter, die Ratte, zwischen meinen Füßen hindurchflitze.
Mir war wunderbar warm und wohl zu Mute, nachdem ich das Geheimnis der Rumtreiber erfahren hatte. Als hätte ich einen großen Schluck Felix Felicis eingenommen. So ungefähr stellte ich es mir vor, wenn die innere Wärme den ganzen Körper umschloss. Ich schmiegte meine Wange an die des Hirsches. Dann zögerte ich und mir fiel auf, dass die Gruppe unvollständig war.
„Wo ist Remus?", fragte ich leise.
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Du gefällst mir, wenn du so wütend bist, Evans!
FanficRumtreiberzeit. Eigentlich hätte Lily Evans' Abschlussjahr als Schulsprecherin glänzend beginnen können, wäre da nicht ein gewisser jemand mit zerstrubbeltem schwarzem Haar und haselnussbraunen Augen gewesen. Der Schulstress, die Rumtreiber und auch...