Beflügelte Zukunftsaussichten

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Die restlichen Weihnachtstage waren wie im Flug vergangen und auch Petunia hatte sich dazu herabgelassen, unsere Gesellschaft zu ertragen, wenngleich ihre Blicke nach wie vor giftig und ihre Kommentare zynisch waren. Doch ich hatte mich mit der Situation schnell abgefunden und meine Familie hatte zunehmend Gefallen an meinem Freund gefunden, sodass selbst mein Vater nicht umhin kam, James zu mögen. Wie auch nicht? Es gab keinen Menschen in meiner Umgebung, mit Ausnahme von Severus vielleicht, der James nicht leiden konnte.
Allein sein schiefes Grinsen ließ mich jedes Mal schwach werden, während ich mich immer wieder fragte, wie ich James jemals hatte hassen können. Diese warmen haselnussbraunen Augen, das verstrubbelte schwarze Haar und dieses vermaledeite Grinsen führten dazu, dass ich oft die Kontrolle über meinen Körper verlor und sich dieser selbstständig machte, während mich James küssend an die Wände des ein oder anderen Korridors drückte, zwischen den Buchreihen der Bibliothek meine Bluse aufknöpfte oder im Gemeinschaftraum meinen Nacken mit Küssen bedeckte, was wiederum dazu führte, dass ich das, was immer ich gerade tat, unterbrach und in seinen Küssen versank, die feuriger und besser waren als Feuerwhiskey oder das Fliegen auf James' Besen oder ein Ohnegleichen in den Hausaufgaben. Sie waren das Beste Gefühl überhaupt, abgesehen vielleicht von Dingen, die James tat, wenn wir uns sicher waren, dass wir ganz und gar und absolut allein waren.
Wir waren erst kurz vor Silvester zurück nach Hogwarts gekehrt und hatten das Feierns ins neue Jahr mit Mary, Marlene, Sirius und Remus zusammen verbracht. Peter hatte sich trauriger Weise nicht gemeldet und überhaupt kapselte er sich zunehmend von unserer Gruppe ab, was dazu führte, dass ich die Gesellschaft von Mary und Marlene zunehmend vermisste. Denn meine beiden besten Freundinnen hingen doch tatsächlich immer mehr bei den Rumtreibern ab und Marlene war dazu übergegangen Sirius seinen Seitentripp zu verzeihen und man fand sie immer mehr in der Gesellschaft von Remus, während Mary und Sirius die Tage damit verbachten Speichel austauschend zwischen den Regalreihen der Bibliothek zu verbringen, während ich lernte und die Welt draußen blühender und sonniger wurde.
Mit dem Frühling standen nun auch die UTZ-Prüfungen kurz bevor. Doch inzwischen war es so warm geworden, dass wir uns mit unseren Sachen nach draußen setzten konnten. Im Schatten der großen Buche am Seeufer machten wir es uns derweilen gemütlich und büffelten für die anstehenden Prüfungen. Unsere erste Prüfung fand in Zauberkunst statt, was mir sehr zu Gute kam, da dies eines meiner besten Fächer war.
Am darauffolgenden Tag im Verwandlungsunterricht händigte uns Professor McGonagall die Prüfungspläne für die jeweiligen Jahrgangsstufen aus. Da sich die UTZ's teils mit den ZAG's überschnitten waren die große Halle, sowie die Bibliothek und die leeren Klassezimmer immer bis zum Bersten mit lernenden Schülern gefüllt. Ich saß mit Mary, Marlene, James und Sirius gerade in der Großen Halle beim Frühstück als Professor McGonagall auf uns zugeschritten kam.
„Guten Tag, Evans, McKinnon, Macdonald, Potter, Black..." Sie nickte uns zu und überreichte mir meinen Prüfungsplan. Am darauffolgenden Montag war es für mich mit der ersten Prüfungs-Einheit soweit. Auf dem Formular hieß es:

UTZ-Zauberkunst-Prüfung 09:00h
UTZ-Arithmantik-Prüfung 14:00h

Ich seufzte. Zwei Prüfungen an einem Tag. Und heute war schon Sonntag. Morgen war es soweit. Welch' eine Freude. James las über meine Schulter gebeugt mit.
„Oh, bin ich froh, dass ich Arithmantik habe sausen lassen", sagte er und gab mit von hinten einen Kuss auf die Wange.
Ich verdrehte die Augen. Ich hatte meine Überzahl an Kursen über das Jahr wirklich halten können, wozu ich mir im Stillen selbst auf die Schulter klopfen konnte, denn das war schon eine Leistung für sich. Sirius grinste.
„Ich hoffe, ich habe wie bei meinen ZAG-Prüfungen wieder die Marchbanks als Prüferin. Die fand mich schon bei den Prüfungen im fünften Jahr zum Anbeißen."
James lachte.
„Hat sie selbst gesagt", erwiderte er selbstgefällig als ich ungläubig eine Augenbraue nach oben zog.
„Pech für dich, Krone. Ich denke, ich habe bessere Karten als du dieses Jahr."
Das dunkle Haar fiel ihm in das grinsende Gesicht und er erntete einen verträumten Blick von Mary. Diesmal bemerkte dieser ihren Blick und beugte sich, weiterhin selbstgefällig und arrogant grinsend, zu ihr hinüber und küsste sie eindringlich und fordernd auf den Mund.
„Um Himmels Willen, Black", rief ich und warf ein Exemplar von „Theorie magischer Verteidigung" nach ihm.
„Evans", murrte er in den Kuss und seine Lippen lösten sich schmatzend von denen meiner besten Freundin.
Angewidert wandte ich mich ab und vertiefte mich wieder in meine Zauberkunst-Lektüre.
„Es würde euch auch nicht schaden, ein wenig in die Bücher zu schauen", sagte ich schnippisch und starrte James und Sirius erbost an.
„Ich muss das nicht üben", sagte Sirius lässig. „Ich kann das alles. Das O habe ich so gut wie in der Tasche."
Ich verdrehte erneut die Augen und richtete meinen strengen Blick schließlich auf James. „Und du?", fragte ich herausfordernd. „Hast du dein O auch schon so gut wie in der Tasche?", äffte ich Black nach.
„Naah, Evans. Reg dich ab. Wir werden das schon Schaukeln. Und wenn ich Auror werden will, brauche ich in Zauberkunst nur ein Erwartungen übertroffen. Das bekomm ich locker hin."
Er küsste mich, aber ich schob ihn weg. „Du willst Auror werden?", fragte ich entgeistert.
„Hmm." James zuckte mit den Schultern. „Joa, hab mal drüber nachgedacht. Klingt ganz spannend."
Ich richtete mich auf und meine Augen waren sehr hell. „Das ist äußerst gefährlich, James. Weißt du eigentlich, wie hoch die Todesrate in diesem Beruf liegt. Klar, man verdient ne Menge und die Zukunftsaussichten sind durchaus anschaulich, aber ich denke nicht, dass das eine gute Job-Wahl ist. Professor McGonagall hat gesagt-"
„Um Himmels Willen, Evans", sagte Sirius genervt. „Lass Krone doch das tun, was er selbst für richtig hält. Er wird schon nicht umkommen. Und wenn, dann müssten wir das eigentlich feiern. Immerhin hätten wir dann eine arrogante Nervensäge weniger am Hals."
Ich starrte Sirius erzürnt an. „Das ist nicht lustig, Black. In diesem Beruf sterben Menschen und ich..."
Doch Sirius hatte sich bereits abgewandt und seine Hand war unter Marys Pullover verschwunden. Mein Mund blieb kurzzeitig offen stehen, ehe ich mich schnaubend wieder über Zauberkunst beugte.
James strich mir beruhigend über den Rücken. „Keine Sorge, Lily", raunte er. „Ich muss auch gar kein Auror werden, weißt du... Wir können für den Anfang auch von meinem Erbe leben, das meine Großeltern mir hinterlassen haben. Dann haben wir genug Zeit, uns um eine Ausbildung zu kümmern. Und das Ministerium bietet reichlich interessante Jobs an und bei meinem UTZ-Ergebnissen, werden sie sich regelrecht um mich prügeln." Er lachte.
Ich sah James an und mit einem Mal wurde mir ganz warm ums Herz.
„Wie?", fragte ich mit brüchiger Stimme.
„Ich meinte, dass Ministerium biete viele verschiedene-"
„Nicht das", rief ich. „Das mit dem Zusammen-leben-Ding, das hat mir besser gefallen..."
Ich merkte, wie ich rot wurde.
„Oh." James' Ohren färbten sich hauchzart-rosa. „Ach das... Das war nur so eine Überlegung... Du weißt ja, weil das unser letztes Jahr ist und so..." Seine Stimme verlor sich. „Aber wenn du nicht möchtest, versteh ich das natürlich..."
Ich fiel James um den Hals und küsste ihn stürmisch auf den Mund. Besser als Feuerwhiskey war das hier alle mal. „Ob ich nicht will? Du Idiot, James Potter! Natürlich will ich mit dir zusammenziehen."
Als ich mich von ihm löste, strahlten seine haselnussbraunen Augen und er küsste mich fordernd und leidenschaftlich auf meine warmen Lippen.
„Merlin, womit habe ich dieses Mädchen nur verdient?", nuschelte er in den Kuss hinein. Ich zog ihn zu mir hinab. „Merlin, womit habe ich diesen Jungen nur verdient?"
„Jetzt könnt ihr auch wieder aufhören", drang Sirius Stimme zu uns herüber und er grinste breit.
„Tss... Klappe, Black", rief ich lachend.


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Hui, es wird ernst zwischen den beiden :D
Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel und ihr hinterlasst mir ein Review :)

Du gefällst mir, wenn du so wütend bist, Evans!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt