-25- "Danke für den Whiskey."

190 9 0
                                    

Ich wartete nun solange bis auch der letzte Sonnenstrahl vom Himmel verschwunden war und ging wieder raus in die Innenstadt. Dabei überkam mir ein unfassbares Hungergefühl. Wann hatte ich jetzt das letzte Mal Blut getrunken? Gestern war es auf jeden Fall nicht.

Ich ging also wieder in eine Bar und sprach den erstbesten Typen an, der alleine dort saß. „Komm mit mir." (Ich) Ich manipulierte ihn so, sodass er mich nach draußen folgte, in eine dunkle Gasse.

„Du wirst jetzt nicht schreien." (Ich) Dann biss ich zu. In seinen Hals, um genau zu sein. Nach etwas längerer Zeit löste ich mich dann von ihm. Er war schwach, sein Herz schlug allerdings noch.

Ich biss kurz in meinen Arm und gab ihm dann etwas von meinem Blut, damit er wieder heilen konnte. Dann wischte ich mir noch den Rest seines Bluts aus dem Gesicht und ging wieder aus der Gasse. Das tat gut.

„So früh wieder unterwegs?" (Diego) Ich drehte mich in seine Richtung und grinste. „So spät noch unterwegs?" (Ich) Dabei war es gerade mal ungefähr 21 Uhr. Zumindest hatte ich gegen 20 Uhr das Zimmer verlassen.

„Touché. Bock auf 'n Drink?" (Diego) „Immer doch." (Ich) In New Orleans stieg mein Alkoholkonsum ziemlich stark an, so viel stand schon mal fest. Wir gingen also zusammen in die Bar, aus der ich mir gerade mein Essen geangelt hatte, und setzten uns wieder auf zwei Barhocker.

„Was darf's denn heute sein?" (Diego) „Wenn du bezahlst, dann Whiskey. Aber schön teuren." (Ich) Er verdrehte grinsend die Augen, bestellte aber meinen Wunsch für uns beide. Zum Pech für die Bar, ging diese Bestellung aber wieder - wer hätte es gedacht - aufs Haus.

„Kaum zu glauben, dass mein neues Leben damit beginnt, dass ich mich jeden Abend in eine Bar setze und mich voll laufen lasse." (Ich) „Wie könnte man das Leben zurzeit besser verbringen?" (Diego)

Sag mir bitte, dass das Ironie war. Mir fallen bestimmt einige bessere Dinge ein. Zum Beispiel... Abenteuer erleben, sich mit Freunden treffen, Abende mit der Familie, die ich nicht besaß, verbringen, etc.

Die Bardame stellte uns zwei Gläser hin und ging dann wieder ans andere Ende des Tresens, um weitere Bestellungen aufzunehmen. Gerade als ich einen Schluck nehmen wollte, kam der Dunkelhäutige, der mich gestern als Felizitas angesprochen hatte, in die Bar und lief geradewegs auf uns zu. Oh nein, bitte nicht. Der Typ sollte mich in Ruhe lassen.

„Hey Marcel." begrüßte Diego den Typen und gab ihm die Hand. „Alice ist übrigens ziemlich cool. Du solltest sie vielleicht doch zu uns nehmen." (Diego)

Ziemlich cool? Zu uns nehmen? War ich jetzt etwa ein Objekt? Ich dachte die Zeiten wären vorbei, wo man Frauen nur als Objekte zur Rettung der eigenen Art betrachtete. Selbst wenn ich daran nur dachte, lief es mir kalt den Rücken hinunter.

Marcel sah mich an und musterte mich. „Alice, also... Du siehst genauso aus wie eine Freundin von mir." (Marcel) „Felizitas?" (Ich) Marcel nickte und setzte sich zu uns auf einen Barhocker.

„Ach, dann war es jemand anderes der zu dir wollte?" (Diego) Marcel nickte erneut. Endlich. „Ich habe übrigens auch Felizitas Handy gefunden. Es lag in meinem Hotelzimmer. Soll ich dir das geben, wenn du sie sowieso persönlich kennst?" (Ich)

„Gerne. Ich hole mir das morgen sonst einfach ab." (Marcel) Ich schrieb ihm den Namen des Hotels und meine Zimmernummer auf einen Bierdeckel, den er dankend in seine Jackentasche steckte.

„So und jetzt nochmal zu dem 'du solltest sie vielleicht doch zu uns nehmen'." (Ich) Diego und Marcel fingen beide prompt an zu lachen.

„Also wenn man das so sagen kann, dann ist New Orleans meine Stadt. Ich habe alles unter Kontrolle und mir eine Art Armee von Vampiren zugelegt. Und nicht jeder hat das große Glück dazu zu gehören." (Marcel) Aha. Jetzt machte die Aussage wenigstens einen Sinn.

„Ist Klaus auch dabei?" (Ich) Jetzt sahen mich beide geschockt an. Habe ich etwas Falsches gesagt beziehungsweise gefragt? „Du kennst Klaus?" (Diego) „Ja, ich habe ihn neulich in einer Bar kennengelernt, so wie dich ungefähr." (Ich)

„Halt dich von ihm fern, Alice." (Marcel) Ja klar. So schlimm ist er ja wohl nicht. Schließlich besucht er mich ja jeden Tag. Warum eigentlich? Und wieso konnte er eigentlich in mein Hotelzimmer, wenn er doch eigentlich gar keinen Schlüssel haben sollte...

„Ist notiert..." (Ich) „Ich meine das wirklich ernst." (Marcel) Ich nickte wieder und nahm dann wieder einen Schluck von meinem Getränk. So richtig glaubhaft kommst du jetzt aber nicht rüber, Alice. Ich nahm einfach noch den letzten Rest und stand dann von meinem Barhocker auf.

„So, ich gehe jetzt auch mal wieder. War nett dich kennenzulernen, Marcel und danke für den Whiskey, Diego." (Ich) Ich ging mit schnellen Schritten auf die Tür zu und verließ somit den Laden. Ich halte mich am besten erstmal von Männern fern. Oder von Vampiren. Oder von allen übernatürlichen Wesen.

Aber Moment... Seit wann lasse ich mir eigentlich von irgendwem was vorschreiben? Ich konnte mein Leben doch so leben, wie ich es wollte. Marcel hatte allerdings schon Recht... Klaus war merkwürdig und ich sollte mich vielleicht von ihm fern halten.

„Fel- ... Alice! Warte mal. Kannst du mir ihr Handy vielleicht jetzt schon geben?" (Marcel) Ich drehte mich in seine Richtung und er lief prompt auf mich zu. „Äh, ja klar." (Ich) Gedankenverloren nickte ich und ging weiter. Mit ihm an der Seite.

„Also, du und Diego?" (Marcel) „Wir sind Freunde. Naja, eher gute Bekannte, die sich zum Trinken treffen. Mehr nicht, falls du darauf hinaus wolltest." (Ich) „Schon klar, aber man weiß ja nie so genau." (Marcel) Ja genau.

Diego und ich kannten uns seit zwei Tagen beziehungsweise zwei Abenden. Mehr war da nicht. Wir verstanden uns gut, aber das war's dann auch.

„Und bei dir Marcel? Oder vögelst du jede Nacht 'ne Neue?" (Ich) Ich sah aus dem Augenwinkel, dass er lächelnd die Augen verdrehte.

„Genauso ist es, deswegen komme ich auch jetzt mit dir mit." (Marcel) „Alles klar, Don Juan." (Ich) Und wir beide verfielen in Gelächter. So ein Spinner.

Als wir dann beim Hotelzimmer angelangt waren, öffnete ich die Tür und ging dann gefolgt von Marcel ins Zimmer. „Sehr schick." (Marcel) Er schaute sich im Zimmer um.

„Eine rottige Bruchbude trifft's eher. Aber es ist aushaltbar." (Ich) Ich öffnete die Schublade des Nachtschränkchens und holte das Handy raus, was ich Marcel in die Hand drückte.

„Hoffentlich findest du sie." (Ich) „Das hoffe ich auch." (Marcel) Er lächelte mich noch kurz an bevor er dann ging. Bevor ich wieder alleine in diesem Zimmer war.

Ich schaute raus aus dem Fenster. Auf den glasklaren Sternenhimmel mit dem Halbmond. Wäre doch nur jemand hier mit dem ich das Ganze genießen könnte...

Ich sehnte mich nach einer Person, die ich aber nicht kannte und an die ich mich dementsprechend nicht erinnerte. Ich wusste, dass diese Person existierte, aber ich konnte sie nicht zuordnen. Genauso wenig wie dieses Gefühl.

Am besten sollte ich nochmal in die Stadt gehen. Jetzt wo ich die Chance hatte...

Desire ~ Der Tod der Allison Argent ➳ Vampire Diaries & Teen Wolf CrossoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt